Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - SONSTIGE LITURGISCHE GEGENSTÄNDE
131. WEIHWASSERBECKEN Abb. 131 60.25.C. Selmecbánya (Banská Stiavnica, SK) 2. Hälfte 17. Jh. H: 22,7 cm; B: 16 cm Erwerb: aus dem alten, nicht inventarisierten Material Silber, an die Wand zu hängen. Unten an der getriebenen durchbrochenen Rückplatte sitzt eine viertelkugelförmige Tasse mit halbkreisförmiger Deckplatte, die mit drei Scharnieren an der Rückplatte befestigt ist. Auf der durchbrochenen Rückplatte in der Mitte Maria als getriebene Halbfigur mit Krone, in weitem Gewand mit ihrem Sohn auf dem linken Arm. Das Jesuskind hält die Weltkugel in der Hand. Um Maria drei getriebene, geflügelte Engelsköpfe mit Heiligenschein, zwischen ihnen zwei große schöngeformte Tulpen mit Blättern. Über dem Kopf des mittleren Engels endet das Blech in einem Aufhängering, darauf das Beschauzeichen von Selmecbánya: zwei Bergmannshämmer, darüber weist der Buchstabe „S" auf den Namen der Stadt hin, und das Meisterzeichen BW. Der Meister, Bartholomeus Weigl, stammte wahrscheinlich aus Lőcse und wird zwischen 1640 und 1681 in der Goldschmiedezunft der Stadt tätig gewesen sein. Er arbeitete in dem für die zweite Hälfte des 17. Jh. charakteristischen großblumigen Stil, wovon auch die zwei Tulpen des Weihwasserbeckens zeugen. Er ist der einzige seiner Art in der Sammlung. Literatur: MIHALIK J. 1890, 348-350; Ausstellung 1930, 93, Nr. 373; KÖSZEGHY 1936, 328, Nr. 1958; MIHALIK S. 1966, 18; Ausstellung 1968, Nr. 117; Ausstellung 1970a, 127, Nr. 122; Ausstellung 1986, 33, Nr. 28; Ausstellung 1991, 110, Nr. 100; Ausstellung 1992, 39, Nr. 89; Ausstellung 1993, 49, Nr. 61; Ausstellung 1994, 144, Nr. 88: Austeilung 1996/2, 78, Abb. 70 132. GEBETBUCHDECKEL Abb. 132 OrnJank. 490. Siebenbürgen, von der Familie Bethlen Ende 17. Jh. H: 15 cm; B.:7,4 cm Erwerb: aus der Jankovich-Sammlung Silber, vergoldet, mit Filigran, Emailverzierung und Almandinen. Auf der Vorderseite ein glatter, schräger und vergoldeter Rahmen, der sich in einem inneren gravierten Saum fortsetzt. Daran schließt sich die silberne Filigrandekoration an, die die ganze Fläche mit Ranken und Blättern bedeckt. In der Mitte der filigranverzierten Vorderseite eine auf der Spitze stehende quadratische Platte mit grün-, schwarzund blauemaillierten Blättern und in der Mitte sowie in den vier Ecken Almandinen in Fassungen. In den vier Ecken der Vorderseite vier emaillierte Agraffen, in denen sich zwischen zwei hellblauen und zwei kürzeren weißen Ranken eine gleichfalls weißemaillierte Blume versteckt. Die Rosetten sind mit winzigen Nieten befestigt. Auf dem Rücken des Buchdeckels zwischen fünf halbbogigen gegliederten Spangen gleichfalls halbbogige Elemente mit Filigran, in der Mitte je ein Almandin in schwarzemaillierter Rosettenfassung. Der Rand der hinteren Seite ist mit dem der Vorderseite identisch und hat auch in der Mitte Filigranverzierung, jedoch ohne emaillierte Agraffen. Auf der oberen Kante stehen vier gegossene hundeartige Tiere, die mit silbernen Ketten an der Rückenkante befestigt sind. Auf den zwei Schließen zwischen tiefblauen Ranken winzige Vergissmeinnicht, mit einem Topas in der Mitte. Das Gebetbuch ist nicht darin. Ein schönes Beispiel des sog. siebenbürgischen Emails, bei dem das in Rahmen gegossene Email von den Goldschmieden noch mit Übermalung verschönt wurde. Ein Exemplar mit gleicher Verzierung und Form ist der Deckel in der Neuzeitlichen Abteilung des Nationalmuseums (Inv.-Nr. Orn. Jank. 489), der bei der Verteilung des Goldschmiedematerials dort eingereiht wurde. Jankovich kaufte das Stück vom siebenbürgischen Antiquitätenhändler Totesz, und mit der Jankovich-Sammlung kam es in den 1830er Jahren ins Nationalmuseum. Literatur: MMT III, 329; H. KOLBA 1985, 100 133. GEBETBUCHDECKEL Abb. 133 59.35.C. Aus der Esterházy-Sammlung Ende 17. Jh. H: 9,3 cm; B: 7,6 cm; D: 5 cm Erwerb: befand sich unter den Stücken der Esterházy-Sammlung, die während des Zweiten Weltkrieges ins Nationalmuseum gelangten. Silber, vergoldet, farbiges Email, Amethyste, Türkise und Granate. Vorderseite und Rückseite sind gleich: vier Rosetten mit übermaltem weißen, schwarzen, hellblauen und roten siebenbürgischen