Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

OZORA

Goldkopf" (275/1871.9), die heute schon fehlen. Es ist aber auch vorstellbar, daß diese Niete im inneren Feld der geschweiften Ösen waren und zur Befesti­gung der Säbelaufhängeriemen gedient haben. Den Angaben des Grabes von Gyenesdiás nach könnten wir in diesem Teil aber einen großen, viereckigen Beschlag mit Unterlagsblech erwarten (MÜLLER 1989, 141-165). (Oder dürften die Goldblechroset­ten (Taf. 77, 6; 11-13) die Hängeösen verziert ha­ben?) Die genaue Parallele der viereckigen Beschlä­ge von Gyenesdiás finden wir im Fund von Igar und auch in Grab 11 (III.) von Dunapentele vor. Diese Beschläge wünschten wir bisher stets auf den Gürtel anzubringen. Die Verzierung des authentisch er­schlossenen Säbels von Gyenesdiás mahnt uns aber darauf, daß wir die mittelawarenzeitlichen Säbel einer Revision unterziehen müssen. Die eselsrük­kenförmigen, mit Goldblech umrahmten Hänge­ösen des Säbels von Ozora hatten bisher keine ge­naue Parallele ihrer Form nach, wie die Einzel- und zugleich ältesten Stücke in der Gruppe der großbö­gigen Ösen mit Silber- oder Eisenbändern. In den mit Silberblech umrahmten eselsrückenförmigen Hängeösen des Säbels von Gyenesdiás fand R. Mül­ler die genaue Parallele der Osen von Ozora vor. Das untere Drittel der Scheide des Säbels von Ozora dürften die Goldbleche bedeckt haben, die als „Goldblechfragmente 11 St. Silber 3 St." unter der Inv.-Nr. 275/1871.24 registriert Blechen zwei größere Stücke VENTURI 1902, fig. 57 (der Auf­nahme aus dem Jahre 1884 nach) mit, aufgrund die­ser verfertigten wir eine maßproportionell vergrö­ßerte Zeichnung (Taf. 76,6-7). Wahrscheinlich dürften die kleinste Schnalle (Täf. 76, 3) und die zwei schmalen, gepreßten, flecht­bandverzierten Riemenzungen (Täf. 76, 1-2) zu den Aufhängeriemen des Säbels gehört haben. Die Rückplatte und das gekerbe Umrahmungsband der Riemenzungen sind stark abgewetzt. Gefäße: Der Krug mit Ringhenkel (Taf. 79) und der halbkugelförmige Fußkelch (Taf. 78) gehörten zum silbernen Tischservice des Fürsten. Die Metall­gefäße, obwohl sie nur selten in der Awarenzeit vor­kommen, sind uns nicht nur aus fürstlichen Grä­bern bekannt. Am Ende des 7. Jh. kamen sie in verhältnismäßig größerer Zahl in das Grab, ja der halbkugelförmige Fußbecher ist sogar nur für diese Periode charakteristisch (GARAM 1976, 144). Die Identifizierung des Kruges von Ozora mit seinem wechselvollen Leben führte I. Bona durch (BONA 1982-83, 112-113). Die Restauration des inzwi­schen in winzige Stücke zerbröckelten Kruges ließen wir vornehmen. Dieser rekonstruierte Krug ist niedriger, als ihre frühere, in einen fertigen Blechboden gesetzte Variante (s. die alten Fotos, der Bogen der vorhandenen Stücke ergab aber diese Form). Die Fragmente des Kruges oder die des Trinkhornes (BONA 1982-83, 113) dürfte man un­ter dem heute schon fehlenden Posten 275/1871.24 „Silber 3 St." inventarisiert haben. Das doppelstumpfkegelförmige Tongefäß des Männergrabes von Ozora kann zur Zeit nicht iden­tifiziert werden (Taf. 80 - aufgrund eines alten Fotos: MNM Dokumentationsabteilung N 1532, ge­zeichnet). Aufgrund der im Inventarbuch angegebe­nen Maße könnte man es unter den awarenzeitli­chen Gefäßen des Ungarischen Nationalmuseums von unbekanntem Fundort antreffen, jedoch wurde ein mit den angegebenen Maßen völlig übereinstim­mendes Stück nicht gefunden. Am wahrscheinlich­sten scheint es, daß das unter Inv.-Nr. 71/1950.3 neuinventarisierte Tongefäß mit dem von Ozora gleich ist, sein Mündungs- und Bodendurchmesser ist mit denen des gesuchten identisch, jedoch um 2 cm niedriger. Seine etwas unregelmäßige Doppel­stumpfkegelform ist für das auch ursprünglich un­verzierte Gefäß nicht charakteristisch. Münze: Der hervorragende Fund des Männergra­bes von Ozora, der das Fundhorizont von Tötipusz­ta-Igar-Dunapentele datiert. Die Münze ist der zwischen 668-673 von Konstantinos IV. geprägte Solidus (BONA 1982-83,105,114). Mit der Münze datierten wir bisher im allgemei­nen die „Funde von Ozora". Den Forschungen von I. Bona nach wissen wir genau, daß die Münze im Männergrab war. Von den Gräbern von Ozora ge­hören das Männer- und das Pferdegrab, als gleich­zeitig vorgenommene Bestattungen gewiß zusam­men. Von den Funden des Frauengrabes, obwohl sie natürlich größtenteils von anderem Typ sind als die Funde des Männergrabes, bilden der tordierte Arm­ring und das Ohrgehänge mit schwingendem An­hänger eine derart enge chronologische Verbindung zu den Funden des Männergrabes, daß hiedurch die gleichzeitige oder in sehr nahem Zeitintervall vor­genommene Bestattung als wahrscheinlich betrach­tet werden kann. Auf dieser Grundlage können wir nicht nur das bisher reichste Männergrab mit Pferd, sondern auch das ebenfalls fürstlichen Reichtum zeigende Frauengrab der Mittelawarenzeit in beru­higender Weise auf das letzte Drittel des 7. Jh. datieren.

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