Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)
TÉPE, GOLDENE PSEUDOSCHNALLEN, JANKOVICH-GOLDSTÜCKE
konstruierten Schwertern dürfte das Stück von Tépe eine ganz spezielle Verzierung gehabt haben. Dies beweisen der durchbrochene Scheidenbeschlag und das dazugehörende, zellenverzierte Band (Taf. 92,3). Dieses Band hat wahrscheinlich den Griff des Schwertes verziert, jedoch ist es auch möglich, daß es das Einfassungsband des oberen Randes der Scheide gewesen war. Die durchbrochene (zum Teil aus Blech ausgeschnittene, zum Teil gegossene) Verzierung des Schwertscheidenbeschlages und Griffbandes von Tépe erscheint auch auf dem Köcherband und Messerortband des Khagangrabes von Kunbábony (H. TÓTH 1983). Diese Verzierung ist eigentlich die aus einem Blech ausgeschnittene Nachahmung des mit Glasplatten ausgefüllten Zellenmusters, das den Kreis von Bocsa (Parierstange des Schwertes, große Riemenzunge, Haken) charakterisiert. Es hängt aber auch mit der für die byzantinischen Schmuckgegenstände charakteristischen Verzierung des in Kreisform komponierten (ursprünglich mit Zellentechnik hergestellten) Viereckes von geschweifter Seite zusammen, das bei den Schmucken des Ozora-Kreises bekannt ist. Diese Zusammenhänge verweisen auch auf die chronologische Stelle der Funde von Tépe und deshalb datieren wir die Funde von Tépe im Kreise der Pseudoschnallen zu den jüngsten, d.h. den nach der Mitte des 7. Jh. erschienenen Exemplaren. Diese Datierung wird auch durch die ähnliche Konstruktion und Montierung des (mit der Münze des Konstantinos IV. datierten) Agraffenpaares von Ozora und der Pseudoschnallen untermauert. Die netzmusterförmige Zellenreihe des Schwertgriffbeschlages von Tépe (Täf. 92, 3) wird mit den im mittleren Feld des Körpers der Jankovich-Pseudoschnalle ausgeschnittenen Zellen (Täf. 41, 1) in Parallele gestellt (SUPKA 1913, 406; BONA 1982-83, 84-85). Diese Analogie scheint gezwungen zu sein. An der Jankovich-Pseudoschnalle wurden aus einem wappenschildförmigen Blech bogenförmige und doppeltdreieckige Formen ausgeschnitten, die letztere Form wurde dann in der Mitte mit Perlendraht zusammengebunden, während die runde Zellenreihe des Schwertbandes von Tépe gepreßt ist. Das Mittelfeld der Jankovich-Pseudoschnalle bildet eine gute Parallele zum mittleren Teil der wappenförmigen Beschläge der einen italo-byzantinischen, goldenen Gürtelgarnitur von Castel Trosino, auf welchen sich eine völlig ähnliche, aus Blech ausgeschnittene Einlage befindet (WERNER 1974, Taf. VI). In diesen und auch im Feld der JankovichPseudoschnalle dürfte ursprünglich eine Steineinlage gewesen sein. Auch die Einkerbungen an der inneren Seite weisen bei der Jankovich-Pseudoschnalle hierauf. Die Hälfte dieser ausgeschnittenen Muster verziert auch die von Fettich als Analogie erwähnte, gegossene, byzantinische Bronzeschnalle von Alsó-Páhok (FETTICH 1937, Taf. CXXIX 48). Dieses Muster, unserer Meinung nach eine aus Blech ausgeschnittene Variante der Komma-Ornamentik (eines zu einer Punkt-Komma vereinfachten Rankenmusters) ist byzantinischen Ursprunges und war früher in Mode als die erhöhten Zellen ausfüllende Oberfläche mit Steineinlage. Demnach scheint die Jankovich-Pseudoschnalle älter zu sein als der Fund von Tépe. I. Bona datiert die Jankovich-Pseudoschnalle und mit ihr die - seiner Meinung nach - aus demselben Khagangrabfund stammenden sog. Jankovich-Goldstücke auf die erste Hälfte des 7. Jh. oder in einem anderen chronologischen Zusammenhang auf das letzte Drittel des 6. Jh. (BONA 1982-83, 85). Im Falle der JankovichPseudoschnalle kann - unseres Erachtens - die spätere Datierung, d.h. die erste Hälfte des 7. Jh. akzeptiert werden. Dies stimmt mit der auf die erste Hälfte des 7. Jh. gesetzten Datierung der goldenen Gürtelgarnitur von Castel Trosino und im allgemeinen der Gürtelgarnituren mit Komma-Ornamentik überein (WERNER 1974,121). Auch aufgrund anderer Bedenken scheint diese Datierung annehmbar zu sein. Zur awarischen Landnahmezeit war im Kreise des Awarentums das dominante Metall das Silber. Aus diesem wurden die massiven Silber- und die diese nachahmenden Pseudoschnallen aus gepreßtem Blech erzeugt, die dann vom Beginn des 7. Jh., d.h. vom Zeitpunkt an, als der Sitz des Khagans im Donau-Theiß-Zwischenstromgebiet lokalisiert werden kann, von den goldenen Pseudoschnallen abgelöst wurden (GARAM 1991b, 60-77; KISS 1988a, 80). Wir wissen, daß das Grundmaterial der ältesten und in großer Menge auf uns gebliebenen, frühawarenzeitlichen Goldgegenstände der byzantinische, als Tribut erhaltene Solidus war, aus dem die awarischen Goldschmiede den alten Stücken ähnliche oder noch prachtvollere Gegenstände erzeugt haben, unter Anwendung einiger, von den byzantinischen Gegenständen Goldschmieden erlernter oder an byzantinischen Gegenständen gesehener Goldschmiedekunstgriffe. Die Befestigung der ältesten, massiven silbernen Pseudoschnallen erfolgte mit den an der Rückseite sichtbaren, mit dem Schnallenbeschlag mitgegossenen Dornen, wie auf den asiatischen Stücken oder auf den frühawarenztilichen, gegossenen Schnallen. Die Montierung der mit Kugelrahmen verzierten goldenen Pseudoschnallen erfolgte mit den langen Schleifenösen, ebenso wie an den byzantinischen, italo-byzantinischen Gürtelzierden. Die meisterhafte Analyse der 4 Jankovich-Goldstücke (Schnalle, Riemenzunge, Beschlag, Sattelzierde: Taf. 43, 1-4) stammt ebenfalls von I. Bona (BONA 1982-33, 83-85). Aufgrund der Zusammenstellung und Einteilung des Jankovich-Inventarbuches, ferner nach prinzipiellen und chronologischen Bedenken vermutet I. Bona, daß die unter Nr. OrnJank 56 inventarisierte, oben analysierte