Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

OZORA

mitgepreßt, die Rückseite der Riemenzungen bildet eine glatte Silberplatte (Taf. 101-102). Ein dünnes Goldblech bedeckt die viereckigen konischen Beschläge des Pferdegrabes 24 von Solymár und auch die den Brust-, sowie den Schwanzriemen ver­zierenden Bronzeblechscheiben (TÖRÖK 1990 ­im Druck). In den Kreis der mittelawarenzeitlichen, goldbeschlagenen Pferdegeschirre können auch die gepreßten Beschläge mit bronzener Unterlagsplatte von Ozora eingereiht werden. Die Verzierung der runden, ovalen oder sog, mit Stiel versehenen Beschläge mit wulstigem Rand und gerillter Mitte haben keine genaue Parallele. Den Beschlägen „mit Stiel" ähnliche kennen wir aber aus zahlreichen, mittelawarenzeitlichen Gräbern (Iváncsa, ebenfalls mit Goldblech überzogen: BONA 1970, 255-256, Abb. 7; Dunapentele, Grab 10/11, mit Goldblech überzogen: MAROSI-FETTICH 1936, 14-15, Taf. IV; Böly, Grab 55, mit Silberblech überzogen: PAPP 1962, Taf. XIV, 4-6. Über alldiese berichtet I. BONA 1970, 256). Der Beschlagtyp „mit Stiel" erscheint schon un­ter den asiatischen Pferdegeschirren von Kudirge (Kudirge Gräber 4,8: KENK 1982, Abb. 13,16) und dies beweist den östlichen Ursprung der Form. Den dreibögigen, frühawarenzeitlichen Beschlägen ähn­lich ahmen auch die Beschläge von Ozora eine Le­der-, oder Textilverzierung, Knoten, Fransenbeset­zung nach. Aufgrund der Maße dürften die kleinen und die Beschläge „mit Stiel" auf dem Brustriemen bzw. auf dem Schwanzriemen gewesen sein. Ursprünglich waren vermutlich mehrere Beschläge. Ähnliche vier Typen kennen wir aus dem gestörten Pferdegrab 20 von Káptalantóti (BAKAY 1973, Taf. XXVII­XXVIII). Die vergoldeten Bronzeblechbeschläge mit Palmettenverzierung gehören mit den Beschlä­gen von Ozora zusammen zu den schönsten Pfer­degeschirrverzierungen der Mittelawarenzeit. Die Preßmodel der Pferdegeschirrbeschläge von Ozora sind unter den Funden der Goldschmiedegräber un­bekannt. Bloß im Goldschmiedegrab von Kunszent­márton war ein einziger, den kleinen Beschlägen von Ozora ähnlicher, runder Preßmodel mit einge­tiefter Mitte, dessen Maß jedoch mit dem der Beschläge von Ozora nicht übereinstimmt (CSAL­LÁNY 1933, 31, Taf. II. 13). Den Pferdegeschirr­beschlägen von Káptalantóti ähnliche Preßmodel tauchen jedoch auch unter den Preßmodeln von Gátér auf und so können auch die Pferdegeschirr­zierden von Ozora und Káptalantóti als örtliche Produkte betrachtet werden. Die Eisentrense mit Seitenstange von Ozora (Taf. 83) und der Steigbügel mit eingestülster Ecke und geradem Tritt (Taf. 84) stellen eines der frühesten Vorkommen dieser Typen im Karpatenbecken dar. Die Seitenstangen der Trense hat eine Goldblech­verkleidung. Im Fund ist auch ein schmaleres, eben­falls gerippt verziertes Stangenfragment vorhanden, das wahrscheinlich aus der für den Zügel bestimm­ten, rechteckförmigen Öse stammen kann (Taf. 83, 2). Die mit geripptem Goldblech überzogene Sei­tenstange ist der Trensenstange des Grabes 104 des im Vorraum des Kaukasus erschlossenen Gräberfel­des von Borisovo ähnlich. Im selben Gräberfeld war auch ein Steigbügel mit eingestülpter Ecke. Das Gräberfeld von Borisovo kann auf das 7. Jh. datiert werden (SAHANOV 1914,119, Taf. X, XVI). Säbel: Die einzige Waffe im Männergrab von Ozora. Es stehen uns keine Angaben dafür zur Ver­fügung, daß das Grab auch andere Waffen enthalten hätte. Der „1 (seit langem verschollene oder zer­bröckelte Pfeil/Pfeilspitze) ist die einzige Informa­tion von der Köchergarnitur von Ozora" (BONA 1982-83, 108) kann nur das Ergebnis einer Verle­sung sein. Die Eintragung im Inventarbuch ist nämlich die folgende: 297/1871.2. „Ein 12 1/2 hohes, henkello­ses, grobes Tongefaß 1 St. Mdm : 10 1/2...", dem­nach las I. Bona die Abkürzung des Mündungs­durchmessers (ung. „nyil.átm.") des Tongefäßes in irrtümlicher Weise. In Kenntnis der Funde der übri­gen Fürstengräber ist es wahrscheinlich, daß im Männergrab von Ozora gar keine andere Waffe war. Die frühawarenzeitlichen Bestattungen in Kun­madaras und Kunágota wurden mit Schwert vorge­nommen. In den Gräbern von Bocsa und Kunbá­bony mit Pseudoschnalle waren ebenfalls Schwerter, jedoch wurden hier auch mit Pfeilen gefüllte Kö­cher zutage gefördert. Aus den mit dem Grab von Ozora chronologisch übereinstimmenden, mittel­awarenzeitlichen, reichen Gräbern mit Säbel kam außer diesen auch ein Bogen ans Tageslicht (Duna­pentele 7,10,11), Igar III., Gyenesdiás, Iváncsa). Über die wechselvolle Museumkarriere des Sä­bels von Ozora berichtete I. Bona ausführlich (BO­NA 1982-83, 119-112). Nicht weniger bewegt war auch das Schicksal der ovalen Schwertortbänder. Das Griffende des Säbels von Ozora war als Schwertscheidenortband von Bocsa aufmontiert, obwohl dieses Stück aus Bocsa gar nicht in das Mu­seum kam. Die Stelle des Säbels von Ozora nahm das Ortband des Grabes B von Kiskőrös-Vágóhíd ein, infolgedessen dieses Stück aus Kiskőrös fehlte. Zur Zeit befinden sich nach den Identifizierungsar­beiten alle Ortbänder im Fund, in dem sie in das Museum gelangt sind. Der Säbel von Ozora ist eines der schönsten Stücke der awarischen Säbel mit sternförmiger Pa­rierstange. Seine Rekonstruktion schien bisher si­cher zu sein. In Kenntnis des Säbels von Gyenesdiás kann aber fast als sicher angesehen werden, daß sein Griff länger gewesen sein dürfte, als das vorhandene Griffeisen. Der „rhombusförmige, mit Goldblech überzogene Eisengegenstand" (275/1871.30) dürfte nicht den vorhandenen, sondern den fehlenden Teil des Griffes verziert haben. Ebenfalls waren auf dem Griff vermutlich die zwei „gekerbten Niete mit

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