RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik
Vom Modell des Bildhauers angefertigt wurde, herausgehobenen Teile zusammenzusetzen, die zusammengefügten Flächen zu glätten und die fertige Figur zum Brennen vorzubereiten. Über die Urheberschaft der Tataer naturalistischen Formen und unter diesen der mit Krebsen dekorierten Gefässe kann kein Zweifel mehr bestehen. Sie sind allesamt Schweigers Werke. Zugleich kann aber auch hier die Frage aufgeworfen werden, warum sich unser Meister nicht auch schon in Holies mit ähnlichen Lösungen befasste. Es darf nicht ausseracht gelassen werden, dass Schweiger, der ein Vollblut-Bildhauertalent war, in Tata schon frei von Beeinflussung, selbständig wirken konnte. Seine Gedanken und Einfälle schrieb er sich selbst vor und nicht die Leitung der Fabrik. Da er seine Verbindungen mit der Tataer Fabrik niemals unterbrach, nahm er an deren Arbeiten, ihrer Entwicklung und ihrem Aufstieg gerne teil. In Holies, wo er noch seine jüngeren Jahre verlebte, mochte er wohl auch neuere Ideen gehabt haben, doch fanden diese vielleicht nicht immer Gefallen bei den Fabriksleitern. So spricht jeder Umstand dafür, dass die mit Krebsen dekorierten Gefässformen ausschliesslich Konzeptionen Tataer Ursprungs sind. Der Gedanke konnte nur in Tata, auf diesem gottgesegneten, an Naturschätzen und Wasser reichen Gebiet entstehen. Hier befasste sich im XVIII. Jahrhundert die Herrschaft in den Seen, Flüssen und Kanälen dieser wasserreichen Gegend nicht nur mit Fischzucht, sondern auch mit Krebszucht. Korabinszky betont in seinem 1786 herausgegebenen geographischen Werke auch an zwei Stellen, dass im See von Majk der Tataer Esterházy-Herrschaft sehr schöne Krebse sein. '' 7 J. Lucas 1791 erschienene Geographie setzt bei der Aufzählung der Krebs-Zuchtplätze in Ungarn (er kennt im ganzen fünf) den zu Tata gehörigen See von Majk an die erste Stelle. 83 Schweiger hatte also genug Gelegenheit, diese Krebse zu studieren, und so gaben ihm die Weichtiere, die oft auf Schüsseln und Gedecke gelangten, die Idee der plastischen Dekoration. Jawohl, deshalb halten wir die Krebs-Gefässe der Tataer Majolikafabrik in der Form, wie Schweiger sie dekorierte, für ein eigentümliches und alleinstehendes Tataer Produkt. Ihr Ursprung, das Entstehen der Idee sind von Tata 3 7 Korabinszky J. a. a. 0. S. 127, 394. 3 8 J. Luca : Geographie des Königreichs Ungarn. (Wien, 1791.) S. 87, 207. nicht zu trennen, und deshalb hat das gekünstelte Suchen nach Analogien und die Berufung auf Zusammenhänge mit dem Ausland hier keinen Sinn. Diese Teller sind keine Nachahmungen Palissys, der mehr als 200 Jahre früher gelebt hat, und konnten also auch nicht in der Manier Palissys hergestellt werden. Die Originalität der Tataer Krebs-Gefässe kann also nicht mehr bestritten werden. Was Tata zu dieser Vorstellung geboten hat, das konnte die ärmliche Umgebung von Holies nicht geben, und deshalb konte der dortige Betrieb auch keinen ähnlichen Einfall hervorbringen. Diese Krebsgefässe waren schon zu ihrer Zeit gesucht, und deshalb versuchte sich mit ihnen auch Kuny in seiner Budaer Fabrik. Aber ihre Wirkung erstreckte sich auch auf die habanischen Siedler, die auf die Spiegelfläche des Tellers einen grossen Krebs in blauer Farbe malten. Mit richtigem dekorativen Gefühl — da ihren Darstellungen die feinere künstlerische Ausarbeitung fehlte — vermieden sie die gebundene, naturalistische Farbengebung und die naturgetreue Darstellung und benützten statt dessen zur Dekoration eine freiere, ergänzerde Farbe, die ihrer stilisierenden Neigung und ihrer planenden Phantasie besser entsprach. In Moses Fischers späterer Steingutfabrik finden wir unter den Nachahmungen von allgemein beliebten Gefässen des eingegangenen Majolikabetriebs von Tata ebenfalls die mit Krebsen dekorierten Teller. Auf ihre Herstellung wurde grosse Sorgfalt verwandt, denn mit ihnen legte die Fabrik den Grund für ihre Erfolge. Neben den plastischen Lösungen wurden jedoch auch einfachere gemalte Krebsgefässe hergestellt, die die Arbeiten der Habaner nachzuahnem suchten, doch ohne Verständnis und mit weniger glücklicher Stilisierung. Bei den Tataer Krebsgefässen fällt es auf, dass sich unter ihnen nicht zwei Lösungen von identischer Ausführung finden. Jedes von ihnen ist jeweils eine neuere geistreiche Variante der Reihe. Es sind keine nach Formen hergestellte Erzeugnisse, sondern originelle bildhauerische Konzeptionen. Anfangs sowie in der Zeit des Verfalls entbehren wegen der Mangelhaftigkeit des Grundmaterials und der Unvollkommenheit des Brennens einige Exemplare der feineren Ausarbeitung, doch die Stücke aus der Blütezeit des Betriebs vertreten einen ebenso hohen Wert in der ungarischen Keramik wie die Palissy-Gefässe in Frankreich. Die Krebse nehmen