Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

TÉPE, GOLDENE PSEUDOSCHNALLEN, JANKOVICH-GOLDSTÜCKE

Pseudoschnalle mit den vier flechtbandverzierten Stücken zusammengehören und aus einem Kha­gangrab stammen. Seine Meinung wird von A. Kiss in Frage gestellt (KISS 1988a, 83-84). Das Problem scheint hypothetisch zu bleiben. Die sichere Zusammengehörigkeit läßt sich bezwei­feln. Die Schnalle, Riemenzunge, der Beschlag und die Sattelzierde stechen scharf von den frühawarenzeit­lichen Formen ab (Schnalle mit Schilddorn, kan­tenlose Riemenzunge, rhombusförmiger, an den Beschlag der germanischen Sandalenriemen erin­nernder Beschlag). Ihre technische Ausführung, Montierungsweise, wie z.B. die Flickarbeit der Gra­natplatteneinlagen, der Sattelbogenverzierung an der Rückseite, die Verwendung der den Schnal­lenbeschlag, den Beschlag, die Sattelverzierung durchschlagenden, kleinen Niete mit rundem Kopf unterscheiden sich von der allgemeinen frühawa­renzeitlichen Praxis. Trotz des Gesagten kann aber auch vorgestellt werden, daß sich im Besitz des einen Khagans ein solcher, von den allgemeinen frühawarenzeitlichen völlig abweichender Gürtel germanischen Typs befunden hat. Die bisher be­kannten Grabfunde mit goldener Pseudoschnalle begründen aber dies nicht. Aus dem Pseudoschnal­lenkreis des Karpatenbeckens fehlt die Pferde­bestattung. Unter den Jankovich-Goldstücken hin­gegen finden wir einen Sattelbogenbeschlag (ver­mutlicherweise, falls der tierförmige Beschlag über­haupt einen Sattel verziert hat!). Die gezähnte Tierornamentik kann an den Be­schlägen der Schwertscheide des Fürsten im Grabe von Kunmadaras und auch auf den zum Pferdeges­chirr gehörenden kleinen Riemenzungen angetrof­fen werden (in viel schwächerer Ausführung, als auf den Jankovich-Goldstücken), dieses Grab ist aber kein Mitglied des Pseudoschnallenkreises, sogar et­was alter als dieser. Diese Feststellungen untermau­ern nicht die Voraussetzung von I. Bona, wonach die Jankovich-Goldstücke und die Jankovich­Pseudoschnalle Teile eines Grabfundes wären. Das „Zeitargument" von I. Bona, also daß die Pseudo­schnallenfunde alle 20-30 Jahre zum Vorschein kommen würden, ferner, daß es ein unvorstellbarer Zufall ist, daß Miklós Jankovich vor 1820 die Ge­genstände aus zwei awarischen Fürstenfunden er­worben hätte (BONA 1982-83, 84; 125, Anm. 5) ist zur Bekräftigung wissenschaftlicher Fragen nicht geeignet. Mit Zahlen könnte man ebenso auch das Gegenteil beweisen: stünden uns zwei Jankovich­Fürstenfunde zur Verfügung, so dürfte ihr Vorkom­men chronologisch ebenso nahe zueinander stehen, wie z.B. 1878,1884,1889 - d.h. die Jahre der Erwer­bung der übrigen zwei Pseudoschnallen von unbe­kannten Fundorten (im Jahre 1878 und 1889), unter diesen der Grabfund von Kunmadaras (1889); oder 1971, 1977 von Kunbábony (1971) und die zum Kreis der Jankovich-Goldstücke im Stil, in der Technik, in der Qualität und im Reichtum eng anschließbaren Grabfunde von Kölked (1977). (Die Ausgrabung von A. Kiss mit unveröffentlichten Funden.) Die vier Jankovich-Goldstücke (Schnalle, Rie­menzunge, Beschlag und Sattelbeschlag) kommen unter den Postennummern 49,50,51 des Jankovich­Inventarbuches vor (unter Nr. 51 die Schnalle und die Riemenzunge zusammen). I. Bona analysiert ausführlich das Gewicht der an das „Byssum" ange­nähten oder angebundenen Goldgegenstände und stellt fest, da sich die fehlenden 7,76 g (im Gegen­satz zum ursprünglichen 105,57 g betragen die vier Gegenstände ein Gewicht von 97,81 g) aus dem Ge­wicht der inzwischen herausgefallenden Niete und des „Byssums" ergeben. Aus dem ursprünglichen la­teinischen Text geht nicht ganz klar hervor, ob alle vier oder nur drei Gegenstände an das „Byssum" angenäht waren oder an ein getrenntes Stück drei, an ein anderes ein Gegenstand. „Drei von diesen" ­schreibt das Inventarbuch - aber welche drei? Es ist anzunehmen, daß der als erster erwähnte Sattelbo­genbeschlag abgesondert war und die drei ähnli­chen, mit Flechtband verzierten Teile (Schnalle, Riemenzunge, Beschlag) eine Einheit bildeten. Wo­mit läßt sich diese Unterscheidung erklären? Even­tuell stammten die vier Gegenstände nicht aus ein und demselben Grab/ Fundort? Das Zusammengehören der Schnalle, der Rie­menzunge und des Beschlages ist aufgrund der Grö­ße und der Verzierung ganz sicher. Der Sattelbe­schlag unterscheidet sich in der Technik und Verzierung von den oben erwähnten, er hat eine Steineinlage und ist nicht mit typischem Flechtband verziert. Anläßlich der Analyse der Schnalle und der Riemenzunge stellt M. Nagy fest, daß „sie die Arbeiten eines örtliche Zierelemente der früh­awarischen Goldschmiedekunst anwendenden, im skandinawischen-süddeutschen-italischen Tierstil bewanderten Künstlers (oder Werkstätte) sind" (NAGY 1988, 404). M. Nagy hält die Muster der Jankovich-Schnalle und -Riemenzunge für das örtli­che Vorbild der awarischen Tierornamentik, deren Nachahmungen in den mit gezähntem Flechtband verzierten Exemplaren (Stücken) von Halimba, Bu­dapest-Farkasrét, Zamárdi angetroffen werden kön­nen. Die Herstellungszeit der Jankovich-Goldstük­ke bestimmt auch M. Nagy mit den letzten Jahrzehnten des 6. Jh. Die stilkritische Analyse von M. Nagy und die Untersuchung der transdanubi­schen Verbreitung der gezähnten Rechtbandverzie­rungen lassen ebenfalls die Vermutung zu, daß die Jankovich-Goldstücke von einem transdanubischen Fundort stammen. Es fragt sich aber, ob sie aus einem Männer- oder Frauengrab und aus demsel­ben Grab stammen, das den Sattelbeschlag mit Wildeberkopf enthält? Die Frauengräber von Köl­ked-Feketekapu fürstlichen Reichtums und ihre mit gezähntem Rechtband verzierten Gegenstände von

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