Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KREUZE
dem 9. Jh. unter dem Korpus so häufigen an Adam erinnernden Symbole des Schädels mit zwei gekreuzten Beinknochen angebracht wurden, gemäß der Auffassung, das Kreuz Christi habe über dem Schädel des auf Golgatha begrabenen Adam gestanden. Das Drahtemail des Kreuzes stammt aus der spätesten Periode dieser wunderschönen Technik, nur noch die Drähte erinnern an die herrlichen Blumen des 15. Jh. Das unregelmäßig gezeichnete Muster gleicht dem des Kelches von Poprád (Nr.30), sowohl die Form der Blumen und Blätter als auch die Farben des Emails sind ähnlich. Da auch dieses Kreuz aus Poprád stammt, wird es ebenfalls in einer oberungarischen, bisher nicht identifizierten Werkstatt zusammen mit den Kelchen gefertigt worden sein. Literatur: ÉBER 1904, 100-104; BEKE 1980, 49, Abb. 37; H. KOLBA 1980b, 239-263; Ausstellung 1982a, 477, Nr. 479 112. KRUZIFIX Abb. 112 1913.105.1. Burg Vajdahunyad Anfang 17. Jh. H: 21,2 cm; F-Dm: 10,1 bzw. 8x7,3 cm; B: 12,5 cm Erwerb: durch Ankauf von Ödön Eisenstädter. Aktennr: 289/ 1913 Kupfer, vergoldet, getrieben, graviert, gegossen. Es steht auf einem trapezförmigen Fuß, darüber auf einer Wölbung im Bandrahmen Blumen mit vier Blumenblättern. Die Mitte des Sockels ist würfelförmig, die Seiten sind mit einem Band- und Akanthusblattmuster auf punziertem Grund bedeckt. Der obere Teil entspricht der unteren Fußplatte, ist gleichfalls trapezförmig mit Blattmuster auf der Wölbung. Das Kruzifix steht in einer hohen Blechsülse, die Kreuzbalken enden in Lilien. Am Kreuz hängt ein Korpus, Christus ist mit Schnurrbart und Bart dargestellt. Der Heiligenschein über seinem Kopf ist separat befestigt. Literatur: Erstmitteilung 1 13. STANDKREUZ Abb. 113a-b 55.399.C. Alsósebes (Nizna Sebastova, SK) Franziskanerkloster Mitte 17. Jh. H: 50,5 cm; F-Dm: 18,3x14,7 cm; B: 21 cm Erwerb: kam aus dem Franziskanerkloster von Alsósebes ins Nationalmuseum Silber, vergoldet, graviert, getrieben. Der ovale Fuß hat vier flache Pässe mit gegliedertem Rand. Auf der Wölbung zwischen getriebenen Schnecken- und Pflanzenornamenten abwechselnd je ein Engelskopf und Fmchtbündel, darüber in vier flachen Pässen Blätter und Ranken, auf den schmaleren Seiten je eine Tulpe. Der Fuß reicht hoch hinauf, den schmalen Raum zwischen den Kanten füllen beblätterte Zweige. Darüber sitzt eine eckige, gegliederte Fußplatte, ihr folgen zwei Schaftringe, auf den vier Seiten des unteren silberne Engelsköpfe, am oberen zwei Rosetten und zwei kleine Drachen, zwischen ihnen der Nodus in kaum abgeflachter Kugelform, darauf in zwei Reihen stilisierte, getriebene Blätter. Auf dem oberen Schaftring steht das Kreuz, bedeckt von glatten vergoldeten Platten, die Balkenenden sind kleeblattförmig. Der gegossene Korpus in der Mitte der Vorderseite ist unverhältnismäßig klein, wahrscheinlich ist er der Ersatz eines früheren. Über dem Kopf ein graviertes „INRP'-Band. In den Pässen ein graviertes Rankenmuster, darauf nachträglich befestigte gegossene Platten: die vier Evangelisten mit ihrem Symbol in der Hand. Die Rückseite ist mit dichter Gravierung bedeckt: auf den Kreuzbalken die Marterwerkzeuge Christi neben- bzw. untereinander. Auf dem vertikalen Arm von oben nach unten: drei Nägel, Dornenkrone mit Andreaskreuz, Zange, Hahn auf einer hohen Säule, um die Säule läuft ein Band oder ein Riemen herum, neben ihr eine Nagelgeißel und ein Rutenbündel, unter einem gravierten Blatt ein Krug in einer Schüssel mit einem Tuch darauf, Leinenkleid und ganz unten drei Würfel. Auf dem Querbalken Schwert und Rutenbündel, Fahne, auf der anderen Seite Leiter, Ysop und Hammer. Auf den Balkenenden die gravierten Evangelistensymbole: oben der Adler, nach hinten schauend, daneben „S(anctus) I(ohannes)", rechts der geflügelte Engelskopf mit „S(anctus) M(ateus)", links der geflügelte Stier mit den Buchstaben „S(anctus) L(ucas)", unten der liegende geflügelte Löwe, daneben „S(anctus) M(arcus)". Auf dem Fußrand zwei eingeschlagene Goldschmiedezeichen: auf dem einen das im 17. Jahrhundert gebrauchte Zeichen von Nagyszombat mit Zapfen, auf dem anderen der Buchstabe „B" im Schild, das Zeichen des Meisters Benedictus, der zwischen 1641 und 1646 in den Zunftschriften erwähnt wird (KÖSZEGHY 1936, Nr. 1493 bzw.Nr. 1509a).