Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KREUZE
Die Darstellung der Marterwerkzeuge Christi war auch im 17. Jh. verbreitet, wir haben aber nur dieses Kruzifix, bei dem sie die ganze Fläche bedecken. Sonst finden sie sich im Allgemeinen auf dem Fuß der Kelche und auf dem Kuppakorb. Da das Kruzifix aus dem um die Mitte des 17. Jh. erbauten Kloster von Alsósebes stammt, dürfte es auf Grund der Zeichen zu den frühesten Stücken des Klosters gehören. Literatur: KÖSZEGHY 1936, 267, Nr. 1493; 268, Nr. 1509a; Ausstellung 1968, Nr. 130; Ausstellung 1977, Nr. 89; Ausstellung 1991, 104, Nr. 89; Ausstellung 1992, 37, Nr. 82; Ausstellung 1993, 44, Nr. 54; Ausstellung 1994, 140, Nr. 83 114. STANDKREUZ MIT UHRWERK Abb. 114 59.125.C. Aus dem Nachlass der Familie Bänffy Mitte 17. Jh. H: 35 cm; F-Dm: 14,2 cm; B: 9,7 cm Erwerb: kam aus dem Bänffy-Nachlass ins Nationalmuseum, Leihgabe von Frau Bethlen Bronze, vergoldet. Der sechseckige gegliederte Fuß hat eine dreifache Wölbung, unten in punziertem getriebenen Muschelrahmen eine stilisierte Blattreihe, darüber eine glatte Seitenkante, dann ein graviertes und getriebenes Fruchtmuster wechselnd mit je einer Tulpe und darüber eine weitere eckige, glatte, sechseckige Platte. Auf dieser steht eine runde durchbrochene Dose mit kleinen rundbogigen Nischen an der Seite, mit Säulenkapitellen dazwischen, im Inneren ein Uhrwerk. Oben darauf eine gegliederte gravierte und punzierte Schließplatte mit Scharnier. In der Mitte ein glattes Plattenkreuz, dessen gravierte und punzierte Dekoration Holzmaserung imitiert, darauf der gegossene Korpus, das Haupt tief nach rechts geneigt. Über ihm ein schmales vertikales Band mit der Inschrift „INRI". Auf dem oberen Kreuzbalken sitzt eine Kugel mit gravierten Blättern, in der Mittellinie ein Ringgrat, mit Uhrzeigern und römischen Ziffern von I bis XII im Kreis. Oben darauf ein mehrstöckiges kleines Schlußglied. Unten neben dem Kreuz, auf dem mit gravierten Muscheln verzierten Deckel der kleinen Dose gegossene Statuetten der Mater Dolorosa und des St. Johannes, zum Kreuz blickend. Im Fuß drei nachträglich gebohrte Löcher, die die Verzierung unterbrechen. Da es aus Bronze ist, hat es kein Meisterzeichen, und seinen Hersteller kennen wir nicht. Fast identisch damit ist eine Kruzifixuhr im Kunstgewerbemuseum, eine aus der Esterházy-Sammlung stammende Augsburger Arbeit (Inv.-Nr. E.63. 1 ). Literatur: Erstmitteilung. Parallele dazu s. Ausstellung 1990, 93, Nr. 4.9 1 15. STANDKREUZ VOM ATHOS Abb. 115 1849.1 1. Nagyszeben (Sibiu, RO) ? Ende 17. Jh. H: 22,5 cm; B: 5,5 cm; F-Dm: 8 cm Erwerb: Sendung von Ágoston Tóth. Silber, vergoldet, Buchsbaum, siebenbürgisches Email, Perlen, Edelsteine. Der Fuß steht auf einem sechseckigen glatten und konkaven Rand. Auf der Wölbung ein durchbrocheners Blech, darauf fünf Platten mit übermaltem siebenbürgischen Email, die sechste fehlt. Auf rosa und hellblauen Ranken schwarze Punkte und Schattierung, grünemaillierte schattierte Blätter, in der Mitte der Platten je eine Perle. Der Fuß ist oben konisch, glatt vergoldet, darüber ein nicht genau dem Fuß angepasster, späterer, sechsseitiger hoher Schaft mit geflochtenem Draht auf den Kanten. Auf den Schaftseiten eine gravierte griechische Inschrift, in Übersetzung: „Dieses verehrungswürdige Kreuz hat Leontinus von Parosch, heiligmäßiger Mönch von Vatopedius, im Dezember 1735 reich verziert". Auf dem trommeiförmigen Nodus in der Mitte des Schaftes gleichfalls Draht, auf den runden, flach halbkugelförmigen Zapfen je eine Perle. Oben auf dem Schaft steht das Buchsbaumkreuz mit durchbrochenen, feingeschnitzten Szenen. 1. Oben: der Englische Gruß, Maria am Spinnrad, in der Hand des Engels ein Blütenzweig in Renaissance-Auffassung. 2-3. Im rechten und linken Fach je ein Evangelist, nicht zu identifizieren, da hinter beiden ein Engel steht. 4. In der doppelt großen mittleren Szene die Taufe Christi: Christus steht unten im Wasser, neben ihm St. Johannes, darüber der Strahl des Heiligen Geistes, drum herum Engel. 5. Unten: Christus steigt in die Hölle hinab. Auf der Rückseite: 1. Oben: Darstellung im Tempel, Maria und Simeon mit dem Kind, dahinter Joseph. 2-3. Weitere zwei sitzende Evangelisten, ebenfalls mit einem Engel dahinter. 4. In der Mitte Christus an einem großen hohen Kreuz, darunter