Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)

4. Das Fundmaterial - 4.4. Keramik

Kultur von seinen Vorfahren geerbt hatte. In diesem Fall sind die am Fundort entdeckten fraglichen Funde die Hinterlassenschaft derselben Gemeinschaft, deren Herstellung aber zu verschiedenen Zeiten geschah. Die dritte lautet: Diese Gefäße haben sich die Be­wohner der Tiszalúcer Siedlung auf irgendwelche Weise (Handel, Geschenk, Beute) von einer in der Nähe wohnenden Gemeinschaft des Volkes der Bod­rogkeresztúr-Kultur verschafft. In diesem Fall kann es sich um Zeitgleichheit der Völker zweier nicht iden­tischer Kulturen handeln. Die Antwort auf diese Frage wird bei der detail­lierten Analyse des Verhältnisses von Bodrogke­resztúr- und Hunyadi halom-Kultur gegeben (s. S. 121); hier sei nur erwähnt, daß die erste Alternative wahrscheinlich ist. In der SO-Ecke des freigelegten Gebietes wurden vier einander ähnelnde Gefäßbruchstücke gefunden, deren Form und Verzierung sich vom Keramikcharak­ter der Hunyadi halom-Kultur kraß unterscheiden. Zwei von ihnen scheinen vielleicht sogar zusammen­zupassen (Taf. 33.7-8), wogegen die anderen beiden vermutlich von anderen Gefäßen stammen (Taf. 33.9-10). Es sind Bruchstücke von flachen, linsenförmigen Schalen mit stark eingezogenem Mund. Bei allen sind der stark eingezogene Hals und unten der flache Kör­per mit tief eingeritzten Linien verziert, die ein Dreiecksmuster bilden, bei den zwei zusammenge­hörigen Stücken auch das Schaleninnere. Auch im In­neren des dritten Stückes ist eine umlaufende Linie zu erkennen, und die Linien auf der Außenwand sind weiß inkrustiert. Spuren von Inkrustation finden sich auch auf dem vierten Bruchstück. Diese inkrustierte Ritzverzierung ist im kupfer­zeitlichen Material aus dem Karpatenbecken nicht un­bekannt, aber sie kommt nicht in seiner östlichen, son­dern in der westlichen Hälfte vor. Man findet sie auch in der mit der Hunyadi halom- zeitgleichen Furchen­stich-Keramik. So hat z. B. Kalicz eine ähnlich verzierte Scherbe von Zalavár-Mekenye 286 und Toöik von Bajè-Vlkanovo 287 publiziert. Aber die Be­wohner von Tiszalúc haben nicht mit der Furchen­tich-Technik verziert. Doch die Ritzverzierung ist auch typisch für die Balaton-Lasinja (I)-Kultur. So lassen sich Analogien z. B. aus Letenye-Szentkereszt­domb 288 oder Keszmely-Fenékpuszta-Vámház 289 nennen, bei denen nicht nur die Verzierung, sondern auch das scharf gebrochene Profil den fraglichen Stücken von Tiszalúc entsprechen. Es läßt sich also nicht bestreiten, daß diese in Tiszalúc gefundenen Bruchstücke aus Transdanubien stammen und an diesem Fundort Importe darstellen. Die Frage ist aber, die Erzeugnisse welcher Kultur bzw. welcher Periode waren sie. So auch zur Hinter­lassenschaft welches sich in welcher Periode am Fundort niederlassenden Volkes - der Hunyadi ha­lom- oder aber der Bodrogkeresztúr Kultur - sie ge­hören. 4.4.1.2. Gefäßverzierungen 4.4.1.2.1. Leisten Zu den plastischen Zierelementen der Keramik ge­hören auch die Leisten, die jedoch relativ seltener vorkommen. Insgesamt wurden 122 St. registriert, auf denen sich Leisten finden; 62 von ihnen gehören zur Fein- und 60 zur groben Keramik. Bei den feiner ausgeabeiteten kommen sie am häufigsten auf Schalen vor, sowohl auf flacheren (Taf. 15.14-15, Taf. 18.6) als auch auf tieferen (Taf. 35.1). Es gibt sie aber auch auf größeren Situlen (Taf. 13.2, Taf. 14.1, Taf. 35.2) oder kleineren Töpfen (Taf. 35.3). Sie befinden sich senkrecht (bei 25 St. ­z. B. Taf. 15.15, Taf. 18.6, Taf. 35.3) oder schräg auf der Gefäßschulter oder -wand, meist von rechts nach links abfallend (bei 18 St. - z. B. Taf. 13.2, Taf. 14.1, Taf. 15.14, Taf. 35.4) und nur selten in umgekehrter Richtung (bei 3 St. - z. B. Taf. 18.8). Sie können gleichmäßig verteilt sein (Taf. 15.14-15, Taf. 18.6), aber auch zu zweit (Taf. 13.2, Taf. 14.1, Taf. 35.1, 5) oder noch mehr nebeneinander (Taf. 35.6). Sie können die Kannelierung auf der Gefäßwand unterbrechen (Taf. 18.6), sich mit Warzen (Taf. 35.7) oder Blasen (Taf. 15.14) abwechseln, aber auch an beiden Seiten des den Hals überbrückenden Henkels sitzen (Taf. 35.3). Ganz vereinzelt kommen auf der Feinkeramik auch andersgeartete Verzierungsformen vor. Ein Schälchen­fragment mit ausladendem wulstigen Rand zieren ge­bogene schräge Leisten (Taf. 35.8) und den Hohlfuß eines größeren Gefäßes unregelmäßig angeordnete halbmondförmige (Taf. 35.9). Es gibt swastikaförmige Leistenverzierung auf kegelstumpfförmigen (Taf. 26.6-7, Taf. 28.5) wie auch auf einem Deckel mit Griff, dort von den vier Kanten des säulenartigen Grif­fes ausgehend (Taf. 27.8). Auf einem Griffdeckelfrag­ment enden die von der Mitte parallel ausgehenden zwei Leisten in entgegengesetzt gebogenen Haken (Taf. 28.7). 286 KALICZ 1973, Abb. 7.1 288 KALICZ 1995b, Abb. 11.11, Abb. 19.7, 8 287 TOCIK 1964, Taf. XV.8 289 KALICZ 1973, Abb. 4.1, 3.

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