Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

KUNÁGOTA

dem unter OrnJank Nr. 1-2 registrierten, in der Stadt Torda gefundenen Ohrgehängepaar vom 10 Goldwicht 4— (= 16,14 g) identisch sein. Laut 16 I. Bona ist Orn Jank 1-2 bestimmt mit dem Ohrge­hängepaar unter Kat.-Nr. 43 identisch (BONA 1990, 93, Abb. 8, 7). Seiner Meinung nach gingen die Ohrgehänge von Kunágota verloren. Aufgrund der Beschreibung des Inventarbuches von OrnJank ist aber die Identifizierung nicht eindeutig. Es kann vorausgesetzt werden, daß dieses Ohrgehängepaar aus dem Grab von Kunágota stammt. Da uns über dem Ohrgehängepaar von Kunágota keine einzige bestimmte Angabe zur Verfügung steht, kann die Identifizierung nur bedingterweise durchgeführt werden. (Es sei bemerkt: bei VENTURI 1902, fig. 57 ist am rechten Rand der 3. Zeile der Kugelan­hänger eines Ohrgehänges zu sehen, das sich heute nicht mehr im Besitz des Museums befindet. Wäre dies der Teil des fehlenden Orhgehänges? Proble­matisch.) Eine Halskette byzantinischen Ursprunges bzw. sei­ne Teile wurden ebenfalls im Grab von Kunágota vorgefunden (Taf. 55,1-4). Ein Rauchopalanhänger in Goldeinfassung mit Öse und drei kleine Steinein­fassungen mit Ose, vermutlich ursprünglich mit Granatsteineinlage sind die Anhänger der einstigen Kette. Der Rauchopalanhänger steht im Inventar­buch unter dem Posten 69/1858. 7, die drei kleinen Einfassungen können hingegen mit der Eintragung des Postens 9: „winziges Goldblech und Fragmente" identifiziert werden. Es fällt uns auf, daß der In­ventarisierende keine Stückzahl angegeben hat. Im Fund liegen winzige Bruchstücke, versilberte Gold­plättchen vor. Die drei kleinen Einfassungen wer­den hingegen in der Liste der Goldschmiedeausstel­lung unter dem Posten 4 der Vitrine XIII als von Kunágota vorgeführt (MTÖK 1884, 93). Die Steine fehlten schon zu dieser Zeit aus den Einfassungen. Eine Analogie untermauert die Zusammengehörig­keit des Anhängers mit Öse und der kleinen Einfas­sungen. Der Anhänger und die Einfassungen dürf­ten zu einer byzantinischen Kette von Mersin-Typ gehört haben (BANK 1965, Taf. 103a-b). Auf der ursprünglichen Kette hangen wahrscheinlich meh­rere ähnliche Stücke und vielleicht auch ein Kreuz. Von den kleinen Einfassungen von Kunágota ist die aus glattem Blech gefertigte bestimmt byzantinisch, die anderen zwei, aus geripptem Band gebogenen Stücke scheinen aber Nachahmungen zu sein. Die intakten Ösen des Anhängers und der Einfassungen von Kunágota weisen darauf hin, daß die Anhänger vom Auffinder von einer vorausgesetzten Kette nicht heruntergerissen, sondern entweder von einer dünnen Kette heruntergezogen wurden, oder sie waren bloß auf einer Textilschnur aufgeschnürt, die dann in der Erde zugrunde gegangen ist (GARAM 1991a). Der Rauchopalanhänger ist eine einfachere Variante eines solchen Anhägers, mit Öse und ein­geritzter Gemme verziert aus Konstantinopel (?), an der Rückseite mit einem eingekerbten Kreuz und Tannenzweigmuster (ROSS 1965, Pl. XL C). Diese Verzierung ist dem Rückplattenmuster des Kreuzes des Schatzfundes von Várna aus dem 6. Jh. (DIMITROV 1963, fig. 8) und der ovalen Anhänger der Michaelsfelder Kette von Hajdúszoboszló-Typ ähnlich (BANK 1965, Abb. 101). In das runde Schlußglied dieser Kette ist die Münze des Justinia­nus I. eingefaßt. Die mit ovalen Halbedelsteinanhängern verzier­ten Ketten waren also im 6. Jh. in Byzanz in Mode. Die Kettenteile von Kunágota kamen vermutlich mit den zur Schwertscheide gebrauchten Kästchen­beschlägen (mit dem Kästchen, vielleicht mit dessen Inhalt) gemeinsam in den Besitz des awarischen Großherren oder eines Goldschmiedes und später zum Teil umgeändert, zum Teil ihrer ursprünglichen Funktion entsprechend zur Verwendung. Goldring: 8 Ringe kamen in das Museum (Taf. 55, 5-12). Die Ausführung der Ringe ist recht schwach. Der Rand des gepreßten, runden Ringkopfes wurde den offenen Enden des dünnen Blechbandringes angelötet. Der Ringkopf ahmt in einem Perlenrei­henrahmen eine runde Steineinlage nach. In der Mitte der 4 Ringe war der dünne, runde, konvexe Teil ausgebrochen. Die Ringe von gleicher Größe wurden nicht getragen. Als Nachahmungen von Ringen mit Steineinlage wurden sie für die Bestattung und zur Verzierung des Toten mit Schmuckgegenständen hergestellt. Gürtelzierden (Taf. 53-54) große Riemenzunge, 4 kleine Riemenzungen, 4 wappenförmige, 3 doppel­schildförmige Beschläge, Schlaufe mit einem Ring­anhänger und 1 sog. Lochkranzbeschlag sind unter den gepreßten, goldenen Gürtelzierden bekannt. Die Gürtelgarnitur ist wahrscheinlich nicht komp­lett, ursprünglich dürften mehrere wappenförmige Beschläge, kleine Riemenzungen und bogenförmige Beschläge gewesen sein. Über das Vorkommen der Gürtelzierden schrieb S. Ferenczy aufgrund der Erzählung des Auffinders: „über dem Skelett des Menschen sind zwei Goldblechreihen" - von dieser Angabe schließt I. Bona darauf, daß dies „den los­geschnallten und entfaltet auf den Toten gelegten, goldbeschlagenen Waffengürtel, die andere Reihe das Schwert mit Goldblechverkleidung" bedeuten kann (BONA 1982-83, 89). Unsrer Meinung nach waren die „zwei Goldblechreihen" die Reihe der Goldbeschläge und von diesen weiter unten die der kleinen Riemenzungen. Das Schwert wurden von den Auffindern erkannt, da die Scheidenverkleidun­gen nach der Herausnahme aus der Erde abgesp­rengt wurden, sodann das rostige Eisenschwert in das Museum „nicht abgesandt" wurde (Eintragung in das Inventarbuch). Aufgrund der Herstellungsweise und der Benüt­zung ein und desselben Preßmodels gehört zur Gür-

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