Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - SONSTIGE LITURGISCHE GEGENSTÄNDE

Kupfer, vergoldet, gehämmert, gegossen. Der Sechs­passfuß steht auf einem gebogenen Fußrand. Die Wölbung des Fußes ist glatt, unverziert, nur die sechs Kanten laufen bis zur sechseckigen Fußplatte hin­auf. Darüber ein hoher sechsseitiger Schaftring, der sehr flach Nodus mit sechs viereckigen Zapfen, ein weiterer hoher Schaftring und wieder eine sechsek­kige Platte. Auf ihr steht der pyramidenförmige Teil, der den Reliquienschrein trug. Auf den Kanten des Pyramidengliedes angelötete Knospen. Literatur: Erstmitteilung 120.1-2. MESSKANNEN Abb. 120.1-2 AUS NAGYVÁRAD Poc.Jank. 188-189. Nagyvárad (Oradea, RO) Dom Ende 15. Jh. H: 30,5 cm; F-Dm: 7,3 cm Erwerb: sie kamen mit der Jankovich-Sammlung ins Nationalmuseum. Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, graviert, mit Edelsteinen verziert. Der schmale Sechspassfuß steht auf einem hohen geschwungenen Rand. Auf der Fußkante läuft ein durchbrochenes geometri­sches Muster um. Auf der winzigen Wölbung des Fußes sitzen kleinere getriebene Birnen und zwi­schen ihnen auf dem Rand gegossene Blätter. Hin­ter den Birnen schmiegt sich ein feines granulier­tes Filigrannetz an den sechseckigen Schaft der Kannen. Ihr Körper ist abgeflacht kugelförmig, auf ihm sitzen größere getriebene Birnen und zwi­schen ihnen charakteristische gotische gegossene Blätterzweige in zwei Reihen, je sechs an der obe­ren und unteren Seite des Nodus. An der Spitze der Birnen, in der Mitte von Blattkränzen, gefaßte Granate. Am schlanken Hals des Gefäßes setzt sich das mit granuliert verzierte Filigrannetz mit auf den Kreuzungspunkten der tordierten Drähte an­gelöteten Kügelchen und in der Mitte einem klei­neren Blattkranz fort. Der Deckel ist halbkugelig, gleichfalls mit Granulierung und Filigrannetz be­deckt. Oben krönt die Kannen ein dekorativer, ge­gossener Blumenstrauß mit einer kleinen Amo­rettenfigur auf einem kleinen zylindrischen Glied und sechseckigen Sims. Das Ausgußrohr ist S-för­mig und endet in einem Drachenkopf. Auf dem Rohr deutet eine feine Gravierung die Musterung der Haut des Tieres an. Der glatte Henkel hat Die Form eines Fragezeichens. Im Deckelinneren befin­det sich ein auf den Gebrauch der Kannen hinwei­sendes Zeichen: auf einer blauemaillierten Platte der Buchstabe „A" - aqua - in der Kanne für Wasser und „V" - vinum - in der für Wein. Wir halten sie für ungarische Arbeiten, da die An­wendung des Filigran von jeher eine beliebte Tech­nik der ungarischen Goldschmiede war. Sowohl auf Schmuck als auch auf Gegenständen für den liturgi­schen und profanen Gebrauch wurde sie oft verwen­det. Um die Mitte des 15. Jh. erlebte diese Technik in Ungarn eine erneute Glanzzeit, die Form der Kannen und die schöne getriebene Birnenverzierung weisen auf ein Vorbild außerhalb Ungarns, in erster Linie aus Deutschland hin. Wegen ihres hohen Niveaus dürften die Kannen am ungarischen Hof oder in Sie­benbürgen verfertigt worden sein. Jankovich erwarb sie durch Vermittlung eines An­tiquitätenhändlers von der Witwe des Grafen Elek Bethlen, die sie als Gefäße aus dem Dom von Nagy­várad verkaufte. Literatur: Ausstellung 1884, Nr. 113-114, Abb. 132; PULSZKY-RADISICS-MOLINIER 1900, Bd. II, 81-82 mit Abb.; MMT II, 607; MM-T 1956,1, 241, Abb. 172, Austeilung 1966, Nr. 128; H. KOLBA-T. NÉMETH 1973,36, Abb. 27; Ausstellung 1982a, 478, Nr. 480; FRITZ 1982, Nr. 856; H. KOLBA, 1985, 109, Abb. 44; NAGY E. 1985, 148, Abb. 44; MNM 1992, 61, Nr. 68; MNM 1992a, Helikon, 96, Abb. 84; Ausstel­lung 1996/2, 40, Abb. 31; Ausstellung 2001, 220, Nr. 4.20 mit Abb.; Ausstellung 2002, Nr. 124, 164 121. HAUS ALTÄRCHEN Abb. 121 57.1100.C. Kassa (Kosice, SK) Ende 15. Jh. Geschlossen: 24,5x22 cm; D: 7,7 cm Erwerb: aus dem nicht inventarisierten alten Be­stand, angeblich aus Kassa Kleiner Flügelaltar aus Holz, bemalt, mit getriebe­nem, gepresstem Silberblech. In der mittleren, hell­blau bemalten Kasette oben ein bogiger vergolde­ter Lilienkranz. In der Mitte die knieenden Figuren des Englischen Grußes, aus getriebenem Silber­blech: rechts der Engel in reich faltigem Kleid, ein Flügel nach oben, der andere nach unten gerichtet. Er beugt sich mit gefalteten Händen zur hl. Jung­frau hin, die links kniet, in gleichfalls reich falti­gem, unten ausgebreitetem Kleid, sich mit der Lin-

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