Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Siedlungsweise und Wirtschaft

SIEDLUNGSWEISE UND WIRTSCHAFT Die im zweiten Drittel des ersten Jahrtausends v. Chr. in der Tiefebene gelebte Bevölkerung verfügte über eine charakteristische, nur für sie typische materielle, geistige Kultur, deshalb kann man die von dort stam­menden Funde aus der mittleren Eisenzeit als Denk­mäler der skythenzeitlichen Alföld-Gruppe bezeich­nen. Aber die Fundstellen dieser Funde kamen ein­erseits nicht im ganzen Gebiet der Großen Ungari­schen Tiefebene vor, anderseits gab es im Norden, Nordwesten auch darüber hinaus Fundorte solchen Typs. Die Grenze dieses Gebietes erstreckte sich im südlichen Teil der Gegend jenseits der Theiß nur bis zum Fluss Mieresch/Maros. Auf dem Sandrücken im Nordteil des mittleren Donau-Theiß Zwischenstrom­landes, der überschwummungsfrei und von Wasserad­ern umspannt ist, befinden sich sogar mehrere Fund­orte der Alföld-Gruppe, während von der flachen Lößebene im Süden in der Batschka besonders wenige Denkmäler der Alföld-Gruppe bekannt sind. Dort sind einige Gräber des Gräberfeldes Doroslovo die am südlichsten liegenden Fundorte der Alföld-Gruppe. Im Osten, wo die Flüsse (Mieresch/Maros, Kreisch/Kö­rös, Berettyó, Szamos) die Tiefebene erreichen, bilde­ten die Sümpfe ihrer Mündungsgebiete eine natürliche Grenze zur Gebirgsgegenden. Auch die Täler der Flüsse, die nördlich des Donau - Theiß Zwischen­stromlandes, vom Nördlichen Mittelgebirge kommend die Tiefebene erreichen (Ipoly/Eipel, Galga, Zagyva, Sajó, Hernád, Bodrog), gehörten zum Siedlungsgebiet der Alföld- Gruppe. Westlich davon, entlang der Donau ließen sich aus dem Gebiet der Tiefebene aus­gewanderte Volksgruppen auch im nördlichen Teil der Kleinen Tiefebene nieder. Ihr größtes Gräberfeld wurde dort in der Gemarkung von Chotin freigelegt. Im Nordosten trennten die obere Biegung der Theiß, und die Sumpfgegend des Flusses Szamos die Kustanovice (Kustánfalva)-Gruppe in Kárpátalja (uk­rainische Transkarpatien) und die Alföld-Gruppe voneinander. Die Fundorte der Denkmäler der Alföld-Gruppe zeugen davon, dass in der Skythenzeit die der Wirt­schaftsart der Bevölkerung entsprechenden Natur­gegebenheiten, geografischen Bedingungen die Aus­wahl der Orte für Siedlungen bestimmten. Die klima­tischen Verhältnisse, die Vegetation der Großen Un­garischen Tiefebene und der Kleinen Tiefebene entsprechen der östlich der Karpaten beginnenden Waldsteppenzone. Ein Unterschied zeigt sich aber in der Größe, in dem Umfang der trockenen, übersch­wemmungsfreien Gebiete. Vor den Dammbau- und Wasserregulierungsarbeiten im 19. Jh. wurde ein großer Teil der Tiefebene, etwa ein Viertel ihres Ge­bietes von Gewässern, Sümpfen, Mooren bedeckt, die infolge der Überschwemmungen der Theiß und ihrer Nebenflüsse entstanden. Das Überschwemmungsge­biet der Theiß hatte an manchen Stellen eine Breite von zehn Kilometer. 132 Aber aus den zeitweise was­serbedeckten Gebieten hoben sich auch von Gras, Eichen-, Eschen-, und Birkenauen bedeckte Rücken hervor, die für die Viehhaltung besonders geeignet waren. Es gab relativ große, trockene Gegende auf dem Sandrücken in der Umgebung der heutigen Stadt Szeged, in der Lößpußta zwischen dem Fluss Maros und der Theiß, in den im Vergleich zu den Sümpfen, Mooren 2-3 Meter höher gelegenen Teilen der Gebiete Mezőség, Nagykunság, Hortobágy, Hajdúság nördlich der Täler der Flüsse Körösök, sowie auf dem Löß-, Sandrücken der Region Nyírség zwischen den Hochwassergebieten der Theiß. Der Sandrücken, der die nördliche Hälfte des Donau-Theiß Zwischen­stromlandes bildet, erstreckte sich ganz bis zum Fuß der nördlichen Gebirgsland. Die Bevölkerung der Skythenzeit wählte vor Allem diese Landschaften für ihre Siedlungsorte. Der Name Alföld bedeutet in der ungarischen Spra­che nicht einfach Flachland/Tiefebene, er weist auch auf die grasreiche Pußta, auf die weidenden Viehher­den, Gestüte hin. Diese Pußta ist heute nur noch im Naturschutzgebiet im mittleren Teil jenseits der "IHRIG 1973, 14

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