Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

OZORA

ger als im Karpatenbecken vor. Außer den Stücken von Tschmi und Kamunta sind die Exemplare von Üc-Tepe die am meisten bekannten, welche mit granulationverzierten Gürtelbeschlägen und einem Früh-Stil-Säbel mit „P"-förmigen Hängeösen zum Vorschein gekommen sind. Im Männergrab war auch die durchbohrte Münze des Justinianus I. (JESSEN 1965, 153-192, 193-194). Auch unter den Funden des Khagangrabes von Mala Pereäcepino befand sich die Hälfte eines tordierten Halsringes. Aufgrund der durchbohrten Münzen des Constans II. kann das Grab auf die 60er Jahre des 7. Jh. datiert werden (BOBRINSKOJ 1914, 11-120, Täf. XI. 36). Die Schmuckgegenstände mit tordiertem Draht sind auch unter den byzantinischen Schmucken be­kannt. Wir kennen Fingerringe und Ohrgehänge mit Blechanhänger auch mit tordiertem Ring (ROSS 1965, Pl. XLVI, 74; Pl. XLVII, 86). Unter den byzantinischen Schmucken kommen auch Hals­ringe mit Bulle vor. Eine dem Stück von Ozora ähn­liche byzantinische Bulle teilt ROSS 1965, PI. XCVII.K mit. Das Vorkommen der Bullen im Karpatenbecken sammelte A. Pásztor zusammen (PÁSZTOR 1986,113-134, Abb. 12-13). Die nahen Parallelen des Halsringes mit Bulle von Ozora sind miteinander am ehesten aufgrund der Form der Bullen und der Funktion des Gegenstandes ver­wandt. Die Halsringe von Igar, Böly und Nagyhar­sány wurden aus dickem Silberdraht gefertigt. Die tordierten, jedoch aus Bronzedraht erzeugten Stük­ke waren in der zweiten Hälfte des 8. Jh. in Mode, ihre Tracht wurde aber nicht allgemein (GARAM 1985, Tiszafüred - im Druck). Auf dem einen Teil des Halsringes von Ozora (an der echten Seite des Bildes, von der gegenwärtig in der Mitte hängenden Bulle 2-3 cm entfernt) ist eine starke Abwetzungsspur sichtbar. Es kann ange­nommen werden, daß auch das Kreuz (Taf. 87, 1) und der blattförmige Anhänger (Taf. 86, 2) früher auf dem Halsring gehangen sind, wie wir dies auch auf der Konstantinopler/syrischer Goldkette des 7. Jh. oder der zyprischen Schmuckgarnitur (Kyrenia) sehen können (ROSS 1965, Pl. XII-XIV; STRZYGOVSKY 1917, Taf. VIII). In den Rand des Kreuzes von Ozora wurden, nachdem seine Öse zer­rissen war, Löcher gebohrt und das Kreuz dürfte man mit einer über diese durchgezogenen Schnur angebunden haben. Diesem Verfahren ähnlich kam es auch zur Befestigung des mangelhaften, blattför­migen Anhängers. Der Kreuzbalken ist nicht nur auf dem Rand, sondern auch auf dem gebrochenen, unteren Teil durchbohrt, also war mit seiner ganzen Oberfläche irgendwo angenäht, wie ein seine Funk­tion verlorener, bloß als Verzierung dienender Gegenstand. Das gepreßte Kreuz von Ozora wurde byzantini­schen Vorbildern nach gefertigt. Seine beste Form­parallele führt I. Bona an (BONA 1982-83, 130­131, Anm. 29), der auch die weiteren Parallelen auf­zählt und auf die technische Ähnlichkeit des Kreu­zes von Ozora und der Vogelanhänger hinweist (Taf. 38, 1-2). Er hält die awarenzeitlichen, gepreßten Kreuze nicht für byzantinische Produkte, sondern für ihre awarischen oder onogurischen Nachahmun­gen. Auch wir sind dieser Meinung und möchten bloß den Kreis der für die Kreuze von Ozora cha­rakteristischen, gerillten, berahmten Durchbrüche, als einer technischen Eigenartigkeit mit den tech­nischen Griffen ergänzen, die auf den goldenen Ver­zierungen von Kiskőrös-Vágóhíd (Taf. 50, 9-11), auf dem geschweiften Rahmen von Cibakháza (Taf. 22, 1- 3), auf dem mit Steineinlage verzierten Beschlag des Grabes 131 von Kisköre (GARAM 1979, Taf. 31, 13) und auf den Rändern der Scheibenfibeln (Görcsönydoboka, Romonya) angewandt wurden (darüber ausführlicher GARAM 1989). In diesen, nach dem Pressen ausgeschnittenen Zellen waren einst Stein- oder Glasplatteneinlagen (im Funde von Kisköre ist diese noch vorhanden). Auch die untere Platte des Kreuzes von Ozora ist bei den Ausschnitten stark zusammengekratzt, in den Ecken des tropfenförmigen Ausschnittes hingegen die Spur einer Pastaeinlage (?) zu sehen. Waren die Zellen vielleicht mit Email ausgefüllt? Die schwe­ren, scheibenförmigen Agraffen (Taf. 87, 2-3) mit Schleifen verbunden, kamen aus dem Frauengrab zum Vorschein. Über den Ursprung und Aufbau der Agraffe von Ozora berichteten wir bereits ausführ­lich (GARAM 1989) und stellten fest, daß die awarenzeitlichen Agraffen nach byzantinischen Vorbildern (Armringscheiben, Medaillons usw.) in Kenntnis der byzantinischen Goldschmiedengriffe in einem awarischen (onogur-bulgarischen) Milieu entstanden sein dürften. Im Aufbau der Agraffen von Ozora und der Gegenstände des Pseudoschnal­lenkreises sind mehrere ähnliche technische Ele­mente (staffeiförmig aufgetriebene Grundplatte, gekerbtes Umrahmungsband, Kugelreihenrahmen, Schleifenösen, Kugeln abtrennendes Perlendraht). Wir setzen voraus, daß das Agraffenpaar von Ozora ein Produkt aus dem Karpatenbecken sein kann. Die Agraffen sind abgewetzt, die Verbindungskonst­ruktion, der Haken und die Schleife dürften noch in der Awarenzeit abgebrochen worden sein. Neben der Schleife bzw. dem einstigen Haken ist der Rand durchbohrt, was soviel bedeutet, daß man die Verbindung der Agraffen auch nach dem Bruch zu lösen versucht hat. Gürtelzierden: Aus Goldblech gepreßte, große und kleine Riemenzungen, mit bronzener Unter­lagsplatte mitgepreßte, wappenförmige, doppel­schildförmige Beschläge und Lochkranzbeschlag gehören zu den Gürtelzierden der Männer (Taf. 72, 2- 7, Taf. 73, 1-3, Taf. 74, 1-4). Den Gürtel schloß eine silbervergoldete Schnalle (Taf. 72, 1). Die Gürtelgarnitur ist vermutlich nicht komplett, ur­sprünglich dürften mehrere Beschläge und Loch-

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