Éva Garam: Katalog der awarenzeitlichen Goldegegenstände und der Fundstücke aus den Fürstengräbern im Ungarischen Nationalmuseum. (Catalogi Musei Nationalis Hungarici. Seria Archeologica 1; Budapest, 1993)

ÜBER DIE AWARENZEITLICHEN GOLDGEGENSTÄNDE DES UNGARISCHEN NATIONALMUSEUMS

Unsere sich aus der Akquisitionsliste ergeben­den, den mit vielen Goldbeigaben enthaltenden Gräbern anschließenden Bemerkungen teilen wir bei ihrer ausführlichen Erörterung mit (Kunmada­ras, Szentendre, Gräber mit Pseudoschnalle). Unsere kleineren Bemerkungen hierzu: Awarenzeitliche Goldgegenstände erwarb das Un­garische Nationalmuseum des öfteren vom Kunst­händler Jakab Krausz. Krausz verkaufte dem Muse­um zwischen 1874 (damals noch als Krausz-Brüder) und 1898 awarische Goldgegenstände. Den alten Invertarbüchern, Korrespondenzjournalen und An­weisungsbüchern nach wurde der Name der Kunst­händler, der Verkäufer in die entsprechenden Bü­cher nur dann eingetragen, falls sie nicht in Pest gewohnt haben. Bei Krausz wurde in einem Falle, bei der Inventarisierung des 1878 gekauften, unter der Kat.-Nr. 58 eingeführten Ohrgehängenfragmen­tes bemerkt, daß es von ihm in Budapest gekauft wurde. Einer anderen Eintragung des "Inventar­buches des Münzkabinetts und der Altertumsab­teilung des Ung. Nat. Museums vom 9. September unter 123/1882 vom nach von Krausz die zur Schätzung eingebenen Gegenstände "zurückgenom­men", d.h. man holte sie ab. Nach dem Jahr 1888 verlangt er schon die Ge­genstände aus Wien zurück, seine Anschriften sind dem Korrespondenzjournal nach IX. Dietrichstein­gasse Nr. 9. Wien: 84/1890, und IV. Wienstrasse 29, Wien: 442/1891. Krausz verkauft nach 1888 die fol­genden Goldgegenstände: 30, 31a-b. Hatvan-Bol­dog, Umgebung von Hatvan, 132-b. Debrecen und 114. Nagygáj oder Keszthely (?). Es ist anzunehmen, daß die von Krausz verkauf­ten, ursprünglich perlenverzierten Ohrgehängen­fragmente byzantinischen Typs (Kat.-Nr. 58) und das eine Zellenagraffe nachahmende, kleine runde, gepreßte Agraffenpaar (Kat.-Nr. 86 Unbek. Fun­dort) zusammengehören. Die 1892 gleichfalls von Krausz gekauften, mit dem Fundort Hatvan-Boldog bzw. Umgebung von Hatvan bezeichneten byzanti­nischen kleinen Ohrgehänge mit Schlingenenden (31a-b) und die byzantinische, kleine Riemenzunge mit Komma-Ornamentik (30) dürften gemeinsam zum Vorschein gekommen sein. Vielleicht aus die­sem Grunde stammt auch der byzantinische Mes­serscheidenbeschlag des 85. Unbekannten Fundor­tes ebenfalls mit Komma-Ornamentik. Die Kunsthändler der letzten Jahrzehnte des vorigen und der ersten Jahre unseres Jahrhunderts (Krausz, Lőwy, Redlich, Lemberger, Schwarz, Wolff, Wiesinger, Roth, Frimmel, A Lőwy und Ma­uthner) dürften fast alle Budapester gewesen sein, da in den Korrespondenzjournalen ihr Wohnsitz nicht erwähnt wird. Eine Ausnahme bildet Adolf Wolff aus Németpalánka, doch ist sein Wohnsitz in bezug auf den Fundort der von ihm verkauften Ge­genstände nicht maßgebend. Von Wolff werden der Pseudoschnallenrahmen vom 81. Unbekannten Fundort und der aus Újlak (Ilok) in Syrmien stam­mende Fingerring gekauft. Die Mehrheit der Kunst­händler verkauft bloß einen einzigen awarenzeitli­chen Goldgegenstand. In größerer Menge kamen awarenzeitliche Goldgegenstände nur von den be­reits erwähnten Jakab Krausz und Ármin Redlich (82. Pseudoschnallenrahmen vom Unbekannten Fundort und der Fund von 26. Gács), ferner von Mór Wiesinger (Ohrgehänge und Perle von Bakon­szeg 5a-c, das pyramidenförmige Ohrgehänge vom 35. Unbekannten Fundort und das spätawarenzeit­liche Ohrgehänge des 65. Unbekannten Fundortes) in das Nationalmuseum. Die übrigen Verkäufer oder Spender kommen nur ein einziges Mal mit dem Museum in Berüh­rung, als sie den auf dem eigenen Boden oder in ihrer Gemeinde zum Vorschein gekommenen Ge­genstand in das Museum befördern. Infolgedessen ist der Fundort dieser Gegenstände größtenteils be­kannt und kann für viel sicherer angesehen werden, als manche von diesen, die von den Antiquitäten­händlern angegeben wurden. Die Akquisitionsliste zeigt gut an, daß ein Groß­teil unserer Goldgegenstände in das Museum durch Ankauf gelangt ist. Die großen Gräber mit vielen Goldbeigaben sind ohne Ausnahme im Laufe der Erdarbeiten zutage geförderte Zufallsfunde. Aus diesen Gräbern ist aber zum Glück der größte Teil der Gegenstände in die Museen gekommen. Verschwindend gering ist die Zahl und die Bedeu­tung der Gegenstände, die im Laufe der Ausgrabun­gen zum Vorschein gekommen sind. Es regt zum Nachdenken an, daß das Nationalmuseum seit 1961, also seit 30 Jahren sich mit keinem einzigen, aus Ausgrabungen stammenden awarenzeitlichen Gold­gegenstände bereichert hat, trotz dessen, daß seine Mitarbeiter zahlreiche solche Freilegungen durch­geführt haben, wobei unter anderen auch solche Goldgegenstände gefunden wurden, deren Typ die fehlenden Kettenglieder der von der Frühawaren­zeit bis Anfang des 9. Jh. datierbaren Goldgegens­tandstypen ersetzen könnte. Bei der Identifizierung der neuinventarisierten Goldgegenstände dienten als Wegweiser die KLÖSZ-Fotoaufnahmen, aufgrund welcher man wissen konnte, ob der gesuchte Gegenstand schon bei der Entstehung der Aufnahme im Besitz des Nationalmuseums gewesen war. Die Firma Klöß fo­tographierte serienweise zweimal im Museum, in den Jahren 1876 und 1878 (ArchÉrt 11(1877)23; ArchÉrt 12(1878)265). Die Bilder der völkerwanderungszeitlichen Ge­genstände entstanden aus dem Jahre 1878. Für die Entstehungszeit der Aufnahmen geben auch die Eintragungen des Anweisungsbuches einen An­haltspunkt, wonach am 4. Oktober 1876 und An­fang Januar 1879 an KLÖSZ für 150 Fotos Geld zu-

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