Kolba H. Judit: Liturgische Goldschmiedearbeiten im Ungarischen Nationalmuseum. 14.-17. Jahrhundert. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Series Mediaevalis et Moderna 1; Budapest, 2004)
KATALOG - KELCHE
Der Nodus ist flach, gestaucht kugelförmig, oben mit sechs gravierten gotischen Bögen, unten mit sechs glatten Blättern verziert. Die Zapfen sind flach, die vierblättrigen Rosetten auf ihnen sind schwach getrieben. Oben auf dem Schaftring ein gravierter schräger Zweig mit zwei Blattstümpfen. Literatur: Erstmitteilung 43. KELCH Abb. 43 55. 13.C. Herkunft unbekannt Anfang 16. Jh. H: 19,5 cm; F-Dm: 12,2 cm; M-Dm: 9,4 cm Erwerb: unbekannt, aus dem alten, nicht inventarisierten Bestand Silber, vergoldet, getrieben, graviert, gegossen. Der Sechspassfuß steht auf einem schrägen hohen Rand, darüber eine mit Perlenreihe geschmückte Fußkante. Die Wölbung des Fußes ist flach, in der Mitte stark eingedrückt. Auf einer nach oben laufenden Fußkante ist ein Loch sichtbar. Über dem Fuß eine mehrschichtige sechseckige Fußplatte. Der untere Schaftring ist erneuert, ersetzt, das Muster besteht aus gravierten Dreiecken, auf dem oberen Schaftring überkreuz liegende, kleine beblätterte Zweige. Der Nodus hat abgeflachte Kugelform: in zwei Reihen je sechs erhabene, gefingerte Blätter, zwischen ihnen statt der Zapfen vierblättrige Kleeblätter. Die Kuppa ist gut proportioniert, biegt sich zum Rand hin aus. Der Kuppakorb ist getrieben, auf drei Füllhörner, von Blättern wie auf dem Nodus umgeben, von denen drei auffällig fünfspitzig sind. Auf dem Lilienkranz über einem Perldraht zwei- bzw. dreietagige hohe Lilien und Blätter. Auf dem Fußrand Risse. Die Blätter im Stil der Renaissance sind bereits für das frühe 16. Jh. charakteristisch, aber das Muster ist unter den erhalten gebliebenen Kelchen einmalig. Literatur: Ausstellung 1930, 49, Nr. 234; Ausstellung 1970a, 50, Nr. 50 44. KELCH (sog. BAKÓCZ -KELCH) Abb. 44 1950.159. Siebenbürgen 1517 H.: 23 cm; F-Dm: 13,4 cm; M-Dm: 10,3 cm Erwerb: aus dem Depot der Familie Erdődy Silber, vergoldet, getrieben, gegossen, mit Drahtemail und granuliertem Filigran geschmückt. Der Sechspassfuß steht auf einem schräg geschwungenen Fußrand, die Seitenkante des Fußes bildet eine umlaufende durchbrochene Blätterranke. Auf der Wölbung des Fußes reichen sechs tropfenförmige drahtgerahmte Platten bis zur Wurzel des Schaftes. In den Pässen abwechselnd auf drei nur mit granuliertem Filigranwerk und auf zwei mit Drahtemail und Granulation geschmückten Platten winden sich je drei Blumen von einfacher Zeichnung. Der Grund der mit Drahtemail bedeckten Platten ist dunkelblaues Email, die Blumen sind grün und in der Mitte gelb emailliert. Auf der sechsten Platte auf grünemailliertem Grund in einem kleineren Wappenschild auf dunkelblauem Email das Wappen der Familie Baköcz: auf einem halben Rad die halbe Figur eines sich nach rechts aufbäumenden Hirsches. Über dem Wappen ein Prälatenhut. Der Hals ist mit verzierten Lanzetten bedeckt. Über dem Fuß eine mehrschichtige sechseckige Schaftplatte, auf ihr der untere Schaftring, der gleich dem obigen aus einer waagerecht gegliederten sechseckigen Platte besteht. Der Nodus hat abgeflachte Kugelform, auf ihm in zwei Reihen emaillierte Blätter mit runden Enden, ähnlich jenen des Fußes, auf ihnen je eine mit Filigran kaum angedeutete Blume und wieder auf dunkelblauem Grund grünemaillierte Blumen. Zwischen den Blättern sechs aus auffallend schönen Blumen mit sechs Blütenblättern gebildete Zapfen, abwechselnd mit blauem bzw. grünem Email, die Stempel sind durch kleine silberne Halbkugeln bezeichnet. Die Kuppa weitet sich schön zum Mundrand hin. Auf dem Korb wieder dasselbe System wie auf dem Fuß: mit Draht umrahmte, tropfenförmige Platten abwechselnd mit grünemaillierten Blumen auf dunkelblauem Email, bzw. je drei nur mit Filigran gezeichnete einfache Blumen. Die Flächen oben zwischen den Feldern füllen dreieckige, mit Blumen verzierte Bleche. Der Lilienkranz besteht aus Blattwerk. Im Fuß des Kelches ist unten die Jahreszahl 1517 eingraviert. Das Drahtemail des Kelches gehört in die späte Phase dieser prachtvollen Technik, ist tiefdunkel, und die einfache Zeichnung der Blumen erinnert nur noch schwach an die Schönheit des einstigen Drahtemails. Auf Grund des Wappens und der Jahreszahl hat Tamás Baköcz den Kelch eindeutig erst als Erzbischof verfertigen lassen. Der Meister ist unbekannt, er dürfte der Goldschmied einer siebenbürgischen, vielleicht Klausenburger Werkstatt gewesen sein. Parallelen dazu sind Fuß und Nodus