Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KELCHE
mal - die Ecce homo-Szene, 9. Krönung mit der Dornenkrone, 10. Geißelung Jesu, 11. Verspottung Jesu, 12. Kreuztragung, 13. Christus wird seiner Kleider beraubt, 14. Kreuzigung, 15. Jesus am Kreuz, 16. Kreuzabnahme, 17. Jesus unter dem Kreuz. 18. Grablege Jesu. Zwischen den Platten, auf nach unten abnehmenden Feldern, die von RenaissanceSchmuck bekannten Applikationen stilisierter emaillierter Ranken-Blattmuster, den Zieraten des Fußes ähnlich. Unter dem Rand der Kuppa deutet ein abgewetzter tordierter emaillierter Draht darauf hin, dass der Kelch einst einen Deckel gehabt haben kann (der heute nicht mehr vorhanden ist). Über ihm ist der Mundrand etwas enger, auf ihm stehen in zwei Reihen mit Antiqua-Buchstaben Zitate aus dem 1. Brief des Paulus an die Korinther und die Worte bei Matthäus: 1. „Poculum benedictionis cui benedicimus nonne communio sanguinis Christi est" ( 1. Kor 10,16 - Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft mit dem Blut Christi). 2. „Bibite ex hoc omnes" (Mt 26,27 Trinket alle daraus). 3. „Hoc poculum est novum illud pactum per meum sangvinem. Sanct. Paul I. CORINTUS 11. Ver. 25" (Dieser Kelch ist das Neue Testament/der neue Bund in meinem Blut). Die gravierten Gräben der Buchstaben waren einst mit schwarzem Email ausgefüllt, das heute zum großen Teil herausgefallen ist. Im Inneren der Kuppa ist unten eine Goldplatte mit 4 cm Durchmesser eingeklebt. Ihre Verzierung erinnert an die von Münze Georg I. Rákóczi, ihre Umschrift lautet: „GEORG (ius) RAKOCI D(ei) G(ratia) PR(inceps) TR(ansilvaniae) PAR(tiumREG(ni) HUN(gariae) D(ominus) ET SlC(uIorum) COM(es) 1641." Der Text stimmt mit dem auf den 10-Dukatenstücken von Rákóczi aus den Jahren 1631 und 1639 überein. Innerhalb des Textes wurde das Rákóczi-Wappen, mit sehr mangelhafter Emaillierung eingraviert. Auf dem inneren Schaft des Kelches, auf dem der Goldschmied die einzelnen Kelchteile befestigte, ist der Name des Meisters sowie die Jahreszahl der Herstellung des Kelches eingraviert: „Colosvárat Brozer István czinálta Anno 1640" (KÖSZEGHY 1936, Nr. 995). Wir wissen, dass den Kelch György I. Rákóczi verfertigen ließ, um ihn der Kirche in der Farkas-Gasse von Kolozsvár zu schenken, die der Fürst gerade zu dieser Zeit für die reformierte Gemeinde instandsetzen ließ. Die abweichenden Jahreszahlen der Gravierung und der Münze dürften das Jahr der Herstellung bzw. der Schenkung bezeichnen. Brózer war zu jener Zeit der Zunftmeister der Goldschmiedezunft von Kolozsvár und der Hofgoldschmied des Fürsten. Angaben besagen, dass er in den 1630er Jahren zwei Jahre lang in Paris studierte, von wo er wohl das ungewöhnliche Emailmuster und vielleicht auch die Musterzeichnungen der aus 18 Bildern bestehenden Passion mitgebracht hatte. Es ist also kein Zufall, dass der prächtige Kelch im ungarischen Material einzigartig ist. BIBITE EX HOC - V:P0CVLVM BENEDICTIONIS" CVI. BENEDI CI MVS • NONNE C0MMVNIO • 5ANGVINIS CHRI5TI E.ST« I COR.-X- VEK * \* • % • OMNES > MATTH •!«•• VER* n- j HOC POCVLVM EST NOVVM 1LLVD PACTVM PER. MEVM .SANGVINEM MNCT- PAVL' 1.C0R.INTW-II. VER.S- */ Literatur: PULSZKY-RADISICS 1884, 75, mit Abb.; PULSZKY-RADISICS-MOLINIER 1900,61-62; MMT o.J., 581-583, 656; KÖSZEGHY 1936, 168, Nr. 995; MIHALIK, S. 1961, Abb. 46; H. KOLBA 1977,225-240, mit der vollständigen bisherigen Literatur; MNM 1992, Corvina 68, Nr. 77; MNM 1992, Helikon 100, Abb. 86; HEREPEI 1995, 37-39; Ausstellung 1996, 70, Abb. 61; Ausstellung 2002, 70. Nr. 5.4 57. KELCH Abb. 57 1873.106.IV.3. Herkunft unbekannt 1650 H: 21,7 cm; F-Dm: 14,5 cm; M-Dm: 9,8 cm Erwerb: aus dem Nachlass von József Bésán. Aktennr.: 65/1873 Silber, vergoldet, gegossen, getrieben, graviert. Der Zwölfpassfuß steht auf einem schmalen Rand aus Spitzbogen. Auf der durch Kanten geteilten Fußwölbung Fruchlbündel und Sonnenscheibendekor, getrieben. In der Mitte der Sonnenscheiben steht „IHS", „M(a)R(i)A" bzw. die Jahreszahl 1650. Oben schließt den Fuß eine nach unten gebogene Muschelreihe ab. Der Nodus hat sehr flache Laibchenform, die Blätter in der oberen Reihe haben punzierte Stempelverzierung, die in der unteren sind glatt. Die durcheinander gebrachten Buchstaben