Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)
6. Die Kupferzeit - 6.3. Die mittlere Kupferzeit
Der Henkelkrug (Abb. 33. 8) liegt schon seit der Balaton-Lasinja-Kultur vor, diese Form ist aber eher aus der Mondsee-Gruppe bekannt. 811 Die seichte Schüssel mit breiter Mündung (Abb. 33. 4) war schon in der Furchenstichkeramikkultur in Benutzung, wie auch der Topf mit geschwungenem Hals (Abb. 33. 10). Dem Fundmaterial der Ungarischen Tiefebene dieses Horizontes sind die amphorenähnlichen Gefäße nicht fremd. 812 In Misefa kamen einige Stücke ebenfalls vor (Abb. 33. 7, 9). Im ganzen Horizont ist die bauchige Henkelschale mit kurzem, zylindrischen Hals der Leittyp. 813 Für die Keramik ist im allgemeinen charakteristisch, daß die Züge sowohl der vorangehenden Furchenstichkeramik- bzw. der Hunyadi-halom-Kultur als auch die der Boleráz-Gruppe darin erscheinen. 8 " Hier treten die letzten Scheibenhenkel 815 und die spätesten furchenstichverzierten Gefäße auf. 8 " 1 In Transdanubien spielt die Kerbschnittechnik eine größere Rolle. 817 Die seichten Knickwandschüsseln mit Trichterhals 8 ' 8 und die subkutanen Henkeln 819 spielen später in der Boleráz-Gruppe eine wichtige Rolle, ähnlich den breiten, waagrecht durchbohrten Henkeln. 820 Diese Funde rechtfertigen die Aussprache als Ubergangscharakter dieses Fundmaterials. Unter den Kleinfunden sind die kleinen, gebogenen Spinnwirtel zu nennen, die in der Furchenstichkeramikkultur gut belegt sind. 821 Kult Außer den kultischen Befunden vom Fundort Keszthely-Fenékpuszta I ist hier eine Kultgrube von Csongrád-Bokros-Bokrospuszta zu erwähnen. Hier fanden wir eine große trichterförmige Grube, in der zusammenhängende Teile verschiedener Haustiere —Schweine, Schaf, Rinder —zu finden waren. In der Grube befanden sich noch drei Krüge, die dicht nebeneinander, am Rand des Objektes aufgestellt wurden. Sie weisen auf die Durchführung der Libation während der Kulthandlung hin. Der Boden der Grube wurde unmittelbar neben den niedergelegten Knochen weiter eingetieft, so, daß die erwähnten Skeletteile auf einem „Erdtisch" lagen. Während der Analyse dieses Objektes zogen wir die Folgerung, daß sich hier eine zentrale Kultstätte der hier lebenden Gemeinschaft befand, in der Fruchtbarkeiten ausgeübt wurden. 822 Metallurgie Uber die Metallurgie dieses Zeitalters können wir aus Mangel an Befunden praktisch nichts sagen. Der einzige, sicher zu dieser Periode gehörende Metallgegenstand —eine 4 cm lange Kupferahle — stammt aus der Siedlung von Csongrád-BokrosBokrospuszta (Komitat Csongrád). Vielleicht erreichte zu dieser Zeit —im 3. Kupferhorizont nach Kalicz 823 —die sog. „Metallarmut" ihren Tiefpunkt, aber es kann auch nicht ausgeschlossen werden, daß dieser Mangel nur auf eine Forschungslücke zurückzuführen ist. Chronologie (Abb. 56) Die Entfaltung der Badener Kultur beginnt mit einem völligen Kulturwechsel im Karpatenbecken. Transdanubien wird durch das Volk der mitteleuropäischen Furchenstichkeramikkultur, die Ungarische Tiefebene durch die Träger der Hunyadihalom-Kultur besetzt. 821 Eine lange Kontinuität abbrechend, verschwinden die alten Kulturen (Bodrogkeresztür und Balaton-Lasinja) aus diesem Gebiet. Die verhältnismäßige Stabilität der mittleren Kupferzeit im Karpatenbecken wurde durch eine kurze, aber desto mehr verwirrende Periode abgeschlossen, in deren Elementen die Charakterzüge der spätkupferzeitlichen Badener Kultur zu erkennen sind. Diese Änderungen sind Bestandteile jenes historischen Prozesses, der in der 811 PITTIONI 1954, Abb. 142-143; RUTTKAY 1981, 278, Abb. 2; Abb. 5. 4,12; WlLLVONSEDER 1968, Taf. 26; Taf. 27.11; Taf. 28. 3, 6-7; Taf. 31.4-6, 8-11. 812 KALICZ 1991a, 375; L. A. HORVÁTH 1993, Taf. 11. 3-4; Taf. 12. 3-4; Taf. 13. 1, 3-4. 813 KALICZ 1991a, 375; L. A. HORVÁTH 1990b, Abb. 1. 2-9; L. A. HORVÁTH 1993, Taf. 1.1-8. 8 " KALICZ 1991a, 375-380. 815 KALICZ. 1991a, Abb. 18.1-2; L. A. HORVÁTI I 1990b, Abb. 10. 5, 7-8. 816 L. A. HORVÁTI I 1990b, Abb. 1. 2-3, 9. 07 KALICZ 1991a, 380, Abb. 18. 7. 118 KALICZ 1991a, Abb. 1. 10; L. A. HORVÁTH 1990b, Abb. 4. 4-5 ;I " KALICZ 1991a, Abb. 18. 4; L. A. HORVÁTH 1990b, Abb. 3. 8-9; Abb. 4. 8. 120 KALICZ 1991a, Abb. 20.16; L. A. HORVÁTH 1993, Taf. 37.1 ; Taf. 40. 3. 121 L. A. HORVÁTH 1990b, Abb. 10. 1, 3. >22 Die Publikation ist in Vorbereitung. I23 KALICZ. 1982a, 11; KALICZ. 1992b, 10. QA BOCNÁR-KUTZIÁN 1969; PATAY 1987; PATAY 1995; KALICZ 1979-80.