Patay Pál: Kupfzerzeitleiche Siedlung von Tiszalúc. (Inventaria Praehistorica Hungariae 11; Budapest, 2005)
4. Das Fundmaterial - 4.4. Keramik
entsprechendem Winkel, und das vierte auch dann nur ahnungsweise; die übrigen nicht mehr.) Möglicherweise sind die weißlichen Flecken nahe bei den beiden Scheibenhenkeln an der Seite des Bruchstückes ebenfalls Farbspuren. Ein kleines Bruchstück - vielleicht der OmphalosBoden eines Gefäßes - zeigt auf beiden Seiten Bemalung in ähnlicher Technik. Auf der einen Seite läuft am Rand des Omphalos (?) eine gemalte weiße Linie um, von der zwei V-förmige, parallele Linien zur Omphalos-Mitte führen. Auf der anderen Seite läuft in einer Linie entsprechend des Omphalos-Randes innen und außen ein Wolfszahnstreifen um, innerhalb dessen der Teil eines schlaufenartigen breiten Streifens zu sehen ist (Taf. 40.6). Eine bemerkenswerte Wirkung übt die im typologischen Teil beschriebene Oberseitenverzierung des scheibenförmigen Gefäßdeckels mit vier Scheibenösen aus. In dessen Mitte sitzen die vier Ösen in einem polierten Kreis. Zwischen diesem Kreis und dem Deckehand finden sich wieder polierte Kreise, und zwar an beiden Seiten jeder Scheibenöse je eine (also ursprünglich acht). Dies entstand so, daß die gesamte Scheibe poliert wurde und dann mittels Bemalung sanduhrartiger Muster die Kreise gestaltet wurden (Taf. 30.3, Taf. 40.5). Hier ist das Muster also das Ergebnis negativer Bemalung. 329 4.4.1.3. Charakteristische Details auf den Gefäßen 4.4.1.3.1. Gefäßhenkel Das größte Charakteristikum der Keramik der Hunyadi halom-Kultur - und somit auch der Siedlung von Tiszalúc - ist der Scheibenhenkel. Aus diesem Grund beschäftige ich mit den Gefaßhenkeln im weiteren detaillierter. Die Benennung kommt daher, daß das untere Ende des Henkels in eine Scheibe übergeht, die den Eindruck erweckt, sie sei an die Gefäßwand angeklebt (angedrückt). Diese aus der Gefaßoberfläche hervortretende Scheibe ist kreisförmig (Taf. 13.1-3, Taf. 41.1), seltener oval (Taf. 14.4, Taf. 41.3), eventuell herzförmig (Taf. 41.4), aber auch unförmig (Taf. 14.5, Taf. 41.5) und manchmal nur ein einfacher Ring (Taf. 41.2). Sie kann in die Wand eingedrückt sein (Taf. 41.6), bis dahin, daß sie kaum zu erkennen ist (Taf. 41.5), aber auch dick aus ihr herausragen (Taf. 41.4, Taf. 42.1) oder unten scharf von ihr abstehen (Taf. 41.3) bzw. auch eine kräftige Spitze darstellen (Taf. 42.6). In vielen Fällen erweckt die Scheibe den Eindruck, als habe der Töpfer den unteren Teil des Henkels mit dem Finger an die Gefäßwand gedrückt, ja oft nicht nur mit einem, sondern mit zwei Fingern, wodurch die Scheibe in der Mitte einen Grat hat, der manchmal auch scharf sein kann (Taf. 14.1, Taf. 42.2), wenn die Scheibe unten in einer kleinen Spitze endet (Taf. 42.3), bei anderen aber kaum sichtbar ist (Taf. 42.4). Dies betrifft bei der Feinkeramik zwei Fünftel der Fälle (243 von 612 = 39,7 %), wogegen es bei den gröberen Gefäßen nicht einmal ein Fünftel erreicht (42 von 236 = 17,8 %). Der Grat läuft mehrfach auch über den ganzen Henkel (Taf. 42.5). Natürlich ist bei gröberen Gefäßen auch die Scheibengestaltung vielfach gröber (Taf. 28.10), manchmal ist sie nur durch eine hervorstehende Warze vertreten (Taf. 43.5). An der Gefäßwand gibt es auch Henkel mit zwei Scheibenansätzen. Abgesehen von denen mit senkrechter Öffnung (siehe weiter unten) sind diese aber ganz selten (Taf. 20.18, Taf. 43.3). Wie sehr der Scheibenhenkel für die Hunyadi halom-Kultur typisch ist, beweist nichts besser, als daß fast die Hälfte, genauer 44,6 % aller gesammelten und in dieser Hinsicht zu berücksichtigenden Henkel oder Henkelstümpfe solche sind. 330 Denn es wurden 2795 diesbezügliche Stücke registriert, 331 von denen 1248 Scheibenhenkel haben. Dieser Anteil ist aber bei den einzelnen Gefäßsorten sehr verschieden. Bei den Typen der Feinkeramik, bei denen der Henkel am Mundrand ansetzt und den Hals überbrückt (z. B. eimerartige Töpfe) hatten neun von zehn Gefäßen Scheibenhenkel (354 von 396 = 89,4 %). Dagegen war bei den groben mit ebensolchem Henkel die Lage genau umgekehrt (54 von 549 = 9,9 %). Bei den Gefäßen mit Henkel senkrechter Öffnung der Feinkeramik (z. B. Schalen, Tassen) haben sieben Achtel Scheibenhenkel (129 von 147 = 87,8 %). Ähnlich ist der Anteil bei den Deckeln (21 von 25 = 84 %), wogegen er bei den viereckig umgekehrt pyramidenstumpfförmigen Kelchen sehr niedrig ist (15 von 130 = 11,5 %). Gleichfalls relativ wenig Scheibenhenkel gibt es am Hals der Hohlfußgefäße (6 von 20 = 30 %). Auf dieses Verfahren hat mich Pál Racky aufmerksam gemacht. Die Gefäße mit mehreren Henkeln wurden als je einer registriert. Die Henkelimitationen an den Ecken des Randes der Pyramidenstumpfbecher (s. S. 77) wurden dagegen nicht berücksichtigt, nur die echten Henkel an ihrer Seite. Bemerkt sei außerdem, daß die Beurteilung im Falle der Henkelsttimpfe, ob sie zu einem Scheibenhenkel gehörten oder nicht, in mehreren Fällen subjektiv war und sich bei nocrhmaliger Registrierung ändern könnte. Dies kann aber keinesfalls oft der Fall gewesen sein. Nicht mitgerechnet sind die mit senkrechter Öffnung sowie die zu den Deckeln, umgekehrt pyramidensmmpfförmigen Kelchen, Hohlfußgefäßen und zu den Kategorien "besondere" und "sonstige Gefäße" gerechneten Henkel.