Kemenczei Tibor: Studien zu den denkmälern skythisch geprägter alföld gruppe (Inventarta Praehistorica Hungariae 12; Budapest, 2009)

Zur Forschungsgeschichte

Element war bei der Alföld-Gruppe am stärksten. Darauf weisen diejenigen Gräber in der Maros-Körös­Gegend hin, in denen die W-S gerichtete Skelette in gestreckter Lage sich befanden, sowie in denen es Pferdebestattungen gab. Die Bestattung in Hocker­lage, die Brandbestattung wurden ebenfalls den Tradi­tionen der örtlichen Urbevölkerung folgend durchge­führt. Es wurden hauptsächlich im Nordteil der Un­garischen Tiefebene und in der Kleinen-Tiefebene, in der beiden Riten nach die Verstorbenen bestattet. Von der Seite der russischen Forschung be­schäftigte sich A.I. Meljukova mit der Art der Bezie­hungen zwischen dem Karpatenbecken und dem Waldsteppengebiet. Sie schloss die Möglichkeit aus, wonach die Skythen in den Raum von Mitteleuropa gelangt wären. Ihrer Meinung nach besiedelten die Vorfahren der Slawen in der Skythenzeit das Wald­steppengebiet. Mit ihnen sollten die Bewohner des Karpatenbeckens Handelsbeziehungen gehabt ha­ben. 37 G.I Smirnova und K. V. Bernjakovic kamen bei der Erörterung der Funde von Kustanovice-Typ zu der Folgerung, dass sich keine skythischen, sondern aus Westpodolien stammende Volksgruppen ins Gebiet von Kárpátalja angesiedelt hätten. 38 In der ungarischen Forschung gab es Mitte der 1960er Jahre eine Diskussion über das östliche Eth­nikum der skythenzeitlichen Bevölkerung der Tief­ebene. János Harmatta kam aufgrund der Analyse der Angaben des griechischen Geschichtsschreibers Hero­dot zur Folgerung, dass das skythische Denkmalmate­rial der Tiefebene mit den Sigynnen in Zusammen­hang gebracht werden kann, die aus dem Umkreise des Kaukasus stammen. Dieses zum Stammesverband der Kimmerier gehörende Volk iranischer Sprache wanderte Mitte des 8. Jh. v. Chr. in die Tiefebene. Ihre Denkmäler sind von den bronzenen Trensenfunden von Koban-Typ vertreten. Nach der von den Skythen erlittenen Niederlage in den ersten Jahrzehnten des 6. Jh. v, Chr. wanderten neuere kimmerische Volksgrup­pen ins Kaipatenbecken. Zu ihnen gehörten die Agathyrsen, die sich in Siebenbürgen niederließen. Die typischen Beispiele des Denkmalmaterials dieser neueren kimmerischen Volkswelle sind in der Tief­ebene die Goldfunde des Hügelgrabes von Gyoma, sowie sie Eisentrensen von Miskolc - Diósgyőr und von Nyékládháza-Mezőnyék. 39 Der Datierung der skythischen Kultur der Tief­ebene legte János György Szilágyi die unter den Bei­gaben des in Ártánd zum Vorschein gekommenen Fürstengrabes befindliche antike griechische Hydria 37 MELJUKOVA 1958, 101. 38 SMIRNOVA/ BERNJAKOVIC 1972,89-115. 39 HARMATTA 1966, 107-116. 40 SZILAGYI 1965, 386-390. aus Bronze (Taf. 4, 1) zu Grunde. Er stellte fest, dass die Hydria in einer Werkstatt von Sparta, vermutlich zwischen den Jahren 570 und 560 v. Chr. hergestellt worden war, es kann aber eine ein oder zwei Jahrzehnte frühere Datierung möglich sein. Die Her­stellung einer anderen, aber in Kárpátalja, bei der Ge­meinde Bene (Dobrosilja) im Jahre 1912 gefundenen antiken griechischen Hydria aus Bronze datierte er in die Jahre zwischen 470^140. Aber dieser Fundort liegt nicht im Gebiet der Alföld-Gruppe, sondern in dem der Kustanovice-Gruppe. 40 Die Meinung von János Harmatta bestreitend wies Mihály Párducz auf Grund der Untersuchung der typischen Funde der Tiefebene darauf hin, dass deren Analogien im skythischen Denkmalmaterial des Step­pengebietes zu finden sind. D. h. er schloss damit ihren Zusammenhang mit dem Ethnikum der Kim­merier, bzw. der Sigynnen aus. Aufgrund der Er­gebnisse der russischen Forschung datierte er die Ent­stehungszeit der skythischen Kultur auf die Wende der 7.-6. Jh. v. Chr., auf diese Weise konnte sich die skythische Wirkung in der Teifebene durchgesetzt ha­ben. Auf die eventuelle Existenz der kimmerischen Periode könnten nur einige präskythenzeitliche Funde hinweisen. 41 János Harmatta bestand auch in seinen späteren Aufsätzen weiter auf seiner Theorie über die An­siedlung des Volkes der Sigynnen im Alföld. Als Beweis dafür führte er diejenige Angabe von Herodot an, wonach die Sigynnen die Gegende jenseits des Is­tros (Donau) besiedelten, die an das Siedlungsgebiet der Veneter grenzten. Auf Grund dessen könnte ausschließlich die mittlere Theiß-Gegend das Sied­lungsgebiet der Sigynnen gewesen sein, da das Gebiet des iiiirisch - venetischen Kulturkreises bis zum süd­lichen Teil von Transdanubien, bis Syrmien reichte. 42 1964 stoß man in Nagytarcsa auf eines der bedeu­tendsten Fundgüter der Skythenzeit in der Tiefebene. Es bestand aus Bronzerasseln mit Tierfigur, Eisentren­sen, bronzenen Viehglocken (Taf. 163-165). Die Gegenstände wurden von Kornél Bakay publiziert. Er beschrieb alle im Gebiet der skythischen Kultur zum Vorschein gekommenen Rassel mit Tierfigur. Von den Exemplaren von Nagytarcsa stellte er fest, dass ihre Klänge miteinander abgestimmt sind, man ließ sie bei den schamanistischen Ritualen ertönen. 43 Neben den oben angeführten Beispielen berichtete die ungarische Forschung der 1950-60er Jahre über mehrere andere Funde skythischer Prägung. So z.B. Pál Patay veröffentlichte die im Komitat Nógrád er­41 PÁRDUCZ 1968a, 135-168. 42 HARMATTA 1968, 153-157. 43 BAKAY 1971, 20-25.

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