RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik
- 173 — das ungarische Wappen und die ungarische heilige Krone auf die Giebel, wo sie zugleich das Erwachen des ungarischen Kunstgewerbes verkündeten. Derartige bauliche Passionen hatte das in der Geschichte der ungarischen Baukunst eine Rolle spielende Tata im XVIII. Jahr hundert. Deshalb sind uns diese architektonischen Denkmäler der Keramik so lieb und wert, weil wir in ihnen den Hauch einer ungarischen Provinzstadt, den Hauch Tatas verspüren. Sie sind Verkünder der beschwingten und mächtigen Eintracht einer Stadt, die sich in schöpferischer Arbeit auslebte. Als architektonische Gegenstände zählen wir ebenfalls hier auch die ihrer Statuen beraubten Staluensockel auf. Auf der X. Auktion des Ernst-Museums im Jahre 1920 gelangte ein Sockel im Rokokostil mit Tataer Markierung zur Versteigerung, der in Form und Ausführung völlig mit den Sockeln der Holicser Madonnaund St. Johannes von Nepomuk-Statuen im Kuntsgewerbemuseum übereinstimmt. Unter benützung architektonischer Elemente hat ihn die Hand eines Bildhauers modelliert, jedoch auch dem Maler genügend Raum zum Anbringen von Landschaften und Blumen überlassen. Für die enge Verknüpfung mit Holies gibt die Person Schweigers eine Erklärung. Dieser Sockel beweist nicht nur, dass auch die Tataer Fabrik Krucifixe-, Madonnen- und St. Johannes-Statuen, weiterhin Kalvariengruppen angefertigt hat, sondern bestärkt auch unsere Behauptung, dass der Meister sämtlicher figuralen Denkmäler sowohl von Holies als auch von Tata der Bildhauer Anton Schweiger ist, der an beiden Orten tätig war, und der Maler der architektonischen Teile war der ebenfalls an beiden Orten beschäftigte Johann Radiel. Auch das Kunstgewerbemuseum bewahrt einen Tataer Sockel, der ungefähr zu Ende der 1780-er Jahre entstand. In seiner Masse ist er schwerer, in der Lösung gesetzter als der vorige. Erzeigt mehr architektonisches Verständnis ; man spürt an ihm den Einfluss von Fellners Klassizismus. Seine feingezeichnete Dekoration und Farbengebung ist geschmackvoll und er dürfte wahrscheinlich für ein Denkmal mit ernsterem Thema angefertigt worden sein. Die Gedenktafel, die anlässlich des Besuchs des Palatins Josef in Tata und in der Fabrik angefertigt wurde, kann ebenfalls als architektonische Lösung betrachtet werden. Das Denkmal stellt einen Mauerblock dar, der auf einen Sockel gehoben ist und durch ein ringsum laufendes Gesimse abgeschlossen wird. Hier ist die Inschriftlafel mit ihren wertvollen Angaben angebracht. Die ungarische Beziehung ist stark betont durch das ungarische Wappen mit der heiligen Krone, die von einer beiderseits verlaufenden Blumengirlande umkränzt, auf dem Gesimse steht. Zu beiden Seiten des Sockels befinden sich kleinere Sockel, auf denen vermutlich Blumenvasen standen. In der Ausführung und Bemalung zeigen sich jedoch schon Anzeichen des Verfalls. 4 4 Unter die architektonischen Gegenstände rechnen wir auch die Grabtafel der Witwe Alexander Hermann, weil sie dank ihren wertvollen Aufzeichnungen das wichtigste Stück der Tataer Erzeugnisse bildet. Verewigt doch diese M'ijolikatafel die Grabschrift von keiner geringeren Persönlichkeit, als einer der Leiter der Tataer Fabrik, der Witwe Alexander Hermann, der früheren Gattin des Holicser Werkstättenleiters Dominik Cuny d. ält., dann des Tataer Fabriksleiters Alexander Hermann, und Mutter des Gründers der Fabrik in Buda, Dominik Kuny d. jüng. Den aus einem Blätterkranz gebildeten Reliefrahmen schmückt oben und unten je ein Schädel, der an die Vergänglichkeit erinnert. Um den unteren Schädel schlingt sich die Schlange des Sündenfalls. Auf Grund der identischen Verwendung und Ausführung mit den auch in Holies vorkommenden Schädelmotiven verweisen wir auch diese Grabtafel in den Arbeitskreis Schweigers. Die zweite grössere Gruppe dieses Kapitels bilden die Schubladen-Schränkchen oder Tabernakel, obschon sie nicht im engeren Sinne zum Kreis der architektonischen Denkmäler gehören. Hier spielt wiederum Tata die führende Rolle. Die Idee ist nicht ganz originell, denn ihre primitive Konzeption treffen wir auch unter den Erzeugnissen einer oder der anderen ausländischen Fabrik. So in Delft und Rouen, wo sie jedoch ohne den höheren oberen Teil zur Modellierung gelangte. Mit der Anfertigung der Tabernakel befasste sich auch Holies und zwar in derselben Gestalt und Anordnung, wie wir sie in Tata kennen. Nur hat sich aus dem, was in Holies erst ein Versuch war, hier in Tata in der Majolikafabrikation schon ein selbständiger Zweig des Kunstgewerbes entwickelt. Im Lauf der Versuche bekam das Tabernakel 4 4 Vergl. Siklössy L. a. a. 0. S. 75.