Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Siedlungsweise und Wirtschaft

Theiß, in Hortobágy zu finden. Das heutige Bild der über eine blutende landwirtschftliche Kultur verfügen­den Tiefebene ist also keine natürliche Gegebenheit, sondern ein Werk des Menschen. Jahrtausende lang, ganz bis zur Zeit der Türkenherrschaft blieb diese Landschaft fast unverändert, aber seit dieser Zeit machte die großangelegte Entwaldung das Gebiet des grasreichen Flachlandes, der Weiden immer größer. Dann schufen im 19. Jh. die Flussregulierungen, die Weidebrachen das heutige Bild der Tiefebene. Aber der Eingriff des Menschen begann schon viel früher mit der Umgestaltung der natürlichen Gegebenheiten der Tiefebene. Im Neolithikum, in der Bronzezeit begann man mit dem Brachen des Rasens der Lößrüc­ken zwecks Ackerbau. Die Entwicklung des Acker­baus ermöglichte das Zustandekommen von jahrhun­dertelang bewohnten Siedlungen, von mehrere Meter hohen Siedlungshügeln in der Theiß-Gegend. Entlang der Donau wurden in der ersten Hälfte der Bronzezeit durch Gräben, Wälle geschützte Erdburgen errichtet. Diese brachten dort eine wesentliche Veränderung des ursprünglichen natürlichen Bildes der Landschaft. Die landschaftsformende Tätigkeit des Menschen zeigte sich auch in der Rodung von Wäldern. Zu den Ab­holzungen kam es nicht nur im Interesse der Gewin­nung von für Ackerbau geeignete Gebieten, sondern auch infolge des Bedarfs an Brennholz für das Schmelzen in Erzhütten, für die Metallverarbeitung. Wahrscheinlich aus dem erstens genannten Grunde wurden die Wälder auf dem für Ackerbau geeigneten Lößboden der Tiefebene abgeholzt. Trotzdem sind dort die geschlossenen Laubwälder nicht völlig ver­schwunden, sie sind nur gelichtet worden. In den Ge­birgen nördlich, nordwestlich der Tiefebene wurden seit der zweiten Hälfte der Bronzezeit, der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. das Kupfererzschmelzen, die Herstellung von Bronze so bedeutend, dass man in viel größerem Maße Holz gewinnen musste. Die Er­gebnisse der Pollenanalysen bei dem Mohos-Teich in der Gemarkung vom nordungarischen Kelemér im Bükk-Gebirge zeigen interessante Angaben dazu. Laut deren waren die für die Metallurgie nötigen Holzun­gen und zufolge deren die Bodenerosion in der Spät­bronzezeit am bedeutendsten, dann ging der Boden­erosion in der Früheisenzeit, in der Vorskythen- und Skythenzeit zurück, der Wald konnte sich regenerie­ren. In der späten Eisenzeit verursachte die keltische Eisenmetallurgie wiederum großangelegte Holzungen und Bodenerosion. 133 Die Entwaldung in den Bergen übte auch auf den Lauf der Flüsse der Tiefebene eine Wirkung aus. In 133 SÜMKGI 1998, 367-393; SÜMEGI / GULYÁS 2004, 263-264. die Flüsse gelangte immer mehr Schütte, die Flussbet­ten wurden aufgeschüttet, d.h. ihr Verlauf wurde lang­samer, ihr Überschwemmungsgebiet größer, der Hochwasserspiegel höher. Bis zum Anfang des zweiten Jahrtausends v. Chr. entwickelte sich der Mit­tellaufcharakter der Flüsse, d.h. bei kleinem Wasser liefen die Flüsse schlängelnd innerhalb der Über­schwemmungsgebiete, beim Hochwasser erreichten sie den Rand der umgebenen Rücken, Terrassen. Die­ser Gang des Wasserspiegels beeinflusste die Auswahl der Orte für Siedlungen, die Wirtschaft der in der Flussgegend lebenden Bevölkerung. In den ersten Jahrhunderten des zweiten Jahr­tausends v. Chr. kam es zu einer bedeutenden Wand­lung in der Wirtschaftsweise, in den Siedlungsverhält­nissen der Bevölkerung der Tiefebene. Man erklärte diese Wandlung u.a. mit dem Rückgang der natür­lichen Pflanzendecke der Tiefebene, mit der Verän­derung des Laufes der Flüsse infolge der Entwaldun­gen, und mit dem Steigen des Hochwasserspiegels. Da auf diese Weise die Ausbreitung der für den Ackerbau geeigneten trockenen Landstiche zurückging, nahm die weidewechselnde, halbnomadisierende Viehhal­tung in der Wirtschaft der örtlichen Bevölkerung an Bedeutung zu. Die Lebens- und Wirtschaftsbedingungen der Be­völkerung einer bestimmten Gegend, Region wurden nicht nur von der natürlichen Umwelt, sondern auch vom Klima beeinflusst. Die Skythenzeit fiel in die subatlantische Klimaperiode. Diese Periode begann zwischen 800-600 v. Chr., und für sie war im Ver­gleich zu der früheren subborealen Phase ein trocken­eres Wetter charakteristisch. 134 Dieses trockene Wet­ter hatte zweifellos eine Auswirkung auf die Wasser­menge der Flüsse, d. h. die Größe der zeitweise oder früher ständig wasserbedeckten Gebiete nahm nicht zu, im Gegenteil, sie ging zurück. Diese Feststellung wird sogar von mehreren skythenzeitlichen Siedlun­gen in der Tiefebene belegt, die heute am Rande zeit­weise wasserbedeckter Gebiete liegen. Die Ausgrabungen und Feldbegehungen in der Gegend der Flüsse Körösök machen uns Angaben zur Veränderung der Siedlungverhältnisse. Laut deren wurde die Landschaft nördlich, nordöstlich der Flüsse Körösök/Kreisch in der Spätbronzezeit dicht besiedelt, während hier aus der Skythenzeit nur ein Fundort bekannt ist. Im Gegensatz dazu wurden in dem südlichen Teil der Flusstäler Körösök in einem Gebiet mit Steppencharakter, im Gebiet Mezőség und im Zwischenstromland der Flüsse Körös/Kreisch - Ma­ros/Mieresch 189 skythenzeitliche Siedlungsorte ent­134 FR1SNYÁK 2001, 555-565.

Next

/
Thumbnails
Contents