Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - SONSTIGE LITURGISCHE GEGENSTÄNDE
ken auf dem Herzen dem Engel zuwendend. Unter ihren Füßen ein Postament mit Blattrankenwerk auf grün bemaltem Grund. Auf beiden Seiten hängen mit Draht schwach befestigte längliche Tafeln, auf dem rechten Flügel vor grünem Hintergrund das gemalte Bild eines bärtigen alten Mannes mit dunklem Hut, hinter seinem Kopf ein heller Heiligenschein. Das Gewand ist dunkelblau, der Mantel rot. In seinen Händen auf weißem Spruchband mit schwarzen Buchstaben: „USAIAS PROPHETA". Auf dem anderen Flügel vor hellgrünem Hintergrund das Bild eines barhäuptigen und spitzbärtigen jüngeren Propheten, starr nach links blickend, in grünem Gewand und gelber Stola um den Hals. In der Rechten hält er ein Spruchband: „EZECHIEL PROPHETA". Die Flügel sind mit einer goldenen Blätterreihe auf rotem Grund verziert. Die Außenseite des geschlossenen Altars ist dunkelbraun gestrichen, darauf sehr dünnes, blass hellgelbes Rankenwerk. Am äußeren Rand Blumen mit fünf Blütenblättern aus kleinen Kreisen. Das Hausaltärchen wurde schon 1930 vom Nationalmuseum in der Ausstellung alter Kirchenkunst ausgestellt. Literatur: Ausstellung 1930, 89, Nr. 356; MMT II, 417; Ausstellung 1996/2, 36, Abb. 28 122. HAUSALTÄRCHEN Abb. 122 57.1101.C. Kassa (Kosice, SK) Ende 15. Jh. H: 24,2x22 cm; D: 4,5 cm Erwerb: aus dem alten Bestand ohne Inv.-Nr., wahrscheinlich aus Kassa. Ein Gegenstück zum kleinen Altar (Nr. 121) Holz, bemalt, mit gepresstem Silberblech, die Altarflügel fehlen. Nur der mittlere Schrank ist vorhanden, auf vergoldetem und bemaltem Rahmen: in der hellblau bemalten Vertiefung eine Pieta aus getriebenem Silberblech: Maria sitzt in weitem faltigen Gewand auf einer breiten Bank, ihr Kopf ist mit einem Schleier bedeckt. In ihrem Schoß liegt der tote Christus mit der Dornenkrone hingestreckt, die Mutter beugt sich über ihn, ihn mit der Linken umarmend. Marias Haar sowie Haar und Bart Christi sind vergoldet. Die Bank ist mit punzierten Rosetten verziert. Über ihnen sind an der Rückwand zwei auf Wolken kniende Engel in weiten Faltenkleidern befestigt. Bei dem rechten sind beide Flügel abgebrochen, beim linken nur einer. Die lockigen Haare fallen ihnen auf die Schultern. Sie werden zur Szene gehört haben, ihre Befestigung an der Rückwand ist nachträglich, die übrigen Teile aber fehlen. Oben wird der Raum von einem unverzierten glatten, rundbogigen Blech. Von den beiden Altarflügeln sind nur die Scharnierzapfen erhalten geblieben. Literatur: Ausstellung 1930, 89, Nr. 355; MMT II, 656, Nr. 417 123.RELIQUIAR Abb. 123a-b 1879.114.14. Siebenbürgen 1500 H: 33 cm; B: 9,2 cm Erwerb: Geschenk von Baron Ferenc Révay aus dem Jahre 1879, zusammen mit vielen sehr wertvollen Goldschmiedearbeiten. Aktennr.: 232/1879 Silber, teilweise vergoldet, gegossen, getrieben, graviert, mit Perlmutt verziert. Der Fuß besteht aus einer sechseckigen, leicht konkav geschwungenen Platte, auf sie stützen sich drei ausbiegende dicke Ranken, zwischen ihnen je ein gleichfalls geschwungener kleiner Zweig und Silberbänder. An den Enden Wappenschilder: 1. sich aus einer Krone erhebender Adler mit Hufeisen, darüber zwischen zwei dickere Ranken eingefügt ein Spruchband mit der Jahreszahl „1500", daneben der Buchstabe „Z" (?). 2. zwei gekreuzte Pfeile, flankiert von einem fünfzackigen Stern und einem Halbmond. Darüber auf einem anderen Spruchband „BLASI 1500". 3. in der Mitte zweigeteilt, auf der rechten Seite horizontale Balken, auf der linken drei Lilien, auf dem Silberband „DE BISTRIC" (Blasius aus Bistritz). Der flach kugelförmige vergoldete Nodus ist von lockerem gepressten Spanblattwerk bedeckt. Über ihm auf dem aus den sechs Ranken des Fußes gedrehten Stiel ein kleinerer Nodus, gleichfalls aus Blättern geformt, auf dem die Kapsel des Reliquiars sitzt. Am Rand der runden Kapsel ein aus mehreren Drähten gedrehter dekorativer Rahmen. Auf der Vorderseite in der Mitte unter gegossenen gotischen Bogenreihen drei gegossene Heiligenstatuetten: in der Mitte Jungfrau Maria mit Krone, auf ihrem rechten Arm das Jesuskind, in der linken Hand die Erdkugel, rechts ein Bischof mit Bischofsstab, links St. Barbara. Alle drei Figuren stehen auf einer separaten kleinen Basis und sind durch schöne gegossene Stützpfeiler voneinander getrennt.