Korek József: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend. (Inventaria Praehistorica Hungariae 3; Budapest, 1989)
József KOREK: Die Theiß-Kultur in der mittleren und nördlichen Theißgegend - 5. Materielle Kultur
5. MATERIELLE KULTUR Geräte Das eine Charakteristikum der Steinindustrie des Neolithikums ist der Gebrauch der — den früheren zum Teil ähnlichen - retuschierten Steinwerkzeuge. Klingen, Kratzer, Schaber aus Feuersteinen bzw. aus Obsidian kamen fast in allen Siedlungen zum Vorschein. Es wurde auch versucht die konkrete Funktion von einzelnen festzustellen, obwohl sie eher als Mehrzweckgeräte zu betrachten sind. Die Retuschierung der fast stets aus Feuerstein gefertigten, als Kratzer bzw. Schaber qualifizierten Geräte ist allgemein, in ihrer Mehrheit in Halbkreisform. Interessanterweise sind die späten Theiß-Siedlungen viel reicher an Kratzern und ihre Häufigkeit nähert sich an die Proportionen der Klingen an. Die an den Siedlungen angetroffenen Nukleusfragmente und die vielen Abschläge weisen — wie dies schon viele, so unter anderen J. Banner im Fall von Kökény domb festgestellt haben — darauf hin, daß die Steinbearbeitung auf der Siedlung erfolgt und bloß das Rohmaterial auf den Fundort gekommen ist. Dies bezieht sich auch auf die Geräte der jüngeren Steinzeit. Das Steinbeil und die Steinaxt ist das entwickelteste Produktionsmittel dieses Zeitalters. Auf sämtlichen Theiß-Siedlungen tauchen die Schuhleistenform, die verschiedenen Varianten der Trapez- und Schaftlochform auf. Die sich auf die Siedlung von Kökénydomb beziehende Feststellung von J. Banner scheint auf diese Weise stichhaltig zu sein, nämlich, daß unter den zu diesem Zeitalter benutzten Axttypen keine chronologische Reihenfolge nachgewiesen werden kann. 125 Zweifellos sind die Geräte von Schuhleistenform seltener und kommen bloß in kleinen und mittelgroßen Exemplaren vor. Aus der Mitteilung von J. Banner über die Siedlung von Csóka sind die Proportionen klar zu sehen. Von den mitgeteilten 161 Steinäxten und Beilen sind 11 von Schuhleistenform, 111 trapezförmig und 39 durchbohrt, 6 hingegen Keulen. 126 Eine ähnliche Proportion war auch auf den übrigen Siedlungen. In Kisköre kamen insgesamt 15 geschliffene Steinwerkzeuge zum Vorschein, von welchen 2 leistenförmig, 9 trapezförmig und 4 durchbohrt waren. Es gab unter ihnen auch eine riesengroße, mehr als 2 kg wiegende Steinaxt (Taf. 7:1), die bisher unter den neohthischen Steinäxten ohne Analogie steht. Dieses Beispiel gibt eine Möglichkeit dazu, daß wir die von den transdanubischen Fundorten bekannten, ähnlich großen Steinäxte gleichfalls in das Spätneolithikum reihen können. Wie unterschiedlich je eine Siedlung mit Geräten versehen war, widerspiegelt sich auch in der Zahl der Steinäxte und Beile. Die Materialuntersuchungen brachten schon bisher bedeutende Resultate. Die auf der Siedlung von Kökénydomb gefundenen Steine teilte J. Banner in drei Gruppen, die aus den von Ungarn südöstlich gelegenen Gebieten stammen. In den Steinfunden der Theiß-Siedlungen sind die Form und Funktion bzw. das Rohmaterial oft nicht in Zusammenklang, was darauf hinweist, daß man sie - dem Bedarf entsprechend — aus dem gerade vorhandenen Rohstoff herstellen mußte. Daß auch diese Arbeit an Ort und Stehe verrichtet wurde, davon zeugen die auf den Siedlungen zurückgebliebenen Halbprodukte, die Nuklei, die Steinäxte mit begonnener Bohrung von großer Menge. Die Umformung der benutzten, gebrochenen Geräte ist ahgemein, was ebenfalls die auf der Siedlung verrichtete Steingeräterzeugung beweist. Das aus Knochen gefertigte Gerätinventar der Theiß-Kultur bewegt sich auf dem üblichen neohthischen Niveau. Das Rohmaterial liefern hierzu die an Ort und Stelle gefundenen Knochen von domestizierten und gejagten Tieren. Die aus den Knochen der Kleinwiderkäuer hergestellten Nadeln, Ahlen sind die häufigsten Geräte, die außer ihrer ursprünglichen Funktion in der Töpferei auch als Radiernadeln vorgekommen haben dürften. In durchbohrter Form wurden sie selten gefunden. Mit den Geräten wurden die aus dem Unterschenkelknochen der Tiere (Rind, Reh) erhalten gebliebenen Wetzknochen in Zusammenhang gebracht, auf welchen auch Spuren einer durch Abschleifen entstandenen Einritzung beobachtet werden können. Früher schien es, daß dies ausgesprochen nur ein eigenartiges Gerät der Theiß-Kultur war, ist aber heute schon im Besitz eines größeren Materials für sicher anzunehmen, daß man es in der Körös-Kultur ebenso gekannt hat, wie im ganzen Verbreitungsgebiet der Linearkeramik. Es wurde vom Menschen der BükkKultur benutzt und auch im Fundmaterial der SzakálhátGruppe kommt es häufig vor (Dévaványa-Sártó, 127 oder in der Szatmár-Gruppe). 128 Unter den Knochengeräten ist der aus dem Unterschenkelknochen ausgebüdete Stichel allgemein. In vielen Fähen wurde dieses Gerät in Anbetracht seiner besseren Haltbarkeit auch aus dem Geweih hergestellt. Auf sämtlichen Siedlungen wurden aus Tierrippen gefertigte Schlichtgeräte gebraucht, die man wahrscheinlich am meisten bei der Herstellung der Keramik verwendete. Harpune Wurde mit zwei Haken im allgemeinen aus Geweih gefertigt. Dieses Gerät kommt in allen Siedlungen vor, in größter Zahl in Csóka (Coka), Kökénydomb; 129 im