Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KELCHE
des mit Drahtemail verzierten Kelches von Győr (Inv.-Nr. Gy.77.4.), doch ist das spärliche Muster ziemlich einmalig im ungarischen Material. Der Kelch wurde in der Familie Erdődy aufbewahrt, am Ende des 19. Jh. war er im Besitz des Grafen Ferenc Erdődy, der ihn noch 1884 selbst ausstellte. Ins Museum kam er ursprünglich als Depot von Vilmos Erdődy. Literatur: Ausstellung 1884, 77-78; PULSZKYRADISICS 1884, II, 3-4; HAMPEL 1887, 14, 160; FRAKNÓI 1889, 116; PULSZKY-RADISICS-MOLINIER 1900,4; MIHALIK, S. 1961, 29; H. KOLBA-T. NÉMETH 1973, 21, Abb. 28-29; H. KOLBA 1977, 316-317, Nr. 3; BEKE 1980, 44 (mit der vollständigen früheren Literatur); Ausstellung 1982a, 484, Nr. 495 45. KUPPAKORB EINES KELCHES Abb. 45 1897.62.2. Herkunft unbekannt Anfang 16. Jh. H:4,l cm; Dm: 8,1 cm Erwerb: durch Ankauf von Adolf Resch Silber, vergoldet, getrieben, mit Drahtemail verziert. Der Korb wird durch sechs tordierte Drähte in gleiche trapezförmige Felder aufgeteilt, die oben und unten von gleichem Draht gerahmt wurden. In ihnen winden sich von unten drahtumrahmte Blumenstengel abwechselnd auf dunkelblauem bzw. dunkelgrünem Emailgrund herauf, zwischen herzförmigen Blättern in etwas hellerem Grün auf tordierten Drahtfäden. Oben je sechs hellblau emaillierte Blumen mit runden Blütenblättern und dunkelblauem Stempel, daneben je ein Blatt, an den Rändern je eine dreiblättrige Blüte und wieder herzförmige Blätter. Unten dreiteilige Blätter und dreiblättrige kleinere Blüten. Die Platten werden unten von vier, oben von je zwei Nieten gehalten. Das Email ist abgewetzt, stellenweise ist auch der Draht beschädigt. Hier war ein Repräsentant der späten Drahtemailkunst am Werk, die Farben ähneln dem Email des Baköcz-Kelches (Nr. 44), doch ist die Form der Blumen völlig anders. Literatur: HAMPEL 1897, 45; BEKE 1980, 51 46. KELCH Abb. 46 1894.120. Nagyenyed (Aiud, RO) wahrscheinlich im Besitz der Franziskaner Anfang 16. Jh. H: 21 cm; F-Dm: 11 cm; M-Dm: 9,5 cm Erwerb: durch Ankauf von Fülöp Lőwy für 45 Forint. Aktennr.: 1894.306 Silber, vergoldet, gegossen, getrieben. Er steht auf einem Sechspassfuß, darüber eine gekerbte Seitenkante mit der Nachahmung einer doppelten, geschlossenen gotischen Fensterreihe. Auf der Wölbung des Fußes sind die Pässe durch sechs gekerbte, tropfenförmige Drähte voneinander getrennt, die zum obersten Teil des Fußes hinauflaufen. In jedem zweiten Feld ist ein Engel en face befestigt, der ein gegossenes Herz hält, die drei übrigen Flächen sind von glatten, versilberten Platten bedeckt. Oben am Fuß wiederholt sich die doppelt gekerbte Fußkante in sechseckiger Form. Auf die sechseckigen Schaftringe wurden Halbkugeln aufgelötet. Auf dem Nodus in gestauchter Kugelform ragen zwischen zwei Reihen getriebener stilisierter Rosetten sechs Zapfen hervor: sie sind mit erhaben eingefaßten Glassteinen (zwei weiße, zwei grüne und ein rauchfarbener) in gravierten Rosetten verziert, der sechste Zapfen fehlt. Die Kuppa weitet sich zum Mundrand hin. Der Korb wird durch sechs dickere tordierte Drähte in sechs Felder aufgeteilt, auf denen wieder gegossene, ein Herz haltende Engel befestigt sind. Oben wird der Korb von einem Draht und einem gegossenen Lilienkranz darüber geschlossen. Der Fuß ist unten gerissen, die Kuppa hat einen langen Riss, die Vergoldung ist abgewetzt. Literatur: Erstmitteilung 47. KELCH Abb.47a-b 1917.25.1. Herkunft unbekannt Anfang 16. Jh. H: 19 cm; F-Dm: 12,3 cm; M-Dm: 9,3-9,5 cm Erwerb: durch Ankauf von Dr. János Chorényi, Pfarrer von Iiiava. Quittungs-Nr.: 1917-43-16 Kupfer, vergoldet, getrieben, gepreßt. Der Sechspassfuß hat einen flachen, zum Teil abgebrochenen Rand. Am seitlichen Treffpunkt der Pässe sitzt je ein gegossenes Blättchen. Auf der Wölbung rahmt die sechs Pässe ein scheinbar tordierter Draht ein.