Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

KUNÁGOTA

Unternummern 11, 12 und 14 des Inventarbuches im Jahre 1858 unter der Postennummer 69 inventa­risiert worden: 6 Beschläge mit Fransenmuster, 9 größere und 8 kleinere, halbkugelförmige Beschlä­ge, ferner als „Silberbruchstücke". Dem Gold­schmiedekatalog nach wurden im Jahre 1884 6 in­takte Pferdegeschirrbeschläge mit Fransenmuster und ein fragmentarisches Exemplar, ferner 18 halb­kugelförmige Beschläge zur Schau gestellt (MTÖK 1884, 94, Vitrine XIII 16-17). Dies ist mit dem Fragment mit Fransenmuster und einem halbku­geligen Beschlag mehr als was im Inventarbuch steht. Unter den „silbernen und kupfernen, winzi­gen Fragmenten" der Postennummer 14 des Inven­tarbuches finden wir zwei zu anderen Stücken gehö­rende Bruchstücke mit Fransenmuster und meh­rere, halbkugelförmige Beschlagfragmente. Dem­nach gibt es im Museum 8 Beschläge mit Fransen­muster und 20 halbkugelförmige Beschläge (in drei verschiedenen Größen: 10 große, 7 mittelgroße und 3 kleine Exemplare.) Von den drei kleinen Beschlä­gen wußten wir bis jetzt nichts, diese waren mit den übrigen „Silber- und Kupfer-" Fragmenten der Un­ternummer 14 zusammen im Depot verborgen. Ihre Zugehörigkeit zum Funde von Kunágota beweisen nicht nur die auf ihre Tüte geschriebene Inventar­nummer von Kunágota, sondern auch die mit ihnen vorhandenen Beschlagfragmente mit Fransenmus­ter, die von derselben guten Qualität sind, wie die intakten Beschläge von Kunágota. Solche, aus dic­kem Silberblech gefertigte Pferdegeschirrbeschläge kamen nämlich seit Kunágota nicht in das Museum. Dies bezieht sich auch auf die Unterlagebeschläge des halbkugelförmigen Bronzebleches. Unter den Fragmenten befand sich auch ein langer Bronzeniet, der wahrscheinlich als Befestigungsniet in den einen halbkugelförmigen Beschlag eingebettet war. Unter der Postennummer 14 sind auch mehrere Silberblechfragmente vorhanden, aus welchen Blechriemenzungen rekonstruiert werden konnten. Die zwei schmalen, kleinen Riemenzungen mit ge­ripptem Band auf dem Rand dürften zum Pferde­geschirr oder zu den Schwertriemen gehört haben (Taf. 59, 1-2). Unter den Fragmenten befindet sich die Rückplatte einer breiteren Riemenzunge aus Sil­berblech (Taf. 59, 5), auch diese gehörte wahr­scheinlich zum Pferdegeschirr. Ebenfalls fanden wir ein papierdünnes, vergoldetes Silberblech von be­stimmter Funktion, mit unsicheren Rändern, an einer Stelle durchlöchert (Taf. 59, 4). Vielleicht ist es mit dem „Fragment" unter Inv.Nr. 69/1858.9 identisch. Einige kleinere, dicke Silberblechfragmen­te konnten wir ebenfalls nicht interpretieren. Sie sind dicker als die Wandfragmente des Silberkruges (Taf. 59, 6-8). Selbst aufgrund der zugenommenen Pferdegeschirrbeschläge läßt sich das Zaumzeug nicht in beruhigender Weise rekonstruieren. Die Rekonstruktion von I. Bona ist in großen Zügen ge­wiß richtig mit der Ergänzung, daß die kleinsten, halbkugelförmigen Beschläge auf dem Nasenriemen gewesen sein dürften, die fragmentarischen Be­schläge stammen kingegen offenbar vom Zaumzeug des anderen Pferdes. Es wird auch die Trense des Pferdes erwähnt. Das Steigbügelpaar, das gewöhnlich in der Nähe des Grabbodens neben den Pferderippen zum Vor­schein kommt, wurde von dem im Januar 1857 eine Grube aushebenden Gärtner gewiß auch nicht ge­funden. Von unsicherer Funktion sind auch die fragmen­tarischen, „U"-förmig gebogenen, gepreßten, mit länglichen Kannelüren verzierten Goldbleche (Taf. 59, 9), an deren schmalem Rand eine Zerknütte­rung ist. Dem Anschein nach dürften die Bänder auf dem Rand des Holzgegenstandes gewesen sein, wo die Ränder mit ähnlichem oder anderem Mate­rial (Holz, Leder, Filz?) eingefaßt wurden. Einige Fragmente sind leicht geschweift. Gy. László vermu­tete in den Beschlägen eine Köcherverzierung (LÁSZLÓ 1950, 32). I. Bona hält dies aufgrund der Größe und Dünnheit nicht für wahrscheinlich (BO­NA 1982-83, 127; Anm. 15). Wir nehmen an, daß die Bänder auf dem Saum der schmalen Sattelbögen gewesen waren. Es soll aber bemerkt werden, daß die Funktion der Bleche (Bänder) bis zum Vorkom­men einer authentischen Analogie auch nicht be­stimmt werden kann. Silbergefäße (Taf. 62-63): Mehr als nach einer jahrhundertelangen Vermischung wissen wir nach der Arbeit von I. Bona (1982-83, 88-39) mit aller Sicherheit, daß es tatsächlich zutrifft, wie es im Tagebuch steht: „ein zerschmetterter Krug und Sil­berbecher" (69/1858. 10) waren als persönliche Trinkgarnitur im Grab des Großherren von Kun­ágota begraben. Der Kelch kam ohne Stiel und Fuß in das Muse­um. Die fehlenden Teile zerfielen schon im Grabe oder zerbröckelten bei der Herausnahme. Der ge­genwärtige „ganz andere, indifferente Fuß" (BONA 1982-83, 96) ist mit dem Fuß der bei MTÖK 1884, 94 beschriebenen Fußplatte von „unbekanntem Fundort" identisch, mit dem das Stück im Laufe der Vbrbereitungsarbeiten der archäologischen Ausstel­lung des Jahres 1951 ergänzt wurde, zusammengelö­tet mit einem, aus fremdem Material gefertigten, allzulangem Stiel. Dieser Fuß ist eigentlich nichts anderes, als der stets getrennt stehende, runde Fuß des halbkugelförmigen Kelches von Ozora, der heute aus dem Fund von Ozora fehlt. Die Zusam­menlötung ist leider so gut gelungen, daß der seit­dem stark abgebröckelte, beschädigte Fuß vom Kelch von Kunágota ohne weitere Beschädigung nicht mehr abgetrennt werden kann. (Übrigens konnte der einsame Fuß in den Fund von Kunágota von nicht anderswoher als von Ozora gelangt sein. Außer diesen beiden liegen uns aus Bocsa, Tépe und Kiskőrös-Vágóhíd Silbergefäße im National­museum vor, deren Füße stets an ihrer Stelle, mit

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