Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Der Fundstoff - Bewaffnung

Knaufplatte einen Unterschied. Bei den letzteren Dol­chen ist nämlich die Knaufplatte oben gerade ab­geschlossen. Beide Stücke sind Streufunde. In den in Tiszabercel Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegten Bestattungen fand man u.a. auch Äxte, Eisenmesser, aber man kann nicht mehr feststellen, ob diese mit dem Dolch zusammen aus einem Grab zum Vorschein gekommen sind. S.A. Skoryj hielt die Dolche, deren Knaufplatte oben waagerecht abgeschlossen ist, für eine modifi­zierte Variante der skythischen Akinakes. 267 Man kann als eine besonders gute Analogie für die Aki­nakes aus der Tiefebene das Exemplar aus dem Hügel­grab von Matusov Repjachovataja Mogila im Wald­steppengebiet erwähnen 268 . Dieses Stück stammt aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. Akinakes diesen Typs stammen aus Oltenien vom Gräberfeld Ferigile, aus den Gräbern 1 und 41, die auf die erste Hälfte des 6. Jh. v. Chr. datiert wurden. 269 Auf Grund deren wird das Alter beider in der Tiefebene gefundenen Waffen bestimmt. Zu der vierten Variante der Dolche skythi­schen Typs vom Karpatenbecken gehört das Fund­stück vom Árdánháza (Ardonovo in Kárpátalja), des­sen Knaufplatte unten halbkreisförmig ist. 270 Der Be­stimmung von I. Fodor nach stammt dieser Dolch aus dem Waldsteppengebiet der Dnjeprgegend. 271 Der 1983 in der Gemarkung der Stadt Veszprém in Transdanubien gefundene Eisendolch vertritt durch die viereckige Form der Knaufplatte und des Griff­knopfs die fünfte Variante der Waffen östlichen Typs. Rechts am Griffknopf sieht man die Darstellung eines Vogelkopfes mit krummem Schnabel, darunter Wel­lenlinien, auf der linken Seite oben ein Schnabelmo­tiv, darunter ein Doppelkreismotiv. Auf der linken Seite der Knaufplatte sieht man einen Doppelkreis, darunter ein Vogelschnabelmotiv, während auf der rechten Seite eine aus schrägen Liniengruppen, aus Vogelschnabelmotiv und aus Doppelkreis bestehende Verzierung zu sehen ist. Die Doppelkreismotive stel­len die Augen des Vogelkopfes dar. 272 Der aus Raub­vogelköpfen zusammengesetzten, stark stilisierten Or­namentik stehen die Darstellungen der Dolche vom Dnjepr- und Prutbecken nahe. Diese Waffen stammen aus dem 5. Jh. v. Chr. 273 Einschneidige Schwerter Die einschneidigen Hiebwaffen bilden die zweite große Gruppe der in der östlichen Hälfte des Kar­267 SKORYJ 1982, 83. 268 IL'INSKAJA/ MOZOLEVSKIJ/ TERENOZKIN 1980, 42. Abb. 11. 269 VULPE1990, Taf. 4, 15.18. 270 HAMPEL 1893, 386. Abb.21 patenbeckens gefundenen skythenzeitlichen Stich­und Hiebwaffen. Auch hier kann man mehrere For­menvarianten voneinander unterscheiden. Zur ersten Variante gehören die Waffen mit einem Griff mit Raubvogelkopfdarstellung. Das Griffende des im nordungarischen Penc gefundenen Eisen­schwertes besteht aus einem Vogelkopf aus Bronze­blech mit in Kreisform gekrümmtem Schnabel (Taf. 168, 9). Am Ende des Geweihgriffes von einem Streit­messer, welches im Südteil der Tiefebene im Gräber­feld von Szentes-Vekerzug aus dem Grab 120 zum Vorschein gekommen ist, sieht man einen ähnlichen Beschlag (Taf. 77, 1). Neben dem Skelett in Hocker­lage im Grab 17 von Csárdaszállás fand man ein einschneidiges Eisenschwert auf, dessen Geweihgriff einen geschnitzten Adlerkopf darstellt (Taf. 16, 10). Im Gebiet der Kisalföld-Gruppe kamen aus den Gräbern A/13 und 67 des Gräberfeldes Chotin Geweihplattenfragmente diesen Stils zum Vor­schein. 274 Einen ähnlich ausgestalteten Geweihgriff hatte das einschneidige Eisenschwert, welches in der Siedlung der Hallstattkultur in Vel'ky Grob (SW­Slowakei) zum Vorschein gekommen ist (Taf. 185, 11). Ebenfalls Siedlungsfunde sind die zwei, je einen Vogelkopf mit krummem Schnabel darstellenden Geweihgriffplatten, die aus der Grube 446 der bei Nyíregyháza - Manda-bokor freigelegten Siedlung ans Tageslicht gelangten (Taf. 54, 6-7). All diese sind bedeutende Werke der skythischen Tierstilkunst. Zu ihnen gehört auch noch eine Geweihgriffplatte, die aber keinen Raubvogelkopf, sondern den Kopf eines Wolfs darstellt, auf die man in einer in der Gemarkung von Lajosmizse freigelegten Siedlung stieß (Taf. 30,6). Unter den aus Geweih geschnitzten Schwertgriffen gibt es auch ein solches Exemplar, welches nicht im Tierstil, sondern mit geometrischem Muster verziert wurde. Es kam als eines der Fundstücke des Urnen­gräberfeldes von Nyíregyháza - Vágóhíd im Jahre 1889 zum Vorschein (Taf. 51, 15). Der Meinung von Dezső Csallány nach war es die Auflage eines Bo­genendes. Aber von der als Parallelstück angeführte Geweihplatte von Szeged - Öthalom stellte sich dann heraus, dass sie nicht auf die Skythenzeit, sondern auf die Periode vor der Skythenzeit datiert werden kann, und zur Bogenplatte diente. 275 Deshalb können wir das Fundstück von Nyíregyháza als Schwertgriff bestimmen. Zur zweiten Formenvariante der ein­schneidigen Kurzschwerter gehören die typischen 271 FODOR 1969, 69. 272 KEMENCZEI 1984b, 37. 273 MELJUKOVA 1979, 199. 274 DUSEK 1966, Taf. 2, 16. 275 CSALLÁNY 1964, 7.

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