Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 5. Materielle Kultur

Erzeugung wurde die Schließkonstruktion des Mundes besser abgeschliffen, wodurch die Dicke des Armringes gleichmäßiger wurde. Der Schnittwinkel des Spondylus ist hier von anderer Richtung, auch dies trug dazu bei, daß man rundere Formen erhielt als in der Theiß-Kultur, wo sich die Form am besten der natürlichen Muschel an­nähert. Die ältesten Exemplare der aus Muscheln gefer­tigten Armringe sind die folgenden: bei dem neben dem Hockerskelett von Hódmezővásárhely-Zsoldos tanya 141 gefundenen Exemplar bezweifelte J. Csalog seine Zuge­hörigkeit zur Körös-Kultur, da er der Meinung ist, daß die in die Siedlung ohne Ausnahme nachträglich einge­schnittenen Gräber der Körös-Kultur nicht an diesen Fund gebunden werden können. 142 Ist die Auffassung von J. Csalog stichhaltig, so können wir den Träger des Amiringes zur Szakáihát -Gruppe reihen. Das Exemplar von Szerbkeresztúr 143 ist völlig abgeschliffen, hat einen mehr eckigen Durchschnitt und gehört aufgrund der Form zum Lengyel-Typ. Die Datierung des Stückes be­kräftigt der Umstand, daß im mitgeteüten Material mit sehr stattlicher Zahl die Keramik der Deszk-Gruppe der Tiszapolgár-Kultur vertreten ist. Die Armringe des Fund­ortes von Óbesenyő 144 werden von Rodden infolge ihrer stratigraphischen Lage aus der Körös-Gruppe ausge­schlossen. Sein Argument gründet er vor allem auf die Forschungen von Srejovic und Jovanovic, denen nach die ersten importierten Steinwaren und Muscheln, so auch die Spondylus-Muscheln erst in der frühen Vinca-Kultur erscheinen. Gleicherweise hält er auch nicht die vom Fundort Gabarovo (Bulgarien) stammenden Fragmente für in das Starcevo-Niveau einreihbar, da diese aus dem mittleren Neolithikum stammen. 145 Die aus Spondylus-Muscheln gefertigten Schmuck­gegenstände stehen infolge der Lokalisierbarkeit ihres Rohmaterials seit Beginn der Urzeitforschung im Vorder­grund des Interesses. Leider steht uns ein der Art nach gut bestimmtes Material nur in geringer Menge zur Ver­fügung und die weite Infonnation, die Clark, Childe, Buttler, Srejovic, Vencl, Wulms 146 aus den Publika­tionen einholen konnten, bedeutet noch immer nicht eine gut begründete Angabe. Vencl stützt sich im Besitz einer weitläufigen Materialsammlung vor allem auf das rezente, aus Spondylus gaderopus gefertigte Material und unter Berücksichtigung seines natürlichen Vorkommens, vergleicht er dies territorial und chronologisch mit der Verbreitung seiner Anwendung. Eine noch größere Un­sicherheit herrscht betreffs des fossilen Ursprunges der Gegenstände. Spondylus gaderopus verbreitete sich in einem viel größeren Gebiet als Spondylus crassicosta, eine Art, die nur im warmen Meer lebte und auch im Neolithikum dort gelebt haben dürfte. Dir allernächster Fundort ist der Indische Ozean. Spondylus gaderopus ist hingegen auch aus dem Ägäischen Meer, Mannarameer, Schwarzen Meer bzw. auch aus dem W-Becken der Adria bekannt. Im ersten Fall - insofern die Muschel rezent ist — müssen wir sie auf dem Festland entlang der Küste suchen und sie gelangt nach Europa über Kleinasien. Im zweiten Fall sind auch mehrere Zentren vorstehbar und sie dürfte wahrscheinlich auf den allernächsten Wegen nach Mitteleuropa gelangt sein. Die Untersuchungen haben erwiesen, daß sich unter den Exemplaren von Kis­köre sowohl rezente wie auch fossile Stücke befinden. Spondylus crassicosta lebte auf der Tarton-Stufe im mittleren Miozän und kam an ziemlich vielen Stehen vor. Die Art ist im Wiener Becken, in den mittleren Miozän­schichten des Leitha-Kalksteines, im Transsüvanischen Mittelgebirge aus den Entblößungen, von mehreren Fundorten bekannt. 147 Einen auffallend reichen Fund­ort stellt Cortnica (nördÜch von Krakow) 148 dar, kann aber auch in weiter gelegenen Gebieten, in Toscana und Sizilien vorgefunden werden. 149 Aus den schon zu Arm­ringen geformten Exemplaren können wir leider nicht auf den Entstehungsort schließen. Sowohl die rezenten, als auch die fossilen Exemplare kamen als Importware zur Bevölkerung der Theiß-Kultur. Das Vorkommen der Muschelarmringe in den Grä­bern gruppiert sich in drei Gegenden: im Gebiet der Dobrudscha 150 binden sie sich an die Kultur von Hamangia und Varna; in Ungarn an die Theiß- bzw. Lengyel-Kultur; westlich von Ungarn lassen sie sich in Mitteleuropa, vor allem in Österreich, in der Tschecho­slowakei und in Deutschland in die Spätphase der Linearkeramik reihen. Die von den Siedlungen intakt zum Vorschein gekommenen Stücke bzw. Fragmente zeigen chronologisch und territorial eine viel größere Streuung. Die Spondylus-Muschel ist vom Mesolithikum an ein beliebtes Rohmaterial vor allem der Perlen und der Anhänger von verschiedener Form. Dem Anschein nach erfolgte die Zuströmung der Spondylus-Muscheln in zwei Wellen: Die frühe Welle steht mit der umfang­reichen vermittelnden Rohe der Szakálhát-Gruppe in Zusammenhang. Auf diese Weise kamen nach Ungarn die an die Bükk- und Linearkeramik-Kultur knüpfbaren Anhänger (Tiszabura, 151 Istállóskő). 152 Die andere Wehe erreichte das Gebiet im Spätneolithikum und sie wurde durch die Ausgestaltung der buckelverzierten Keramik bzw. der Herpály-Gruppe mit sich bringende südliche Strömung verbreitet. Spondylus-Muscheln fanden wir in Grab 18 von Kisköre, wo ein Amulett auf dem Hals, zwei hingegen auf dem Gürtel hangen. Häufiger kommt es vor, wo Ab­fallmaterial als durchgebohrter Anhänger verwendet wurde. Ein solches Amulett ist auch von Kökény domb und LebőB bekannt. Aus Muscheln wurden in zwei Formen Perlen her­gestellt: gespaltene, scheibenförmige Perlen, die in Kökénydomb und in Kisköre allgemein sind und ganz selten ist eine größere zylindrische Perle aus dem einen Grab von Lebő B bekannt. Die winzigen Knöpfe mit V-Durchbohrung werden ebenfalls aus dem Material der Muschel in ähnlicher Form und Größe gefertigt. Sie sind aus Kökénydomb und Lebő B bekannt. Das Material der Perlen bildet Spondylus oder Tridachna. In Csóka kamen noch Columbella Rustica und Dentalium vor. Diese können aber nicht mit Sicherheit an das Material der Siedlung gebunden werden. 153 Uns ist nur ein einziger, aus Ton gefertigter An­hänger bekannt und kann deshalb nicht für die Theiß­Kultur charakteristisch bezeichnet werden. Viel wesent­licher ist, daß die Herstellung von Tonperlen begonnen

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