Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)
4. Das Fundmaterial - 4.4. Keramik
Die Größe von Henkel und Scheibe hängt natürlich von der Gefaßgröße ab, doch finden sich auch an Gefäßen unterschiedlichster Größe Henkel gleicher Art (Taf. 43.1 vgl. Taf. 43.2). Bei der Henkelform gibt es keinen Unterschied zwischen einfachen und Scheibenhenkeln. Eher wird die Form vom Gefaßtyp bestimmt. Die den Hals von Situlen und Schüsseln der Feinkeramik überbrückenden Henkel haben im allgemeinen flachen Querschnitt. Sowohl die Scheiben- als auch die einfachen Henkel setzen mehr oder weniger am Gefäßrand aufsteigend und einen Halbkreis bildend (Taf. 13.3, Taf. 42.5) an oder stützen sich gestreckter (Taf. 35.5, Taf. 41.6, Taf. 42.1), sich eventuell fast an den Hals schmiegend (Taf. 41.5) oder gar mit scharfem Knick (Taf. 43.4) auf die Gefäßschulter. Dagegen sind die auf der Schulter und am Bauch von Krügen und Töpfen mit wenigen Ausnahmen gerundet (Taf. 13.6-8, Taf. 14.6). Die vom Rand der gröberen Gefäße ausgehenden Henkel sind selbstverständlich dicker und haben weniger flachen Querschnitt. Es gibt darunter gerundete (Taf. 22.6, Taf. 24.9, Taf. 25.3), aber eher verlaufen sie gestreckterer, eiförmig (Taf. 43.5). Die meisten ragen über den Rand hinaus (Taf. 25.3, Taf. 28.10). Mehrfach ist auch der Gefäßrand am Henkelansatz zugespitzt (Taf. 43.6-7). Die Henkel an der Gefäßwand sind auch hier üblicherweise rund (Taf. 30.9, Taf. 44.1, Taf. 46.2). Die den Hals überbrückenden Henkel zeigen eine selten vorkommende, aber für die Tiszalúcer Keramik typische Variante: Oben sitzt auf ihnen eine waagerechte hutartige Scheibe, die kreisförmig (Taf. 44.2-3), halbkreisförmig (Taf. 13.5, Taf. 44.5) oder dreieckig (Taf. 44.6) sein kann, allgemein mit glatter Fläche, aber auch konkav, also tellerartig (Taf. 44.4). Der Henkelkörper hat runden Querschnitt und stützt sich auf die Gefaßschulter (Taf. 13.5, Taf. 44.2, 4) oder auf den Hals (Taf. 44.5). Die Öffnung bei letzteren ist recht eng, nicht besonders geeignet, eine Schnur hindurchzuziehen; praktisch sind sie Pseudohenkel (Taf. 44.6). Von den bekannten 21 Henkeln mit Hut hat nur einer eine Scheibe (Taf. 44.5). Sie kommen bei den verschiedensten Gefäßtypen vor; einzelne sind auch grob bearbeitet (Taf. 44.3). Auf einigen ebenfalls den Hals überbrückenden Henkeln sitzt oben eine kleine Warze (Taf. 45.1). Trotz ihrer geringen Zahl (17 unbeschädigte und vier Bruchstücke) sind auch sie eine Charakteristik der Tiszalúcer Keramik. Auf zwei Exemplaren sind sie pseudohenkelartig (Taf. 45.2), andere sind Scheiben(Taf. 45.3) oder ringförmig (Taf. 45.5). Die intakten Henkel haben alle Scheiben. Der Körper von einigen läuft nicht gebogen, sondern mit scharfem Knick hinunter (Taf. 45.4). Zumeist sind sie fein gearbeitet, aber sie kommen auch bei der gröberen Keramik vor (Taf. 45.5), sogar an Gefäßen mit Barbotin-Oberfläche, wo auf der Länge des Henkels sogar mehrere Warzen sitzen können (Abb. 78.1-2). An der Schalenwand (unabhängig von ihrer Form und Größe) findet sich öfters eine kleine runde Öse mit recht enger Öffnung; vermutlich hatte sie den praktischen Zweck, daß eine Schnur hindurchgezogen wurde, um die Schale aufhängen zu können (Taf. 16.4, 6, Taf. 17.15). Ausnahmsweise konnte auch dies ein Scheibenhenkel sein (Taf. 37.7). Auf Kugelbauchgefäßen (z. B. Krügen) sind solche runden Ösen ebenfalls häufig (Taf. 38.2, 10), aber diese haben natürlich nicht nur eine, sondern vier (Taf. 13.9) oder eventuell nur zwei, wie auf einem Gefäß mit abgeplattetem Bauch (Taf. 22.13). Auch diese Ösen können Scheiben haben (Taf. 37.7). Selbstverständlich gibt es bei einer solch riesigen Menge von Henkeln auch anderweitig besonders geformte, die aber nur mit einigen Exemplaren vertreten oder unikal sind. Erwähnt seien Henkel, von deren Ansatz schnurrbartartigen Leisten herablaufen (Taf. 46.1). Bei der groben Keramik haben diese "Schnurrbarte" auch Fingereindrücke (Taf. 46.2). In einigen Fällen finden sich auch Warzenhenkel (Abb. 67.1), die den an Vögelschnäbel erinnernden Henkel auf Gefäßen der frühkupferzeitlichen Tiszapolgár-Kultur ähneln. Ein Unikum ist das große, relativ breite Henkelbruchstück, dessen Fläche von fünf senkrechten Rippen gegliedert wird (Taf. 46.3). Als Besonderheit sei noch erwähnt, daß es manchmal zwei Henkel neben- (Taf. 46.4) oder untereinander (Taf. 46.5) gibt. Beidesmal handelt es sich um gröbere Gefäße. Im Formenschatz der Keramik der Siedlung von Tiszalúc gibt es auch Gefäße mit Henkeln (Ösen) mit senkrechter Öffnung. Insgesamt wurden 223 Henkel dieser Art registriert. Darunter gibt es einfache runde (94 St. = 42,1 %), aber auch solche mit Scheiben (129 St. = 57,9 %). Der kleinere Teil der ersteren gehört zur Feinkeramik und findet sich vor allem auf Tassen und Schalen, ausnahmsweise auf Krügen, Töpfen und umgekehrt pyramidenstumpfförmigen Kelchen. Im allgemeinen sind sie rundlich (Abb. 67.2); mehrfach heben sie sich stark aus der Gefäßwand hervor (Taf. 46.7). Üblicherweise sind sie klein, haben eine enge Öffnung, durch die nur eine dünnere Schnur zum Aufhängen des Gefäßes gezogen werden konnte (Taf. 17.16, Abb. 67.2). Die Henkel mit senkrechter Öffnung der gröberen Gefäße sind natürlich größer (Taf. 28.14, Taf. 47.1).