Kovács Tibor (szerk.): Neuere Daten zur Siedlungsgeschichte und Chronologie der Kupferzeit des Karpatenbeckens (Inventaria Praehistorica Hungariae 7; Budapest, 1995)

Eszter Bánffy: Über den Ausklang der Lengyel-Kultur in Transdanubien

Wenn schon eine technologische Frage erwähnt wurde, darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die ganze Gattung der späten Lengyel-Keramik mit ihrer Sandmagerung, polierten Oberflächen viel Gemeinsa­mes mit der mittelkupferzeitlichen Lasinja-Keramik hat. Die häufig in späten Lengyel-Siedlungen vorkom­menden Tüllenlöffel werden in der Balaton-Lasinja­Kultur ebenso weiterbenutzt. Die bisherigen Analysen der Steinindustrie sprechen auch für eine Kontinuität in der Nutzung der Rohstoffe und der Technologie. Die Träger beider Kulturen be­nutzten das Rohmaterial aus dem Gebirge nördlich des Plattensees und auch aus dem bekannten Bergwerk in Sümeg. 15 Die kultischen Funden von Zalaszentbalázs sind be­merkenswert reichlich ans Tageslicht gekommen, zei­gen aber noch ein typisch lengyelzeitliches, neolithi­sches Bild. In den letzten zwei Grabungskampagnen sind zwei Idolfüße, vier rechteckige Altärchen mit niedrigen, runden Füßen, ein Altar mit wahrscheinlich vier Tierköpfen und ein tierförmiger Deckelgriff mit zwei Köpfen zum Vorschein gekommen. Mit Fragen der Kontinuität zwischen kultischen Sitten des Spät­neolithikums, der frühen und mittleren Kupferzeit ha­be ich mich früher ausführlich befaßt und habe auch die Opfergrube der Balaton-Lasinja-Kultur aus dem erforschten Gebiet analysiert. 16 Die Ergebnisse spra­chen für ein Weiterleben bis an den Anfang der Ba­dener Periode. 17 Die Siedlungsformen der späten Lengyel- und der Balaton-Lasinja-Kultur sind auch ähnlich: beide be­vorzugen flache Hügelhänge in Wassernähe. Sied­lungsspuren der beiden Kulturen liegen oft nebenein­ander. Die Unterschiede zwischen dem großen neoh­thischen Dorf und den kleineren, provisorischen Ge­höften der Kupferzeit sind schon in Zalaszentbalázs zu erfassen. Diese ist nämlich eine mehr als 1 km lange Siedlung, was der Lengyelzeit noch gut entspricht, in­nerhalb sind aber schon mehrere kleinere Siedlungs­kerne zu beobachten, und es läßt sich vermuten, daß die Häusergruppen nicht ganz gleichzeitig sind. Diese Vermutung wird durch die Tatsache verstärkt, daß die Häuser nach dem Brand nie erneuert, sondern verlas­sen wurden. Die Funde der Zalaszentbaläzser Siedlung stehen nicht mehr alleine. Vor einigen Jahren wurde im Rahmen des Kleinbalatonprogrammes eine mächtige Siedlung der klassischen und späten Lengyel-Kultur freigelegt. 18 Die späteste Phase enthielt die oben be­sprochenen Formen, aber damals konnte ich diese Zu­sammenhänge ohne Vergleichsfunde weniger verste­hen. 19 Zu dieser spätesten Periode gehört auch eine große ovale Kreisgrabenanlage, die auch interessante chronologische und andere Interpretationsmöghchkei­ten bietet. 20 Nördlich vom Komitat Zala, in der Nähe von Szom­bathely, bei der österreichischen Grenze, ist dieselbe Phase bekannt geworden, nachdem Frau M. Károlyi die Ergebnisse ihrer Spätlengyel- und Balaton-Lasinja­zeitlichen Ausgrabungen publizierte. 21 Die Funde aus Kisunyom, Üjperint und Jánosháza zeigen die selben Typen und völlig ähnliche Übergänge zwischen der beiden Perioden wie in unserer Mikroregion. Außer­dem wurden bei den Ausgrabungen in der Linie der geplanten Autobahn Györ-Wien ebenfalls ähnliche Funde freigelegt. 22 Aufgrund dieser neueren Ausgra­bungen und Funde kann der Ursprung einer neuen territorialen Gruppe vermutet werden, die in der mitt­leren Kupferzeit innerhalb des großen Lasinja-Kreises lebte - ähnlich, wie die Bisamberg-Oberpullendorf­Gruppe in Niederösterreich oder die Kanzianberg-Fa­zies in Kärnten. 23 Die Unterschiede zwischen der letz­teren und unserer Gruppe liegen eben darin, daß die Bevölkerung der späten Lengyel-Kultur in West­Transdanubien weiterlebte und den Kern der mittel­kupferzeitlichen sozialen Struktur bildete. Diese hat weiterhin viele Einflüsse aus dem Post-Vinca Bereich aus dem Süden erhalten. So könnte dieser Teil der großen Koine, nämlich der Lasinja-Kultur ausgeformt worden sein. Diese Art von Entwicklung ist auch in den Nachbar­gebieten nicht unbekannt. Die Balaton-Lasinja-Grup­pe, wie auch die späte Lengyel-Kultur hatten traditio­nell gute Kontakte nach Ostungarn. Sie hatten also zweierlei Kontakte zum südosteuropäischen Kreis: ei­nerseits indirekt durch die Tiszapolgár-Bodrogkeresz­túr-Kultur und ferner mit dem Sälcuta-Krivodol, noch ferner mit dem Gumelnita-Karanovo VI Kreis, ande­rerseits direkt, durch südöstliche Impulse und schon echte kupferzeitliche Innovationen der Vinca D-,- und der späten Sopot-Kultur, aus welcher die Lasinja-Kul­tur erwachsen ist. Schließlich darf nicht außer Acht gelassen werden, daß sowohl die Lengyel-Kultur wie auch die daraus entstandene Balaton-Lasinja-Kultur starke mitteleuro­päische Wurzeln, Traditionen und Kontakte hatten, die von Kleinpolen bis zur Ludanice- und der Münchshö­fener Gruppe reichten. Es dürfte auch kein Zufall sein, daß die Lasmja-Erscheinungen durch die Spät-, und Epilengyel-Gebiete bis zum Bayerischen Becken ge­langten, wie die Formen der Wallerfinger Gruppe be­weisen. 24 Solcherweise darf man die Vermittlerrolle der westungarischen spätlengyelzeitlichen Gruppen nicht unterschätzen. 15 Bácskay(1986). 6 Bánffy (1985); Bánffy (1986). 7 Bánffy (1991a); Bánrry (1991b). 8 Ausgrabung von L. Horváth. 9 Die Funden werden von die Verfasserin aufgearbeitet. 20 Bánffy ( 1992); Bánőy ( 1 996b). 21 Károlyi (1992). 22 Ausgrabungen von A. Figler. 23 Ruttkay (1976); Pedrotti ( 1990). 2 '' Uenze(l 989).

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