RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 172 — lieh hat auch die Schrezheimer Fabrik unter dem Einfluss von Meissen den berühmten Fa­yencealtar dieses Ortes im Jahr 1775 hergestellt. 4 2 Damit ist auch die Reihe der architekto­nischen Denkmäler erschöpft, höchstens liessen sich noch einige Öfen von reicherem Aufbau erwähnen. Umso überraschender ist es, dass ausser dem aufgezählten und ziemlich selten vorkommenden Denkmalsmaterial Tata auf die­sem Gebiet ein bedeutendes Ergebnis aufwei­sen konnte. Ob sich auch die Tataer Fabrik unter dem Einfluss von Meissen mit architek­tonischen Problemen befasst hat, können wir nicht entscheiden, es ist aber nicht wahrschein­lich und auch nicht wichtig. Die Anregung hat Tata selbst gegeben, jener Geist der Baukunst, der sich aus der Persönlichkeit Jakob Fellners und seiner Nachfolger über das ganze kleine Städtchen ergoss. Architektonische Tafelaufsätze zum Beispiel wurde in Holies nicht hergestellt, sie konnten aber auch nicht hergestellt werden, trotzdem die besten Arkanisten der Tataer Fab­rik vorher in Holies tätig waren. Nur stand eben Holies weit ab von allem künstlerischen Einfluss und nur Wien lenkte das innere Le­ben des Betriebs. Die äussere Welt konnte der Fabrik nicht viel geben. Holies besass keine Architekten, Bildhauer, Maler, und auch keine Kunstdenkmäler, und selbst das leerstehende Schloss mit seinem öden Aufbau verschloss sich vor der Pflege der Geisteskultur, vor der Initiative und der segensreichen Übung des Mäzenantemtums. In Holies fehlte das kultu­relle Leben der Schlösser des XVIII. Jahrhun­derts. Mäzenaten, Programmgeber, einflussreiche, leitende Männer gab es weder am Orte noch in den näheren Umgebung, und auch die Na­tur selbst hatte dieses königliche Gut recht spärlich mit ihren Schönheiten bedacht. Wie ganz anders und wieviel glücklicher war die Lage von Tata ! Im Gegensatz zur Passivität von Holies wurde Tata mit seiner leitenden Rolle ein aktiver Faktor des oberen Transda­nubien. Die Naturschönheiten seiner Lage, die ungarische Atmosphäre machten die einstige Stadt der Könige zum künstlerischen und kul­turellen Mittelpunkt. Denn Tata konnte auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückblicken, und wie vor Zeiten, so druckten auch im XVIII. Jahrhundert die hier lebenden führenden künst­4 2 A. Stoehr : Deutsche Fayencen und deutsches Steingut. (Berlin. 1920.) S. 246-248. lerischen Persönlichkeiten dem Leben und der Entwicklung den Stempel ihres Geistes und ihres Willens auf, während die bestehenden Denk­mäler ihre Wirkung auf die äussere Gestaltung des Städtchens ausübten. 4 3 Also kein Zufall, keine aussenstehenden, fernen Anregungen und Vorbilder, sondern der architektonische Geist Tatas, seine künstlerischen Persönlichkeiten liessen an den architektonischen Prachtstücken der Majolikafabrik ihren Einfluss fühlen. Natür­lich sind das nicht Werke von Architekten, sondern nur von unter Architekten und Denk­mälern lebenden begeisterten Arkanisten, die bei ihren nie ruhenden Arbeiten vom Fieber der von hier ausströmenden baulichen Betätig­ung mit sich gerissen wurden und in ihrer Phantasie beinahe wie spielerische Luftschlös­ser ihre aus Ton verfertigten Paläste aufrichte­ten. Es sind Bauphantasien, zasammengestellt aus verschiedenen baulichen Elementen, bei denen wir nicht nach Konstruktions- oder Proportionsfehlern suchen dürfen, wie auch ihre Entwerfer nicht nach Regeln der Baukunst forschten. Ihre Arbeit, ihr Ziel war Erregung von Illusionen, Dekoration. Farbe, Glanz und' Heiterkeit wollten sie auf die von Gefässen strahlenden, blumengeschmückte Tafel zaubern. Es gibt unter ihnen keine identischen Lösungen : auch hier bereitet jedes einzelne Denkmal neue und immer neue Überraschung. Wir fin­den unter ihnen 70—80 cm. hohe turmartige Gebäude, Säulenhallen, Pavillons mit Treppen­aufgang und gedeckte Springbrunnen. Der Aufbau dieser vielfach durchbroche­nen, zentral angelegten, in Stockwerke geglie­derten Raumschöpfungen ist leicht wie die Por­zellanarchitekturen der Meissener Fabrik. Epheu­umrankte oder Maimor nachahmende Säulen und Pfeiler spielten die Hauptrolle. Die Flä­chen wurden durch Scheinarchitektur oder Landschaftsgemälde und im obersten Teile al­lenfalls mit einem Uhrenzifferblatt ausgefüllt. In Arkadenöffnungen, unter Gewölbe, auf Gesims­vorsprünge und Bedachungen aber gelangten — mit Mass angebracht — Menschen-, Tier- oder Pflanzengestalten, die den Gesamteindruck noch reicher, bewegter und farbiger machten. Und um auch der vaterländischen Begeisterung Aus­druck zu verleihen, die sich zu Ende des Jahr­hunderts in einer starken nationalen Bewegung offenbarte, gelangten die Symbole der Nation, 4 3 Révhelyi E. a. a. 0. S. 17. 20.

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