Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - GEGENSTÄNDE AUS PROTESTANTISCHEN KIRCHEN

reichsten Grundbesitzern. Die Ortschaft nahm im 16. Jh. den reformierten Glauben an, man übernahm die ursprünglich im 14. Jh. errichtete Kirche. Dies­mal kam es nicht zu dem üblichen Wechsel, dass zusammen mit der Kirche auch die liturgischen Gegenstände oder mindestens der Kelch übernom­men wurden. Hier ließen Ferenc II. Sulyok von Lekse und seine Gemahlin Anna Csaholyi 1556 ei­nen ganz neuen und den protestantischen Ansprü­chen entsprechenden Kelch und eine Patene verfer­tigen. Es scheint, dass der Kelch in der Zwischen­zeit beschädigt wurde, sodass György Sulyok ihn 1646 restaurieren und neu vergolden ließ. SVLUúU oFEOT 0 ANN© *T»Wf&* HU,VC 15 O S&NTïï O VEfcBO o ERAH O REH0.VATUHET DX ALL RlEAXllM * PES2MË GEûRGïUM $UUO^mumSHtïN AWNo íG4é DIE léHo Literatur: Ausstellung 1983, 22, Nr. 200; Szabolcs­Szatmár 1986, 360 2. PATENE 1934.333.6 Dm: 23 cm Erwerb: s. Kelch Silber. Rund, mit einem Rand aus gegliedertem auf­gelöteten Blech. Auf dem Rand die gravierte In­schrift: „ACCIPITE COMEDITE MAT. 26. MAR. 14. I. COR II." (Mt 26,27: Nehmt, esst; Mk 14,22: Nehmt, das ist mein Leib; IKor 2,24: Nehmt und esst). Nach dem Text sind ganz ungewöhnlich die Stellen von drei Evangelienzitaten angegeben! In der Mitte der Patene erhebt sich ein kleiner Nabel. ÄtOHTE • CöMEOITI ° MKT ° ZC^MÄR- I4'I° <Oܰ 11° Literatur: s. Kelch 138. KANNE Abb. 138 1934.334 Csenger, reformierte Kirche 1563-1564 H: 26 cm; F-Dm: 12 cm; M-Dm: 7,5 cm Erwerb: von der reformierten Kirche in Csenger, zusammen mit dem Kelch und der Patene Nr. 137 für 25.000 Pengő gekauft Silber, teilweise vergoldet. Der runde Fuß ist geglie­dert, steht auf einem leicht ansteigenden Rand. Der Körper der Kanne verjüngt sich vom Fuß angefan­gen in einem leichten Bogen gleichmäßig zum Mundrand hin. Über dem Fuß ziert sie ein gravier­ter vergoldeter Lambrequin. In der Mittellinie ihres Körpers läuft ein gegliederter gerippter Gürtel rund um die Kanne. Am oberen Teil ist eine Stiftungsin­schrift mit Antiqua-Buchstaben eingraviert: „EN N BECHKI SUSANNA T. N. B. MELITH GEORG Y ÚR HÁZASTÁRSA ADTAM EZ KAN(n)AT l(ste)N TISZTESSÉGÉRE TSENGERI TEMP (lomnak) URVACHORAK KISZOLGAL(ásá)RA EÖRÖK EMLÉKEZETRE AZÉRT VALAKI EZT MÁSRA FORDÍTANA IS(te)N ÁLDASSA SOHA NE LEG(y)EN RAITA A(nno) D(omi)NI 1654" (Ich, Susanna Bechki, Gemahlin des gnädigen edlen Herrn Georgy Melith, gab diese Kanne der Kirche von Csenger zur Ehre Gottes für die Austeilung des Abendmahls zur ewigen Erinnerung. Wenn einer sie zu anderem Zweck verwenden sollte, komme nie der Segen Gottes über ihn. Im Jahre des Herrn 1654). Der Deckel ist etwas ausladend und bedeckt das Gefäß polsterartig, oben ist er mit einem spin­delförmigen Knauf geschmückt. Der Kipper ist ge­gossen, mit Blattdekor verziert, der Henkel hat Fra­gezeichenform und ist mit Engelsköpfen und Früch­ten verziert. Im Boden ist eine Renaissance-Medail­le eingefaßt, darauf ein Frauenkopf mit Haarknoten und eine schwer lesbare Umschrift: „TIT ATIS IP­SUM EXEMPL(a)R", dazu ein Einhorn, vor einem Baum liegend, und eine unlesbare weitere Um­schrift. Auch im Deckel ist eine Medaille einge­faßt: um einen Kopf mit Doppelkrone die Inschrift: „MAXIMILIAN D(ei).G(ratia). AU(striae). HUN (gariae). BO(hemiae). REX. 1563" (Maximilian von Gottes Gnaden König von Österreich, Ungarn, Böhmen 1563). Fußrand, untere Verzierung, Mit­telgürtel, Mund und Deckelrand, Henkel und Kip­per sind vergoldet. Die Kanne ist ein typisches li­turgisches Objekt, wie sie im 16. und 17. Jh. direkt für protestantische Kirchen verfertigt wurden, mit ihrer unverzierten Oberfläche, charakteristisch schlanken und nach oben ausladenden Form ist sie eines der schönsten Exemplare ihrer Art. Die Nachkommen der seit 1568 reichsten Grundbe­sitzerfamilie Csaholyi von Csenger - Anna Csaholyi und György Melith - ließen die Kanne verfertigen.

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