Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)

KATALOG - KELCHE

„N S A L C" auf den sechs hervorspringenden vier­eckigen Zapfen geben den Namen NIC(o)LAS an. Auf den Schaftringen gravierte Minuskeln „+ m a r i a" und „i h e c(s) u s", in den zwei Buchstaben „a" von „Maria" ein großes Loch. Die Kuppa weitet sich stark nach oben, ganz unten umfasst sie ein winziger, nur angedeuteter glatter Korb mit bogi­gem Rand. Am inneren Rand der Kuppa der spätere Stempel „K". Der Kupparand weist mehrere Risse auf, die Vergoldung ist abgewetzt. Literatur: Erstmitteilung 58. KELCH Abb. 58 53.25. Kapronca (Koprivnica, HR) röm.-kath. Kirche 1660 H: 21,4 cm; F-Dm: 13,3 cm; M-Dm: 8,6 cm Erwerb: durch Ankauf von Tivadar Grieger, Eperjes, für 60 Gulden; wurde vom Kunstgewerbemuseum dem Nationalmuseum zurückgegeben. Silber, teilweise vergoldet, getrieben, graviert, zi­selliert. Der Sechspaßfuß steht auf einem konvexen Rand. Die Fußkante darüber ist eine vierblättrige Rosettenreihe als durchbrochenes gotisches Maß­werk im Quadratnetz. Auf der Wölbung des Fußes und auf dem Schaft in vergoldetem Rahmen eine silbern blassene Perlenreihe und graviertes Maß­werk. Die beiden Schaftringe sind aus je einem glat­ten Blech sechseckig gebogen, mit gegliedertem Rand. Der Nodus hat gestauchte Kugelform, darauf in zwei Reihen stilisierte geäderte Blätter, in der Mitte eine geflochtene Ranke. An den Stellen der Zapfen kreuzförmige Blätter. Die Kuppa ist breit, bauchig und weitet sich gleichmäßig nach oben. Auf dem Kuppakorb stilisierte Palmettenblätter un­ten in zwei und oben in einer Reihe, in der Mitte in einem punzierten Feld glatte Blätter. Oben läuft eine flache Perlenreihe herum, darüber ein stilisierter, aus Halbbögen gebildeter Kranz. Am Fuß unten eingra­viert: „ATTA AZ KAPRONCZAI TEM(p)LOMRA ANNO 1660" (Der Kirche von Kapronca gegeben im Jahre 1660). ATTA AZ KAPRONCZAI TfMLOMKA ANNO -l é è o Literatur: Ausstellung 1930, 51, Nr. 239 59. KELCH Abb. 59 071.86.1. Eperjes (Presov, SK) 1662 H: 23,7 cm; F-Dm: 13,3 cm; M-Dm: 8,6 cm Erwerb: durch Ankauf von einer Gräfin Nyári, der Ehefrau von Géza Ignácz, die den Kelch als Fami­lienerbstück besaß. Der Besteller aus Eperjes ist un­bekannt, der Kelch dürfte später in den Besitz der Familie Nyári gekommen sein. Aktennr.: KKO 58­04-3/1986. Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, graviert. Der Sechspassfuß hat einen gewölbten Rand mit etwas erhabenen, mit Blättern verflochtenen Muscheln auf punziertem Grund und Blattimitationen an den Kanten. Auf der Wölbung des Fußes eine Reihe von breiten gewölbten Muscheln mit je einem blatt­förmigen Ende. Der hohe Hals des Fußes ist glatt, oben biegt sich ein späterer Kragen darüber. Auf dem birnenförmigen Nodus, einer späteren Ergän­zung, vier waagerechte gravierte Linien, Darüber ein gegliederter, zylindrischer, doppelter Schaftring. Die Kuppa ist bauchig und weitet sich kaum zum Mundrand hin. Oben, unter dem Rand, eine meist mit zwei Linien gravierte Inschrift: nach einer gra­vierten Rosette „HOC : OPUS : CVRARVNT : FIERI : DI : BI : SM : SD : MM : PER ME." In einer weite­ren Reihe: „ALBERTUS BOCHNIOWICZ EPE­RIES ANNO D(omi)NI 1662" (Dieses Werk habe ich, Albert Bochniowicz, Eperjes, Anno Domini 1662 herstellen lassen). Der durchbrochene Kuppa­korb ist silbern geblieben, in der oberen Reihe wie­derholt sich das breite Muschel- und Blattmuster des Fußes, dazwischen drei primitive Masken. In der unteren Reihe zwischen kleineren Muscheln je eine Tulpe. Ganz unten schließen den Korb Halb­kreisbogen ab. Ohne Meisterzeichen, obwohl zu dieser Zeit der Gebrauch des Zeichens bereits vor­geschrieben war. Auffallend ist der polnische Name im Text: Der Besteller dürfte ein in Eperjes leben­der Bürger polnischer Herkunft gewesen sein. Form und Schmuck sind typisch frühbarock, ob­wohl in Ungarn 1662 eher noch die Formenwelt der Spätrenaissance vorherrschte.

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