Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KREUZE
Statuette einer gekrönten Heiligen - St. Agnes mit dem Palmzweig in der Rechten, dem Buch in der Linken, zu ihren Füßen ein Lamm. Die Seiten des Kreuzes umrahmt ein gegossenes Band mit durchbrochenem Rankendekor. Seitlich am unteren Pass je ein Postament, darauf die Statuetten der hl. Jungfrau und des St. Johannes mit ringförmigen Glorien um den Kopf. Die Spanverzierungen auf der Rückseite sind ausgebrochen, lückenhaft. Der untere Stein samt Fassung fehlt. Der Fußrand ist an mehreren Stellen schartig, hinten fehlt ein längerer Teil. Das Kreuz ist ein typisches Exemplar der ungarischen Gruppe von Standkreuzen, die in der 2. Hälfte des 15. Jh. entstanden sind. Sehr ungewöhnlich, sogar einmalig ist jedoch die St. Agnes-Statuette auf der Rückseite. S°i 0 HÄNE5 S° LVC7Ä Literatur: H. KOLBA 1980b, 254; Ausstellung 1992, 19, Nr. 18, Abb. 18 111. STANDKREUZ Abb. 1 1 1 a-b 1904.6.2. Poprád (Poprad, SK) Anfang 16. Jh. H: 39 cm; F-Dm: 13.8x13,1 cm Erwerb: durch Ankauf von der Firma Oberbauer Nachf. Silber vergoldet, graviert, gegossen, getrieben, mit Drahtemail verziert. Der Vierpassfuß hat zwischen den Pässen dreieckige Ausbuchtungen mit horizontalem Rand, der der Linie der Pässe folgt. Auf der Fußkante eine horizontal gerippte Teilung. Die Wölbung des Fußes ist unverziert, nur die acht Kanten laufen zum Oberteil des hohen Fußes hinauf, der von einer kleinen viereckigen Fußplatte bedeckt ist. Auf den beiden prismenförmigen Schaftringen wiederholen sich als Verzierung die Minuskelbuchstaben „a" auf grünem durchscheinenden Emailgrund. Der Nodus in abgeflachter Kugelform ist von zwei Reihen mit je sieben birnenförmigen Blasen verziert. Die Kanten sind alle ausgebrochen, nur die Löcher sind an ihren Stellen sichtbar. Unter und über dem Nodus gerillter Draht. Der Schaft wird von einem viereckigen Sims geschlossen, auf dem das Kreuz mit Dreipass-Balkenenden befestigt ist. Seine Vorder- und Rückseite sind von gleichartigem gerippten Draht umrahmt. In der Mitte der Vorderseite ist auf einer Holzmaserungsimitation in Kreuzform ein gegossener Koipus mit Nieten befestigt, das reich faltige Lendentuch flattert nach beiden Seiten. Über dem Kopf ein Band mit Minuskeln „inri". Unter den Füßen ein späteres kleines Blech in Schädelform mit zwei Knochen darunter, an Adam erinnernde Symbole. An dem kleinen Rohr in der Mitte dürfte etwas befestigt gewesen sein. In die Dreipassenden der Balken sind die Symbole der vier Evangelisten eingraviert, alle halten in den Händen ein Spruchband mit fehlerhaft gravierten Minuskelbuchstaben, ihre Namen sind unlesbar. Die Deckplatte des unteren Passes fehlt teilweise am unteren Bogen, am Bauch des Engels wurde nachträglich ein großer Nagel eingeschlagen. In den Winkeln zwischen den Balken sitzen Bleche in dreizakkiger Strahlenform, eine fehlt ganz, der mittlere Zacken einer anderen ist abgebrochen. Die ganze Platte auf der Rückseite des Kreuzes ist von einem drahtemailgeschmückten Dekor bedeckt: auf dunkelblauem Grund weiße, grüne und tiefbraune Blumen und Blätter. Ihre einfache, stilisierte Zeichnung deutet die fünf Blütenblätter kaum an und auch die Blätter sind kaum zu erkennen. In der Mitte der Pässe sechs grünemaillierte Blumen, um sie je drei weißemaillierte Fünfpassblumen. Im untersten Pass eine stehende, margeritenartige Blume mit sechs Blütenblättern und zwei kleinen Blättchen, am Fuß ein großes Loch. Im Email verstreut vergoldete Drahtteilchen und kleine silberne Niete. In der Mitte des Kreuzes sitzt die gekrönte hl. Jungfrau mit dem Jesuskind auf dem Schoß, an beiden Seiten Strahlenbündel, unter ihren Füßen die Mondsichel. Über dem unteren Pass eine weitere - funktionslose schräge Mondsichel. Das Email fehlt an vielen Stellen in Flecken. Beim Treffpunkt der Kreuzbalken dreiteilige Strahlenbündel, der eine obere Strahl fehlt. An den Seitenkanten eingeschlagene geometrische Muster. Das am unteren Pass herausragende, abgebrochene Ästchen deutet darauf hin, dass an beiden Seiten des Kreuzes einst die Statuetten von Maria und Johannes gestanden haben werden, die zusammen mit den sie haltenden Zweigen abgebrochen sind und fehlen. Es ist das einzige von den Standkreuzen der Sammlung, auf dem - wenn auch nachträglich - die seit