Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)
OZORA
kranzbeschläge gewesen sein. Ein Teil der Gürtelzierden ist stark abgewezt, zerknüllt, insbesondere die große Riemenzunge. Eine gleichzeitige Ausbesserung kann auf der einen kleinen Riemenzunge gesehen werden, deren oberer Rand beschädigt ist, die gepreßte Perlenkette fehlt, deshalb mußte man auch den riemenhaltenden Niet niedriger, in den oberen Rand des Mittelfeldes schlagen. Die Konstruktion des Gürtels kann nur schwer rekonstruiert werden. Außer den an Ort und Stelle vorgenommenen Beobachtungen fahlen auch die Befestigungsschleifen der Beschläge, deren übereinstimmende oder abweichende Länge zur Rekonstruktion eine Zurechtweisung geben könnte. Aufgrund der Lage der Beschläge des authentisch erschlossenen, reichen Männergrabes von Kecskemét-Sallai utca (H. TÓTH 1980, Abb. 28 a-b) ist es wahrscheinlich, daß der doppelwappenförmige Beschlag sich an der Rückseite des breiten Gürtels befunden, die kleinen Riemenzungen hingegen an kurzen Riemen, dicht unter den Beschlägen gehangen haben. Das Muster der Gürtelzierden, die hellenistische Palmette und die Punkt-Kommaornamentik sind byzantinische Zierelemente. Die Herstellung, Form und Größe der Beschläge weichen aber von der der klassischen byzantinischen Beschläge ab (die Beschläge von Kunágota kommen an das klassische Muster viel besser heran). Die Gürtelzierden von Ozora sind groß, das Muster verschwommen. Im mittleren Teil der großen Riemenzunge befindet sich an der Stelle des Monogramms eine in einen Kreis komponierte Rosette mit geschweifter Seite. Diese ist den Messerscheidenbeschlägen von Cibakháza, den Rosetten der Agraffe von Dunapentele und der gepreßten Zierde von Kiskőrös-Vágóhíd ähnlich (Taf. 23, 9-10, Taf. 27,9-11, Taf. 51,17). Die Gürtelzierden von Ozora und die Gegenstände mit verwandtem Muster sind nach byzantinischen Vorbildern erzeugte onogur-bulgarische Goldschmiedearbeiten. Die fehlenden, gegossenen Dorne der massiven, gegossenen Schnalle des Gürtels dürfte man nach dem Auffingen abgefeilt haben und auch zu dieser Zeit brach vermutlich der Schnallendorn ab. Die Schnalle mit mitgegossenem Beschlag und auch die anderen zwei kleineren Schnallen von Ozora gehören in den späten Typ der frühawarenzeitlichen, gegossenen Schnallen. Charakteristisch für diese sind der ovale, profilierte Schnallenrahmen und der mit ihr mitgegossene, wappenförmige Beschlag, der im ausgehenden 7. Jh. größtenteils schon aus Blech erzeugt wird. Gleichzeitig nimmt der Schnallenrahmen die mit „Schwalbenschwanz förmigen" Stützen versehene Form auf. Diese Eigenartigkeit kann auch an der großen Schnalle von Ozora wahrgenommen werden. Schneiden wir den Schnallenbeschlag theoretisch an der quergerichteten Rippe entzwei, so erhalten wir diese Form. Die Gürtelschnalle von Ozora ist stark abgewetzt. Der Gürtel war längere Zeit in Gebrauch, dies zeigt auch die Umänderung der kleinen Riemenzunge an. Die mittelgroße, gegossene Schnalle dürfte vielleicht zum Frauengewand gehört haben (Taf. 77, 4). Aufgrund ihrer Größe war auf diesem Gürtel vermutlich auch die kurze, gepreßte, mit Tanga verzierte Riemenzunge (Taf. 77,1). Das unter der Inv.-Nr. 275/1874.20 registrierte „langgekerbte Silber" ist eine aus Silberblech gepreßte, rechteckförmige Tüllenriemenzunge , mit einer Rückseite aus glattem Blech (Taf. 77, 2). Dieser Gegenstand war bisher unveröffentlicht. Die Riemenzunge dürfte am Ende eines mittelschmalen Riemens vielleicht auf dem Befestigungsriemen der Messerscheide gewesen sein. Diesen Tüllenriemenenden fiel eher eine funktionelle als eine verzierende Rolle zu, sie schützen diese auf einen Lederoder Textilstreifen befestigt vor dem Einriß und Ausfransen. Zahlreiche ähnliche, aus Silber- oder Bronzeblech gefertigte Tüllenriemenzungen sind uns aus dem Fundmaterial des mittelawarenzeitlichen gemeinen Volkes bekannt. Unter ihren Begleitfunden finden wir doppeltdreieckig ausgeschnittene Blechgürtelzierden, Blechbeschläge mit ge- schweifter Seite und Beschläge mit Ringanhänger, sowie Schlaufen vor (Kisköre Grab 210: GARAM 1979, Taf. 28, 32, Igar Fund III: FETTICH 1929, Taf. VI, 15). Die aus Blech ausgeschnittenen Beschläge kommen auch mit einfachen, gegossenen Tüllenriemenzungen vor, d.h. die Tüllenriemenzungen sind für die obere bzw. untere Grenze der Gebrauchszeit der gepreßten, aus Blech angefertigten und der gegossenen Gürtelzierden für das ausgehende 7. bzw. Anfang des 8. Jh. charakteristisch. Pferdebeschläge: Das Prerdegrab von Ozora nimmt mit seinem goldbeschlagenen Pferdegeschirr unter den awarenzeitlichen Pferdegräbern eine vornehme Stelle ein. Das goldbeschlagene Pferdegeschirr kommt selten vor. Unter den frühawarenzeitlichen Pferdegräbern sind uns aus dem Pferdegrab eines Fürsten in Kunmadaras dreibögige und halbkugelförmige Beschläge bekannt (Taf. 68). In Csengőd kamen solche angebrannte Pferdegeschirrzierden zum Vorschein, die den Stücken von Kunmadaras und Ozora ähnlich aus mit Bronzeblech mitgepreßtem, dünnem Goldblech erzeugt wurden (KOVRIG 1945,10-13). Diesem ähnlich dürfte auch das frühawarische Pferdegeschirr von Tolnanémedi gewesen sein, aus welchem nur die aus Goldblech erzeugten, mit schmalen, rechteckförmigen, bronzenen Unterlagsplatten versehenen Riemenzungen erhalten blieben (HAMPEL 1905, II. 752). Unter den mittelawarenzeitlichen, goldbeschlagenen Pferdegeschirren nimmt das Pferdegeschirr von Vörösmart eine hervorragende Stelle ein. Von diesem sind uns die gerade schließenden, rechteckförmigen Riemenzungen und gepreßten Rosetten bekannt. Die Rosetten wurden mit dem Bronzeblech