Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - GEGENSTÄNDE AUS PROTESTANTISCHEN KIRCHEN

Email, in ihrer Mitte je ein Almandin. In der Mitte der Seiten je ein gegossener und vergoldeter Dop­peladler mit einem achteckigen Amethyst auf der Brust und zwei Türkisen und Granaten auf den Flü­geln, daneben je ein weiterer, größerer viereckiger Amethyst. Auf der Fläche verstreut weitere Granate und Türkise. Auf dem Rücken drei größere Agraf­fen aus je vier Türkisen und Granaten, in der Mitte je ein achteckiger Amethyst. Die vier geraden Trenn­reihen sind ebenfalls mit Türkisen und Granaten verziert. Der Deckel wird von zwei Schließen ge­schlossen, auf ihnen zwei größere Amethysten, vier Türkise und vier Granate. Auf Grund des übermal­ten Emails halten wir es für eine siebenbürgische Arbeit, obwohl sich kein Meisterzeichen findet. Im Deckel ist das originale deutschsprachige Ge­betbuch erhalten geblieben, herausgegeben im Jahre 1674, mit dem Titel: „Officium B(eatae) Mariae Virg(inis). Oder Unser L(ieben) Frawen..." Literatur: Ausstellung 1986, 39, Nr. 38; Ausstel­lung 1991, 108, Nr. 97; Ausstellung 1992, 38, Nr. 87; Ausstellung 1993, 47, Nr. 59; Ausstellung 1994, 145, Nr. 90 GEGENSTÄNDE AUS PROTESTANTISCHEN KIRCHEN 134. BECHER Abb. 134 55.425.C. Huszt (Chust, UA), reformierte Kirche Ende 15. Jh. H: 18,3; M-Dm: 9,9 cm Erwerb: durch Ankauf von der Firma Pollák und Winternitz für 10 000 Kronen, aus dem nicht in­ventarisierten, alten Bestand Silber, teilweise vergoldet, getrieben, gegossen, gra­viert. Der sechseckige Fuß stützt sich auf drei seit­lich gewendete, auf Postamenten stehende Löwen und auf drei Kugeln zwischen ihnen. Der eckige Fuß ist gegliedert, über einem senkrechten Seiten­streifen sitzt ein sich nach oben verjüngendes, mit Akanthusblättern verziertes Band, darüber ein Strei­fen mit Granatäpfeln, und schließlich liegt ein Lilienkranz am Unterteil des Bechers an. Auf den sechs Kanten stehen gegossene Putten, die die Schwänze der sechs nach unten kriechenden Dra­chen halten, dazwischen laufen drei Drähte nach oben. Der zylindrische, getriebene Körper des Be­chers weitet sich erst in seinem obenen Drittel, wo ein durchbrochener plastischer Gürtel umläuft: halb­kreisförmig ausladende, mit Ranken verbundene Tannenzapfen, neben ihnen je ein Blatt. Der untere Teil des gegliederten Mundrandes wird durch ei­nen Lilienkranz geschlossen. Auf dem Boden des Bechers zweimal ein einge­schlagenes unbekanntes Meisterzeichen „GM (?) sowie die eingeritzten Buchstaben „GB" und „KB". Eine Kugel am Fuß fehlt, auch ein Löwe ist abge­brochen, und der Lilienkranz des Randes ist lük­kenhaft. Literatur: Erstmitteilung 135. SCHÜSSEL Abb. 135 1916.51.6 Körmöcbánya (Kremnica, SK) evangelische Kirche Anfang 16. Jh. Dm: 45 cm Erwerb: durch Ankauf von der evangelischen Kir­che in Körmöcbánya. Aktennr.: ad Rln. 278-916. III. Ig. 1542-916 Messing, getrieben, graviert. Auf dem runden brei­ten Rand läuft eine eingeschlagene Blattzier um. In der Mitte der Eintiefung ein steigender Hirsch, vor ihm ein unleserliches Spruchband. Der Hirsch wird von einem schmaleren Kreis umrahmt, um ihn die getriebenen Brustbilder von fünf Engeln, ihre großen gespreizten Flügel berühren sich am Rand, ihre Arme halten sie zum Kreis gebogen vor sich. Die Engel werden durch je ein stilisiertes Blatt voneinander getrennt. Im Fuß der Schüssel einge­schlagen: „H : TR : 1673 : DEN : 8: BER"(?). Diese Schüsseln wurden hauptsächlich in Deutsch­land, in Nürnberg, verfertigt, im 15. bis 16. Jh., vor allem für protestantishe Kirchen. Als Taufschüsseln bzw. Lavabos kamen sie aber in den Kirchen der übrigen Konfessionen und auch an weltlichen Hö­fen vor. Ihr Material ist Bronze oder Messing, ihre Verzierung besteht oft aus längeren Texten in der sogenannten kufischen Schrift, die vorläufig nicht entziffert werden können. Literatur: H. KOLBA, 2000, 86. Über Taufschüsseln: BRAUN 1932, 545-546; LOCKNER 1982

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