Kovács Tibor (szerk.): Neuere Daten zur Siedlungsgeschichte und Chronologie der Kupferzeit des Karpatenbeckens (Inventaria Praehistorica Hungariae 7; Budapest, 1995)

Eszter Bánffy: Über den Ausklang der Lengyel-Kultur in Transdanubien

Forschungsprogrammes der Landesmuseen im Komi­tat Zala und des Archäologischen Instituts der Aka­demie der Wissenschaften (Budapest) sind mehrere kleinere, neolithische und kupferzeitliche Ausgrabun­gen durchgeführt worden, wobei vor allem Siedlungen der späten Lengyel- und der Balaton-Lasinja-Kultur aufgedeckt wurden. Von diesen Ausgrabungen hat vielleicht die spätlen­gyelzeitliche Siedlung von Zalaszentbalázs die wich­tigsten neuen Daten über den Ausklang der Lengyel­Kultur ergeben (Abb. 2, Fundort 43). Ein langer, Nord-Süd orientierter Hügel wurde von den Trägern der späten Lengyel-Kultur in mehreren Siedlungsgruppen besiedelt. Früher wurde von M. Bondár schon ein Siedlungkern ausgegraben. 9 In den letzten zwei Grabungskampagnen sind zwei Häuser, Reste eines dritten Hauses und mehrere fundreiche Gruben zum Vorschein gekommen. Die Häuser waren etwa 3 m x 6,5 bis 7 m groß, sie waren nicht m den ehemaligen Boden eingetieft, und lagen leider auch ziemlich nahe zum heutigen Niveau (Abb. 3). Aufgrund einiger einfacher oder dreifacher großer Pfostenlöcher dürfen wir vermuten, daß sie ein Satteldach hatten. Die Pfostengrube mit drei Löchern befand sich am Rande des Hauses, während ein großes einfaches Pfostenloch in der schmaleren Seite des Rechtecks, in der Mitte zu beobachten war (Abb. 4). Die Wände waren aus lehmverstrichenen Rutenbün­deln gebaut. Da die Häuser stark verbrannt worden sind, konnten wir nicht nur die rote Fläche der zu­sammmengestürzten Wände beobachten, sondern wir haben auch viele mächtige Lehmstücke gefunden, die etwa 5 cm dick waren, wobei die eine Seite glatt war, in der anderen Seite aber die negativen Eindrücke von Rutenbündeln und Zweigen zu sehen waren. Die Reste dieser Lehmwände bildeten oft eine dicke rotschwarze Schicht, die über den - übrigens nicht verbrannten ­Hausboden gefallen waren. Fußbodenreste zeigten sich nur in kleineren Flächen in Haus 1 und 3, wo die Haushaltskeramik und andere Gegenstände reichlich zu finden waren. Im Jahre 1993 haben wir etwa 250 m von den Häu­sern entfernt neue Flächen geöffnet, in denen auch ei­ne bemerkenswerte Menge an Funden zum Vorschein kamen. Diese Objekte erwiesen sich aber als eine Reihe von runden Abfallgruben mit teilweise stufenar­tigem Profil. Eine interessante Erscheinung konnte zwischen zwei, voneinander etwa 10 m entfernten Gruben beob­achtet werden: ein niedergetretener, gestampfter, schmaler Fußpfad zeigte die Spuren der ehemaligen Benutzer (Abb. 5). Im Vergleich zu den bisher bekannten Funden aus der späten Lengyelzeit in Transdanubien sind in Zalaszentbalázs verschiedene neue Formen zu erken­nen. Diese neuen Typen sind zugleich neu in der gan­zen Lengyel-Keramik, da sie früher nicht in solchem Kontext vorgekommen sind (z.B. Abb. 8. 2, 5, 9, Abb. 9, Abb. 10. 1-2, 5-6). Hier müssen zuerst die großen Ausgußgefäße mit schnabelartigen Ausgüssen erwähnt werden. Im all­" Bondár (19%). 10 Bereiu ( 1961 ): Roman (1971) 11 l)iniiln.icvic(1979) 137-181. gemeinen wird diesen Gefäßen eine südliche Herkunft zugeschrieben (Abb. 9. 2, 9-10 und Abb. 10. 8). 10 Fußschalen sind auch nicht unbekannt. Sie sind entweder konisch mit zwei runden Bohrungen (Abb. 7. 6), wie es auch in der Tiszapolgár-Kultur üblich ist, oder sie sind leicht glockenförmig. Schalen mit stark glockenförmigen Füßen sind übrigens für die mittel­kupferzeitliche Lasinja-Kultur typisch, daher könn­te diese Form als eine Übergangsform angesehen werden. 11 Fast als Leitform kann man die doppelkonischen Gefäße bezeichnen, deren scharfer Bruch sich etwa 2-3 cm unter dem Gefaßrand befindet, oft mit einigen runden Buckeln auf dem Umbruch (Abb. 7. 1-2, 5 und Abb. 8. 4, 7-9). Diese Form lebt in der mittleren Kup­ferzeit weiter, der obere Teil ist immer mehr leicht ge­wölbt und manchmal mit feinem Kannelurmuster ver­ziert, die runden Buckel verwandeln sich zu Zapfen­buckeln. Doppelkonische Gefäße kommen in dem späten Lengyelmaterial auch ohne Umbruch mit einem leicht eingeknickten Rand vor, wie auch in der Bala­ton-Lasinja-Kultur. Die faßförmigen Töpfe mit zwei Bandhenkeln bilden einen großen Teil der Hauskeramik (Abb. 13. 2-3). Ihr Rand ist oft leicht eingezogen, die Henkel sind manchmal lächerlich klein, bezogen auf die Größe und das Gewicht des Gefäßes. Die Bandhenkel und die buckelartigen Henkel sitzen auf der Gefäßschulter. Diese Eigenschaften sind bei den ergänzten Gefäßen aus der Nähe von Zalaszentbalázs - aber auch schon aus Gruben der Balaton-Lasinja-Kultur - viel ausge­prägter erkennbar, da sie auch etwas jünger sind. 12 Einige Rand- und Schulterstücke könnten dafür sprechen, daß sie eventuell nicht zu Vorratsgefäßen, sondern eher zu Krügen gehören - der Durchmesser des Randes läßt es wenigstens vermuten (Abb. 5. 1). Dies wäre natürlich noch ein Argument der langsamen Entwicklung zwischen den frühen und hochkupfer­zeitlichen Kulturen, da die Henkelkrüge ganz typisch für die klassische Säleuta-, späte Vinca- und die Lasinja-Kulturen sind. Eindeutige Exemplare kennen wir heute leider noch nicht. Wie erwähnt, spielte bei der Migrationshypothese der Balaton-Lasinja-Kultur die graphitierte schwarz­poherte Ware eine wesentliche Rolle: sie sollte den Metallnachahmungen im zentralen Balkangebiet und dem unteren Donaugebiet entsprechen. 13 Die Wahr­heit ist aber, daß diese Ware normalerweise nur in kleinen Scherben und auch nur sporadisch zu finden sind. 14 Es sind nur zwei solche Bruchstücke aus der Balaton-Lasinja-Kultur in unserem Forschungsbereich gefunden worden. Andererseits - wie mehrere Frag­mente aus Zalaszentbalázser Gruben zeigen - ist diese Ware schon in der späten Lengyel-Kultur bekannt (Abb. 11.8 und Abb. 12. 2). Die Graphitstückchen, die aus einer Grube neben schwarzpolierten Scherben zum Vorschein gekommen sind, zeigen weiterhin, daß das Vorkommen dieser Gattung kein Zufall ist, sie dürften aber auch keine Importstücke sein. (Die Randfrag­mente dieses Typs zeigen übrigens eine stark einge­knickte, aus dem Süden bekannte Form.) 12 Baritry ( 1 996a): BántíV ( ] 994). 13 Todorova ( 1978) 12: Kalicz ( 1993) 330. 14 Bántty (1996a).

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