Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

OZORA

wachsene Frau denken. Aus den Funden des Kin­dergrabes VIII/A von Kiskőrös-Vágóhíd ist uns be­kannt, daß die Schmucke der vornehmen Kinder zu dieser Zeit das Mehrfache der der durchschnittli­chen Erwachsenen übertroffen haben dürften. Die Funde des Männergrabes: Die kleineren Ohrgehänge, der größere Armring, der große Fingerring, der mit 6 Anhängern und einer kleinen Goldschnalle zusammengehaltene Halsschmuck dürften die Schmuckgegenstände des Mannes gebildet haben. In meinem über den Juwe­lenkragen von Ozora geschriebenen früheren Auf­satz nahm ich an, daß auch die zwei zellenverzierten Scheiben zum Halsschmuck mit Anhänger gehört haben: GARAM 1990b, 150. Die Beschreibung von Bisits macht aber wahrscheinlich, daß das Agraffen­paar im Frauengrab war. Dies wird auch von der Tatsache bekräftigt, daß Agraffen bisher nur aus Frauengräbern zum Vorschein gekommen sind. Die Umänderung des Agraffenpaares und die Änderung ihrer Montierungsweise läßt aber noch weiterhin die Voraussetzung zu, daß der Schmuck ursprüng­lich eine andere Funktion hatte. Der Gürtel des Mannes war von einer Silber­schnalle abgeschlossen und von Goldblechbeschlä­gen Hängeglied ein Eisenmesser heruntergehangen haben, dessen Scheide und Griff von Goldbleich­bändern verziert wurde. Auf dem Ende eines schmaleren Riemens dürfte eine kleine, gerippte, silberne Tüllenriemenzunge gewesen sein. Der Sä­bel war in einer Scheide mit Goldblechverkleidung. Es ist anzunehmen, daß die Goldblechrosetten (Taf. 77, 6; 11-13) den inneren Feld der goldblechrahm­ten Hängeösen verziert haben. Die kleine Silber­schnalle und die von Rechtband verzierten, golde­nen Riemenzungen dürften zum Tragriemen des Säbels gehört haben. Im Tongefäß wurde neben den Mann die Speise­beigabe hingelegt. In dem Sarg wurden mit ihm auch sein Silberkrug und Fußbecher begraben. Der Goldsolidus des Konstantinos IV kam ebenfalls aus dem Grab des Mannes zum Vorschein. Aus den Funden des Pferdegrabes kamen die Tren­senfragmente mit Seitenstange, ein kleines Frament des eisernen Steigbügels mit eingestülpten Ecken und 29 Goldbeschläge in verschiedener Größe in das Museum, die den Brustriemen, das Hinter- und Kopfgeschirr verziert haben. Von diesen dürften ursprünglich mehrere Exemplare gewesen sein, ein­zelne blieben in der Graberde, andere hingegen gin­gen wahrscheinlich verloren. Über die Funde Die Ohrgehänge des Männer- und Frauengrabes gehören in die Gruppe der Ohrgehänge mit schwin­gendem Anhänger und Zierstein von byzantini­schem Ursprung. Das größere Stück (Taf. 35, 1-2), dessen Ring ursprünglich wahrscheinlich auch von je 3 runden Perlen verziert war, ist das Ohrgehänge einer Frau. Dieses Ohrgehänge kann in die Gruppe IV/B nach A. Pásztor der mit schwingendem An­hänger und Blechmantel verzieten Ohrgehänge ein­gereiht werden, laut A Pásztor bildet es ihr Leit­stück (PÁSZTOR 1986, 125). In dieser Gruppe bilden die Ohrgehänge der Gräber von Ozora, Igar und Dunapentele 12/IV, ferner des Grabes VIII von Kiskőrös-Vágóhíd die ältesten, noch aus Gold er­zeugten Exemplare, bei denen die perlenhaltenden Dorne noch auf den Ring angelötet worden sind. Bei den späteren, einfacheren Nachahmungen sitzen die Perlen auf den durch die Ringe durchge­zogenen Schleifen. Das ähnlich aufgebaute, jedoch weniger verzierte, „kleinere" Ohrgehänge mit Perlen dürfte - wie wir es weiter oben analysiert haben - der Mann getra­gen haben. Von den Fingerringen war der kleinere vermutlich ein Frauenring (Täf. 85, 6), obwohl aufgrund des 3 mm großen Unterschiedes zwischen den Maßen der beiden Ringe und der zwei Goldringe aus dem glei­chaltrigen Grabes 64 von Gyenesdiás auch vorge­stellt werden kann, daß beide Ringe von einem Mann getragen wurden. Die Ringe sind byzantinische Goldschmiedear­beiten. Ein dem kleineren ähnliches ist uns auf das 7. Jh. datiert aus Konstantinopel bekannt (ROSS 1965, Pl. XLVI). Die Verzierung des Bandringes und des Kopfes des größeren Fingerringes zeigt (Taf. 85, 8) zur Verzierung des Ringes und der Parierstange des Schwertes im Funde von Glodosi (GRINCENKO 1950 Taf. VI. 2), zu den Zellen des Schlußgliedes der byzantinischen Halskette des Fundes II von Igar (FETTICH 1929, Taf. VII, 28-29) und zur gekerbten Verzierung des Bandes auf dem byzantinischen Goldring von Horvátgurab (GARAM 1980, Abb. 5 IB) eine starke Verwandt­schaft. Diese Gegenstände stellen alle byzantinische Goldschmiedearbeiten der, die in der zweiten Hälf­te des 7. Jh. erzeugt worden sind. Die Parallelen der aus tordiertem Golddraht ge­fertigten Armringe (Taf. 85, 5, 7) sind die ähnlichen, jedoch lockerer tordierten Drähte von Kunmadaras, von welchen ein-zwei Exemplare schleifenförmig ausgehen. Diese sind Fragmente von Hals-, Arm­oder Fußringen. Sie dürften auf dem Arm und auf den Füßen zur Befestigung des weitärmeligen Hem­des oder Beinkleides gedient haben. Eigentlich wa­ren sie gar keine richtigen Schmuckgegenstände. Den .Armringen" von Tótipuszta fiel vermutlich eine ähnliche Rolle zu. Der Halsring mit Bulle (Taf. 86, 1) wurde eben­falls aus tordiertem Draht erzeugt. Einen ähnlichen tordierten Halsring mit Schleifenenden kennen wir auch aus dem Fund von Kelegej, auf welchem ein gepreßtes Goldblechkreuz byzantinischen Typs hängt (FABRICIUS 1927, 8). Die aus dünnem Golddraht tordierten Arm-, Fuß- und Halsringe kommen im 6-7. Jh. im südrussischen Raum häufi-

Next

/
Thumbnails
Contents