Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)

József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 5. Materielle Kultur

allgemeinen auf den Fundorten des südlichen Alföld, kann aber auch auf den Siedlungen der mittleren Theiß­gegend mehr verstreut verfolgt werden, was zugleich in den einzelnen Siedlungen auf ihre Rolle im Fischfang hinweist. Charakteristisch ist, daß während uns aus Csóka 31 Stücke bekannt sind und auch in Kökénydomb mehr als 20 davon gefunden wurden, kamen in Kisköre an einer mit der Erschließung von Kökénydomb gleichen Fläche insgesamt nur 2 Exemplare vor. Aus je einem Exemplar der auf den entlang der Oberen Theiß gelege­nen Fundorten, auf der Siedlung von Szerencs und Kenézlő zum Vorschein gekommenen Stücke geurteilt, dürfte die Harpune hier nicht sehr verbreitet gewesen sein. Schmuckgegenständ e Vom Gesichtspunkt der Schmuckerzeugung ist der gewöhnliche Stein als Rohmaterial in der Theiß-Kultur noch nicht bedeutend, höchstens einige durchbohrte Steingegenstände können hierhergereiht werden, die Amulette gewesen sein dürften. Hingegen erscheint in diesem Zeitalter in Ungarn die aus Kalkstein bzw. aus Marmor gefertigte scheibenförmige Perle. Sie hegt in dünnere und dickere Stücke geschnitten vor, in der Mitte mit Durchbohrung. Die Perlen wurden am Hals, auf den Fingern und am Arm getragen, in der Fonn einer Perlen­kette gebraucht. Dir Vorläufer ist zweifellos die in frühe­ren Perioden aus Spondylus gefertigte Perle von ähnli­cher Fomr, die sowohl in Kisköre als auch in Hódmező­vásárhely-Kökénydomb, im Spätneohthikum in den dort erschlossenen Gräberfeldern aus beidem Material zum Vorschein kommt. 130 Sehr mannigfaltige Schmuckgegenstände wurden aus Knochen hergestellt. Von diesen sind für die Theiß­Kultur die Fingerringe ausgesprochen charakteristisch. Die mehrgliedrigen Knochenringe gehörten eine lange Zeit hindurch zu den „rätselhaften Knochen", nicht so sehr in Anbetracht ihrer Funktion, sondern eher Üires Gebrauches. 131 Sie kommen in der mittleren und nördlichen Theißgegend nicht vor. Im Falle der durchbohrten Eberzahnplatte fällt dem Wildschwein eine geringe Rohe zu; ein durchbohrtes, gespaltenes Exemplar ist uns aus Kökénydomb be­kannt. 132 Viel häufiger wurden die Hirsch- bzw. Wolfs­zähne gebraucht, die man durchbohrt in eine Halskette geschnürt hat. In den Gräbern von Kisköre wurden Hirschzähne, bei den Bestattungen von Kökénydomb die Wolfszähne als allgemein gebrauchte Schmuckgegen­stände gefunden. Unter den Grabbeigaben der Theiß-Kultur spielte der aus Spondylus-Muschel gefertigte Armring eine große Rolle; solche Gegenstände wurden fast ausschließ­lich hier gefunden. Sie sind von den folgenden einhei­mischen Fundorten bekannt: Hódmezővásárhely-Kökénydomb. Kam in Grab 5, vom Arm eines an der linken Seite liegenden Hocker­skelets eines Kindes zum Vorschein, ihr Material wurde als Tridachna bestimmt. 133 Das Rohmaterial büdet wahrscheinlich der Spondylus. In Grab 7 wurde ein ähnliches Stück am Unken Unterarm in. zerbrochenem Zustand gefunden. Gorzsa-Cukormajor. Kam in Grab 10 am rechten Ami eines Hockerskeletts in entzweigebrochenem Zu­stand zum Vorschein. Vor der Erschließung von F. Horváth wurde ein Armringpaar gefunden, das dem Spender J. Rózsa nach von einem Skelett stammt. 134 Kisköre. Grab 1: in einem aufgewühlten Grab wurde ein Spondylus-Arm ringpaar als Beigabe einer erwachsenen, adulten Frau gefunden. Grab 4: war auf dem hnken Oberarm eines Kinderskelettes. Grab 9: der Spondylus-Armring lag auf dem hnken Oberarm bzw. bei dem hnken Ellbogen, gehörte zum Skelett eines 42-46jährigen Mannes. Grab 36: auf dem rechten und linken Ellbogen ein Spondylus-Armringpaar als Beigabe eines maturen Männerskelettes. Szentes. S. Farkas erwähnt von hier einen Tri­dachna-Armring, dessen Fundumstände davon zeugen, daß sich auf dem Fundort auch Bestattungen der Theiß­und Bodrogkeresztúr-Kultur befunden haben dürften, da unter den mitgeteilten Funden auch Kupfergeräte waren. Diese Armringe können aller Wahrscheinlichkeit nach in die Theiß-Kultur gereiht werden. 135 Aufgrund der obigen Daten können wir für das Tragen des Armringes noch keine allgemeine Regel ziehen. Es scheint jedoch, daß der Armring einen dif­ferenzierenden Charakter hatte: er läßt sich an Frauen­und Männer- bzw. eingeweihte Mädchengräber binden. Die Armringe wurden im allgemeinen paarweise ge­tragen, abgesehen von den Fällen, als der Armring zu­grunde ging, eventuell abhanden kam; in diesem Falle wurde er mit einem Perlenamiring ersetzt, wie in den Gräbern 4 und 9 von Kisköre. An mehreren Exemplaren ist die Durchlochung sichtbar, die zur Befestigung der zerbrochenen Armringe gedient hat. Es kann aufge­worfen werden, daß auf die Analogie des auf dem Skelett Nr. 85 gefundenen Armrings des Gräberfeldes von Lengyel die Durchbohrungen zum Auschnüren der von dem Amiring herunterhängenden Perlen gedient haben. 136 Die Exemplare von Kisköre sind aber be­stimmt „zusammengeflickte" Stücke; wegen ihres Wertes waren die Benutzer gezwungen die Armringe von neuem brauchbar zu machen. Der Spondylus-Armring kommt außerhalb der Theiß-Kultur verhältnismäßig häufig in der Lengyel­Kultur vor. Ist aus Kajdacs, Tolna bekannt, sein Roh­material bildet Spondylus gaderopus. 137 Im Gräberfeld von Lengyel wurden Armringe bei den Bestattungen 85 und 226 gefunden, sie kamen aber auch auf der Siedlung aus den Gruben 88 und 108 zum Vorschein. Aus emer Siedlung stammt das Exemplar von Köveskál, während das Fragment von Szomor wahrscheinlich aus einem Grab. 138 N. Kalicz fand in Aszód in fünf Gräbern diesen Typ vor. 139 I. Zalai-Gaál holte auch aus Mórágy Spon­dylus-Armringe ein. 140 Zwischen den Exemplaren der Theiß- bzw. Len­gyel-Kultur zeigen sich Abweichungen in der Form. Die Stücke von Lengyel sind besser abgeschliffen, ihr Durch­schnitt wird mehr eckig, ihre Form ist runder. Bei der

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