Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)
4. Das Fundmaterial - 4.4. Keramik
Recht bezeichnend sind sie für einen mittelgroßen Gefäßtyp, für den Ringhalsbecher (Taf. 24.16). Mehr als die Hälfte (35 St.) laufen oben spitz zu (Taf. 46.6, 8), was als Erbe der vorangehenden kupferzeitlichen - ja sogar jungsteinzeitlichen - Keramik zu betrachten ist. Dort finden sie sich auf büttenartig zu tragenden Gefäßen. 332 Der überwiegende Teil der Henkel (Ösen) mit senkrechter Öffnung hat aber Scheiben. Auch wenn diese am Fuß im allgemeinen nicht als runde Scheibe zu sehen sind, ähneln sie diesen, weil auch sie den Anschein erwecken, als seien sie an die Gefäßwand angeklebt. Die meisten Henkel (61 St.) haben an beiden Seiten Scheiben (Taf. 15.14, Taf. 16.3, Taf 39.12, Taf. 47.3), manche aber nur an einer, auffällig ist aber - und das ist vielleicht nicht zufällig -, daß auf 21 Exemplaren von diesen die Scheibe an der linken Seite der Öse sitzt (Taf. 17.14, Taf. 24.11, Taf. 47.4), aber nur auf neun an der rechten Seite (Taf. 47.6). (Bei 25 St. war nicht festzustellen, ob es Scheiben an beiden Seiten gab, und in fünf Fällen, ob sie überhaupt Scheiben hatten.) Manchmal finden sich an der Gefäßwand zwei Ösen mit senkrechter Öffnung dicht beieinander. Dann ist im allgemeinen (9 St.) bei beiden nur je ein Ansatz, und zwar entgegengesetzt, mit Scheibe versehen (Taf. 48.1) Vielleicht ist es kein Zufall, daß in zwei Fällen die Scheibe beider Ösen links sitzt (Taf. 40.7). In einem Fall haben beide paarweisen Ösen zwei Scheiben (Taf. 47.5). Häufig sind die Scheibenösen mit senkrechter Öffnung, die zu der Variante mit Grat gehören (Taf. 39.12, Taf. 47.2). Ähnliche Ösen mit senkrechter Öffnung wie die der Schalen und Tassen finden sich am Oberrand der kegelsmmpfförrnigen Deckel. Die meisten (19 von 23) haben Scheiben (Taf. 26.1-2, 4-6), und zwar zwei, bis auf einen, wo - wahrscheinlich konsequenterweise nur der linke Ansatz eine Scheibe hat (Taf. 28.2). Auf einem anderen sitzen dagegen Pseudoscheibenhenkel (s. weiter unten). 333 Nicht in jedem Falle dienten die Henkel auf den Gefäßen praktischen Zwecken, sondern hatten eher traditionelle dekorative Funktion. Denn es gibt Henkel mit so enger Öffnung, daß nicht einmal eine dünne Schnur hindurchgezogen werden konnte. Beispiele dafür gibt es in der Fein- (Taf. 18.1, Taf. 39.10) wie in der groben Keramik (Taf. 48.3). In anderen Fällen hat der Henkel zwar eine breite Öffnung, war aber danach mit Ton verstopft und so gebrannt worden. Das kommt bei den groben Gefäßen, besonders bei denen mit rauher Oberfläche vor (Taf. 48.2-4), aber manchmal auch bei solchen feinerer Bearbeitung (Taf. 18.14, 20). Sie sind keine eigentlichen Pseudohenkel, sondern bilden einen Übergang zu ihnen. Als echte Pseudohenkel sind dagegen jene vor allem auf der groben Keramik zu betrachten, die in der Form zwar völlig den echten Henkeln gleichen, bei denen aber die Öffnung nur durch Eindrücke von beiden Seiten symbolisiert wurde (Taf. 48.8), woran aber meistens dann nicht mehr gedacht wurde. So wirkt also der Pseudohenkel schon fast wie eine Warze. Solche finden sich auf der groben (Taf. 17.5, Taf. 48.5) wie auf der Feinkeramik (Taf. 48.7), oft erinnern nur die Scheiben daran, daß auch sie Pseudohenkel sind (Taf. 48.6, Taf. 49.1). Selten kommen auch Pseudohenkel mit zwei Scheiben vor (Taf. 17.17). Als ganz großer Sonderfall sei erwähnt, daß die Scheibe eines den Hals eines gröberen Gefäßes überbrückenden Henkels von einem kleinen Pseudohenkel mit zwei Scheiben geziert wird (Taf. 49.2). Schwer zu entscheiden ist des weiteren, ob die kleineren plastischen Verzierungen der Fein- wie der groben Keramik, die für die Hunyadi halom-Kultur charakteristisch sind, für warzenartige Pseudoscheibenhenkel oder Pseudoscheibenhenkel imitierende Warzen zu gelten haben. Meistens sitzen sie an der Gefäßwand (Taf. 18.12, Taf. 49.5), sie zieren aber unter anderem auch den Hals eines Gefäßes (Taf. 49.6), die Schulter einer Schale (Taf. 49.7), auf einem Bruchstück sogar zwei nebeneinander (Taf. 49.3), sie sitzen aber auch - statt Warzen - oben auf vom Rand ausgehenden Henkeln (Taf. 45.2). Auf Schalen der Feinkeramik finden sich auch Pseudohenkel als Nachahmungen von Henkeln mit senkrechter Öffnung, und zwar mit Scheiben und relativ häufig. Bei manchen ist die Öffnung vorhanden und nur verstopft (Taf. 49.9), bei den meisten aber fehlt jede Spur von ihr (Taf. 17.17, Taf. 49.8). Sie zeigen dieselben Eigenheiten wie die echten Henkel mit senkrechter Öffnung: mit Scheibe nur an einer, konsequent der linken Seite (Taf. 49.8-9) oder an beiden Seiten (Taf. 17.17). Auch die Scheibe der Pseudohenkel kann einen Grat haben (Taf. 49.8). Selbstverständlich gibt es auch Pseudohenkel als Imitationen einfacher (scheibenloser) Henkel mit senkrechter Öffnung (Taf. 17.13). Gefäße mit Scheibenhenkel sind auch Beigaben einiger Gräber aus dem Abschnitt B der Bodrogkeresztúr-Kultur. Solche sind ein Milchtopf in Grab 133, - Beispielsweise Beba Veche (PATAY 1961, 93, Taf. xxxrv.i) Inv.-Nr. 93.1.182