Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)
Der Fundstoff - Bewaffnung
Waffen aus dem Ostteil des Karpatenbeckens. Das Griffende ist entweder axt- oder stabfönnig, der Griff hat einen ovalen Querschnitt, ist an beiden Enden waagerecht gerippt. Die Knaufplatte hat die gleiche Form, wie die zweischneidigen Akinakes. Die Fundorte dieser kurzen Schwerter sind Gyöngyös (Taf. 147, 15), Nagykáta-Egreskáta (Taf. 56, 3), Nógrád Komitat (Taf. 162, 8), Tiszabercel (Taf. 91, 6), Tiszadob (Taf. 97, 1) und Tarpa (Taf. 90, 6). Auch in Siebenbürgen kamen einige Exemplare zum Vorschein (Ciumbrud Grab 2, Miriszló [Mirâslâu], Magyarborosbenedek [Benic]) 276 . Diese Funde zeugen davon, dass die Waffenschmiede der Tiefebene und von Siebenbürgen den ursprünglichen skythischen Waffentyp umformend diese kurzen Schwerter hergestellt haben. Angeblich wurde der aus dem Skelettgrab von Nagykáta - Egreskáta stammende einschneidige Akinakes mit einem Gefäß vom Typ La Téne B (Taf. 56, 2) zusammen gefunden. 277 Zu den einschneidigen Schwertern gehört auch das Exemplar aus dem Grab 38 des Gräberfeldes von Tiszavasvári (Taf. 107, 6), obwohl es eine andere Formenvariante darstellt, als die oben angeführten Stücke. An seinem kreuzförmigen Griff befinden sich drei Buckel. Es wurde dem Verstorbenen ins Grab zusammengebogen beigegeben. Sein Vorbild ist unter den einschneidigen Eisenschwertern zu suchen, die im 8. und 7. Jh. v. Chr. in erster Linie im Nordbalkan im Gebrauch waren. Die Form des Griffes weist darauf hin, dass dieses Stück die Arbeit eines örtlichen Waffenschmiedes gewesen ist. Unter den Funden des Grabes 38 gab es auch eine zusammengebogene Eisentrense (Taf. 106, 3). Obwohl diese Trense gebrannt und stark korrodiert ist, gehört sie der Form nach zu derjenigen Gruppe der Trensen von Vekerzug-Typ, die auf das 6. Jh. v. Chr. datiert werden kann. Diese Angabe bestimmt auch das Alter des Eisenschwertes. Lange Streitmesser Diese Messer sollen teils Waffen gewesen sein. Der Form des Griffes nach können sie in drei Gruppen unterteilt werden: Zur ersten Formengruppe gehören die langen Griffdornmesser. Diese Messer wurden während der ganzen Skythenzeit nach dem Vorbild der kleinen Messer gleicher Form angefertigt. Die ältesten Exemplare befanden sich unter den Beigaben des Gräberfeldes von Alsótelekes. (Fundorte auf der Liste 1). 276 VULPE 1990, Taf. 29, 193-194. 277 HUNYADY 1942, Taf. 69, 1. 278 IL'INSKAJA 1975, Taf. 11. Zur zweiten Formengruppe gehören diejenigen Messer, die eine Griffplatte mit Nieten haben. Die Anzahl ihrer Fundstellen ist kleiner, als die der ersten Variante. Unter den Beigaben des Grabes 136 im Gräberfeld von Alsótelekes befindet sich eines der ältesten Streitmesser mit Nieten auf der Griffplatte. Dieses Fundstück kam mit zwei Streitäxten zusammen zum Vorschein (Taf. 140, 1.6)). Es ist genauso alt, wie das Grab 23 von Szentes-Vekerzug aus dem 6. Jh. v. Chr. Im Grab 462 von Tápiószele befand sich ein solches Messer zusammen mit einem Bronzespiegel mit Widderkopf am Griffende (Taf. 87, 12). Man kann diesen Spiegel auf Grund Fundes des im Waldsteppengebiet freigelegten Kurgans Gulja Gorod ebenfalls auf die erste Hälfte des 6. Jh. v. Chr. datieren. 278 Die anderen erwähnten Eisenmesser dieser Art sind entweder Streufunde, oder sie kamen mit einem, nicht genau datierbaren Gegenstand zusammen zum Vorschein. Das Skelettgrab 18 von Doroslovo datierte man in die Keltenzeit, trotzdem sind alle Funde dieses Grabes (Streitmesser, Lanzenspitze, Lanzenschuh) für die Alföld-Gruppe typische Gegenstände (Taf. 17, 9-14). Die Streitmesser mit Griffplatte wurden im Gebiet der Basarabi und Ferigile Kulturen in Oltenien die Jahrhunderte 7.-4. v. Chr. hindurch gebraucht. 279 Was das lange eiserne Griffplattemesser aus dem Grab 142 von Szentes - Vekerzug (Taf. 77, 14) betrifft, vertrat Mihály Párducz die Meinung davon, dass es von La Téne Typ ist, und dieses Fundstück würde daher das Ende des Gräberfeldes in der Keltenzeit belegen. 280 In der Wirklichkeit ist dieses Messer so sehr fragmentarisch, mangelhaft zum Vorschein gekommen, dass seine ursprüngliche Form einfach nicht festgestellt werden kann. Anhand der mit dem Messer zusammen aufgefundenen Eisentrense stammt diese Brandbestattung aus derselben Zeit, wie die anderen Trensenfunde des Gräberfeldes. Im Gräberfeld von Muhi ist ein langes Streitmesser zum Vorschein gekommen, dessen kurze Griffplatte ein viereckiges Ende hat (Taf. 38, 1). Es ist bis jetzt ein einmaliges Stück im Denkmalmaterial der Skythenzeit in der Tiefebene. Ein Eisenschwert ähnlicher Form befindet sich unter den Funden des Hügelgrabes 13 vom Gräberfeld Tigveni in Oltenien aus dem 5. Jh. v. Chr. 281 Auf die Waffenfunktion der langen Messer weist die Tatsache hin, dass sie in mehreren Gräbern mit anderen Waffen zusammen gelegen haben. So wurden Streitmesser mit Streitaxt zusammen gefunden in 279 VULPE 1990, 84-85. 280 PÁRDUCZ 1955, 14. 281 VULPE 1990, Taf. 51,202.