Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

KUNÁGOTA

telgarnitur der Messerscheidenbeschlag (Täf. 53, 3), dessen Vorderplatte auf dem Preßmodel der kleinen Riemenzungen erzeugt worden ist. Die Scheide wurde im unteren Drittel, in konkaver Linie aus­geschnitten, hier war der Rand des Bleches abge­bröckelt und dürfte zwischen die Ränder der Leder­oder Rindenscheide eingeklemmt worden sein. Der Größe nach verzierte der Beschlag wahrscheinlich eine Messerscheide. Der Scheidenbeschlag ist in­takt, uns zeigt keine Spur an, daß man ihn von dem in der Scheide befindlichen Eisenmesser herunter­genommen hätte. Der Gürtel von Kunágota gehört in jene Gruppe der Gürtel mit vielen Nebenriemen, die auch von doppelschildförmigen Beschlägen verziert waren. Die mit den Awaren gleichzeitig erscheinenden „vielteiligen Gürtelgarnituren" sind vermutlich tür­kisch-mongolischen Ursprunges, die in den letzten Jahrzehnten des 6. Jh. im persischen und byzantini­schen Reich, bei den Langobarden in Italien und bei den Steppenvölkern der Djneprgegend nachge­ahmt werden. Dies spricht zugleich von der militä­rischen Überlegenheit der türkischen und awari­schen Reiterei. Trotz dessen, daß der Musterschatz der von die­sen Gebieten und aus dem Bereich von Kleinasien, Syrien und Ägypten bekannten, gepreßten, golde­nen Gürtelzierden (vor allem das Punkt-Komma­muster) stark einander ähnelt, müssen wir nicht auf ihre zentralisierte Erzeugung denken. Hierauf ver­weisen auch zahlreiche Preßmodel, die aus frühawa­renzeitlichen Goldschmiedegräbern im Karpaten­becken zum Vorschein gekommen sind. (Von den nomadischen Gürteln zusammenfassend WERNER 1974,109-139.) Die Gürtelzierden von Kunágota dürften Arbei­ten eines byzantinischen Goldschmiedes gewesen sein. Die Größe, Verzierung der Beschläge, der ge­preßte Perlenreihenrahmen, das Punkt-Komma­muster und die stilisierten Ranken sind charakte­ristisch für die byzantinischen, gepreßten Beschläge. Das mittlere, runde Feld der großen Riemenzunge von Kunágota wird aber statt des ursprünglichen, byzantinischen Anagramms von einer kleinen Strahlenrosette ausgefüllt, ebenso wie dies auf den runden Balkenenden des mittelgroßen Kreuzes des syrischen Schatzes (ROSS 1965, Pl. XII), oder auch auf den Balken des einen Kreuzes des Schatzfundes von Kyrenia sichtbar ist (STRZYGOWSKI 1917, T. VIII). Auf die Konstruktion des Gürtels von Kunágota können wir aufgrund des Gürtels des authentisch freigelegten Männerskeletts von Kecskemét-Sallai­utca schließen (TÓTH 1980,118-152). In Kunágota wurden die drei doppelschildförmigen Beschläge auf dem hinteren Teil des Gürtels untergebracht. Hier mußte der Gürtel so breit gewesen sein, wie die Länge der Beschläge, denn es gibt auch bei dem unteren und oberen Rand der Beschläge Schleifen­ösen. Diese für die byzantinische Montierungsweise charakteristischen Osen sind länger, als die der schildförmigen Beschläge, jedoch ebenso lang, wie die des hufeisenförmigen, sog. Lochkranzbeschla­ges. Ähnliche Beschläe kamen in Kecskemét mit der Rückplatte nach oben, unter den doppelschild­förmigen Beschlägen zum Vorschein. Hier dürften auch der hufeisenförmige Beschlag/Beschläge von Kunágota gewesen sein. Der hintere Teil des Gür­tels war vermutlich also breiter, als vorne und dik­ker, oder wurde aus Leder hergestellt. Die glatten, wappenförmigen Beschläge waren auf dem vorder­sten Teil des Gürtels, den gleichaltrigen Darstel­lungen nach symmetrisch an der rechten und linken Seite der Schnalle. Die kleinen Riemenzungen hangen eng unter den Beschlägen an kurzen Riemen. Der Gürtel war kurz, die durch die Schlau­fe gezogene große Riemenzunge hang der Analogie von Kecskemét nach nicht allzu tief herunter. Der goldbeschlagene Gürtel von Kunágota wurde von einer Bronzeschnalle abgeschlossen. (Über die einst vorhandene Schnalle BONA 1982-83, 95.) Die Schnalle wurde im Museum von Fund getrennt und konnte in Ermangelung einer ausführlichen Be­schreibung lange Zeit nicht identifiziert werden. Die aus dem alten Material unter Inv.-Nr. 91/1950. 2 als von unbekanntem Fundort neuinventarisierte, große Bronzeschnalle und zwei kleinere, mitgegos­sene Exemplare in gutem Erhaltungszustand (Täf. 58,1-3) sind aber aller Wahrscheinlichkeit nach mit den unter dem Inv.-Nr. 68/1858. 13 registrierten und fehlenden „Kupferschnallen 3 St." von Kun­ágota identisch. Dies konnten die Schnallen des Gürtels und der Schwerttragriemen von Kunágota sein. Ähnliche Schnallen rekonstruierte auch I. Bona aufgrund der gleichaltrigen, analogen Funde (BONA 1982-83, Abb. 2,21, Abb. 3,10-11). Schwert (Täf. 56-58): Das Gerade Eisensch wert des Fundes von Kunágota mit Ringgriff und dreibö­gigen Hängeösen wurde aufgrund der bravourvollen Rekonstruktion von Gy. László bekannt, der die sekundäre Funktion der mit mythologischen, griechischen Szenen verzierten, auseinandergesch­nittenen Kästchenbeschläge bestimmte (LÁSZLÓ 1938, 55-60, Taf. I-III). Diese Rekonstruktion läßt sich nur mit der Schnalle der oben erwähnten zwei kleinen, gegossenen, bronzenen Schwertösen ergän­zen. Pferdegeschirrzierden (Taf. 60-61): Der zeitgenös­sischen Beschreibung nach „entfaltete sich aus der Erde das Skelett von zwei Pferden". Über die im Zusammenhang stehenden Fragen schreibt I. Bona ausführlich (BONA 1982-83, 88-89). Das Pferde­geschirr kann aufgrund der mangelhaften Funde nicht in beruhigender Weise rekonstruiert werden. Bona verbessert die Rekonstruktion von László, jedoch bedarf auch seine Rekonstruktion aufgrund der effektiven Stückzahl der Beschläge einer Revi­sion. Die Pferdegeschirrbeschläge sind unter den

Next

/
Thumbnails
Contents