Horváth A. László, Simon H. Katalin: Das Neolithikum und die Kupfzereit in Südwestdanubien. (Inventaria Praehistorica Hungariae 9; Budapest, 2003)
6. Die Kupferzeit - 6.4. Die späte Kupferzeit
Fachliteratur kupferzeitliche Integration genannt wird, und während dessen die Umwandlung zweier großer kupferzeitlicher Kulturen (Furchenstichkeramikkultur und Hunyadi-halom-Kultur) stattfand. Während dieses Integrationsprozesses entstand der Protoboleráz-Horizont, der schon der unmittelbare Vorgänger der Boleráz-Gruppe war. 825 Dieser Horizont bildete eine selbständige chronologische Stufe, die in Transdanubien der Furchenstichkeramikkultur, in der Ungarischen Tiefebene aber der Hunyadi-halom-Kultur folgt. Sie kann von diesen, ihr vorangehenden Phasen typologisch nicht getrennt werden, und so kann sie als die letzte Phase der genannten Kulturen aufgefaßt werden. 826 Vom wirtschaftsgeschichtlichen Standpunkt aus ist der augenscheinlichste Wandel der starke Rückfall der Metallurgie, hinter dem heute noch nicht ganz geklärte historische Ereignisse stehen. Im Vergleich mit der Zeit des Metallbooms tritt eine wirkliche „Metallarmut" auf, die in der späteren Zeit noch zunimmt. Das Fundmaterial des Protoboleráz-Horizontes und seine chronologischen Beziehungen weisen darauf hin, daß die Hunyadi-halom-Kultur in der Ungarischen Tiefebene eine verhältnismäßig lange und selbständige kulturelle Einheit war, und als solche nicht mehr als einfache Schlußetappe der Bodrogkeresztür-Kultur betrachtet werden kann. 827 In der zweiten Hälfte der Hochkupferzeit in Ungarn, in erster Linie während des ProtobolerázHorizontes, waren aus verschiedenen Richtungen kommende Einflüsse im Karpatenbecken wirksam. In der Kultur dieser Zeit vermischten sich Züge, die für Mitteleuropa, für das Karpatenbecken und den Balkan charakteristisch waren, aber besonders im östlichen Teil des Verbreitungsgebietes waren auch einige Kulturmerkmale der Steppe zu spüren. All diese bildeten eine organische Einheit, und sie prägten gemeinsam das kulturelle Bild dieser Zeit. Aus den vorangehenden und voneinander stark abweichenden Vorgängern —transdanubische Furchenstichkeramik- und Hunyadi-halom-Kultur —entstand eine neue und homogene Kultur. Die Existenz des Protoboleráz-Horizontes ist ein klarer Beweis für die kulturelle und geschichtliche Kontinuität, während der sich die Furchenstichkeramik- und die Hunyadi-halom-Kultur zur Badener Kultur umwandelten. 828 Die richtige Zeitgrenze kann also nicht ab der Badener Kultur, sondern viel eher ab den Anfängen der Furchenstichkeramik- und Hunyadihalom-Kultur gezogen werden. Diese Tatsache kann auch auf die innere Gliederung der ungarischen Kupferzeit Einfluß nehmen. Auf diesem Grund ziehen wir die Möglichkeit einer Modifizierung in Betracht, nach der sich die Hochkupferzeit in Transdanubien mit der Balaton-Lasinja-, in der Ungarischen Tiefebene aber mit der Bodrogkeresztür-Kultur abschließe, die darauffolgende Entwicklung, die sich als von der Badener Kultur untrennbar erwies, jedoch schon zur Spätkupferzeit gezählt werden könnte. Außerhalb des Karpatenbeckens kann der Protoboleráz-Horizont aufgrund der hochgradigen Ähnlichkeit der materiellen Kultur mit der OlteniÇa-Renie II-Gruppe 82 '' an der unteren Donau und mit der Galatin-Kultur in Bulgarien™ für zeitgleich gehalten werden. Die Parallelisierung mit Mitteleuropa wird dadurch erschwert, daß wir über die der Boleráz-Gruppe unmittelbar vorangehenden Periode nur ein skizzenhaftes Bild haben. In großen Zügen kann gesagt werden, daß der im ganzen Karpatenbecken auftretende Protoboleráz-Horizont mit dem Ende der B-Phase der mährisch-österreichischen Baalberg-Kultur, mit dem Anfang (?) der Jevisovice C r Periode und mit dem Abschluß der Wyciaze-Zlotniki-Gruppe zeitgleich sein könnte 831 (Abb. 56). 6.4. DIE SPÄTE KUPFERZEIT 6.4.1. Die Badener Kultur 6.4.1.1. Die Boleráz-Gruppe 6.4.1.2 Fundortkataster IX: Die Boleráz-Gruppe (Karte 7) 1. Misefa-LPG-Ställe, FoNr. 31/2 Die Fundstelle liegt südlich von Misefa, am westlichen Ufer des Foglár-Kanals an einem sanften Hügelhang. Als hier die Bauarbeiten Die ungarischen Protoboleráz-Funde wurden von Nemejcová-Pavúková schon zur Boleráz Ia-Phase gerechnet (NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1979, 51 ff.; NEMEJCOVÁ-PAVÚKOVÁ 1981, Abb. 1). KALICZ 1991a, 375, 380. I27 L. A. HORVÁTH 1993. :28 KALICZ 1991a, 375, 380; L. A. HORVÁTH 1990b. ;2 '' MORINTZ-ROMAN 1968, 79; MORINTZ—ROMAN 1973, 267-268. 13(1 GEORGIEVA 1988. 01 Zusammenfassend s. L. A. HORVÁTH 1993.