RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 171 — material der Fabrik hervor, sondern sie tragen als originelle Konzeptionen auch die eigenartige Prägung von Tata. Diese Stücke sind sozusa­gen nicht zur Wiederholung gelangte repräsen­tative Schöpfungen örtlichen Charakters. Sie sind die reifsten und schönsten Erzeugnisse der heimischen Fayencekunst und so manches von ihnen würde nicht nur Holies, sondern auch grösseren ausländischen Fabriken zum Ruhme gereichen. Zum grössten Teil sind es Stücke, die auf Bestellung aus Kreisen des Hochadels, oder zu festlichen Gelegenheiten der Fabrik, zu wichtigen Gedenk tagen, möglicherweise zu Ge­schenkzwecken angefertigt wurden. Allesamt sind sie individuelle Arbeit und gehörten nicht zu der für den Markt bestimmten Massenware des Betriebs. Die Mannigfaltigkeit und der Reich­tum an Phantasie, die aus diesem kleinen Be­trieb ausströmte, der doch kaum 10 Leute be­schäftigte, wirken beinahe überraschend. In erster Linie sind die architektonischen Tafelaufsätze hervorzuheben als völlig selbstän­dige Schöpfungen, die in der universellen künst­lerischen Atmosphäre Tatas entstanden. Ähnli­che Aufgaben sind in keramischen Gewerbe äusserst selten. Eine oder die andere berühmte Fabrik hat zwar grösserangelegte und besonders prunkvolle Tafelaufsätze hergestellt, doch er­stickte die mit viel Mühe zusammengestellte Komposition schon im Entwurf die Ergriffenheit von ausschweifender Phantasie in schwelgen­der Masslosigkeit. Wenn es in ihnen auch ar­chitektonische Teile gibt, so verknüpfen sich diese kaum bemerkbar, unorganisch mit den Vorstellungsmotiven der Rokokowelt. Und in diesen unverstandenen Aufbau mengten sich die naturalistischen Formen, oder menschliche Gestalten häuften sich neben oder über einan­der und brachten das hohle Pathos der allegori­schen Gruppen oder den Sentimentalismus von Liebesszenen zum Ausdruck. Die Porzellanfab­riken genossen auch hier durch die leichtere Behandlung des Kaolins, der Glasur und der Farben einen grösseren Vorteil und so eröffnete sich ihnen die Perspektive auf grössere Mög­lichkeiten. Aber gerade das wurde ihnen zum Verhängnis, denn in ihrem Leichtsinn erschöpf­ten sie diesen Vorteil gänzlich, Hessen sich so zu den extremsten Übertreibungen hinreissen und gaben die strenge Gesetzmässigkeit der künstlerischen Kompositionen auf. Die rein architektonischen Lösungen erin­nern mehr oder weniger an die Modelle, wie sie Baumeister aller Zeiten aus Holz oder Ton, neuerlich auch aus Gips hergestellt haben. Die in ihrer Komposition und dem Entwurf vorkom­menden Unterschiede sind eben durch ihren Zweck bestimmt. Die architektonischen Denk­mäler der Fayence- und Porzellankunst wollten auch keine Architektur als Seltbstzweck bieten, sie wollten vielmehr sich dem Geschmack der Zeit, ihrer Prachtliebe anpassend auf den Prunk­tafeln festlicher Mahlzeiten in einem Phantasie­Aufbau, mit dessen schillernder Farbenpracht, indem sie hier und dort je eine Menschen-, Tier- oder Planzengestalt einbezogen oder ein­fügten, oder aber die Flächen mit Landschafts­bildem bemalten, die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit der keramischen Kunst, die Fin­digkeit und das Wissen der Kunstgewerbler und Arkanisten ihrer Fabrik erweisen. Vielleicht das älteste Denkmal dieser Art ist das Wasserbecken zum Händewaschen des Musée du Cinquantenaire in Brüssel. Est ist eine Schöpfung der Delfter Majolikakunst und stellt einen achtseitigen holländischen Pavillon dar, mit einem Wasserspeier an der Stelle des Einganges. 3 9 Die Form ist streng geschlossen, mit wenig Gliederung. Schon etwas mehr archi­tektonische Elemente und Einzelheiten sowie einen mehr konstruktiven Aufbau zeigt ein 1716 in Lille hergestellter Fayence-Hausaltar, gegen­wärtig im Museum zu Sévres. 4 0 Seiner auf eine Perspektive eingestellte Frontbildung fehlt die Tiefe des Raums, er is jedoch eher eine relief­artige Schöpfung mit Ausschaltung der dritten Dimension. Die grossartigsten Lösungen gingen aus der Meissener Fabrik hervor. Allerdings wa­ren dies fürstliche Bestellungen, die keine Kos­ten scheuten, und sie wurden aus härterer Por­zellanerde hergestellt, die bei höherem Wärme­grad gebrannt werden kann und auch die win­zigen Detailformen besser bewahrt. Von diesen eigenartigen, über einen Meter hohen hallen­artigen, säulengeschmückten Prunktempeln, die von mythologischen Gestalten bevölkert sind und in ihrem reichen Aufbau an den Zwinger in Dresden erinnern, blieben zwei Stücke er­halten. Das eine bewahrt die Dresdener Por­zellansammlung und das andere das Kunstge­werbemuseum zu Frankfurt a. M. 4 1 Wahrschein­3 9 F. Hudig: Delfter Fayence. (Berlin. 1929.) S.. 178. 4 0 Fr. Jännicke : Geschichte der Keramik. (Leipzig, 1900.1 S. 530. 4 1 E. Zimmermann : Meissner Porzellan. (Leipzig, 1926.) S. 182. Taf. 48. — A. Schmidt: Das Porzellan als Kunstwerk und Kulturspiegel. (München, 1925.) S. 246, 247.

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