RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)
Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik
- 166 — nem mit Muscheln und Krebs dekorierten Krug der Schule Palissys kennen wir kein anderes — 3 1 so kann man noch weniger glauben, da s diese in Ungarn aus der Ferne von 200 Jahren auf Verständnis und Inspiration gestossen wären. Mit Ausnahme einer Rokoko-Suppenschüssel aus Südfrankreich, aus dem XVIII. Jahrhundert — deren vierFüsse vier rote Krebse von gebeugter Körperhaltung bilden — kommt der Krebs nach Palissys Tod sei es selbständig, sei es als Dekorationsmotiv weder in der Keramik des XVII., noch in jener des XVIII. Jahrhunderts vor. Deshalb halten wir die mit Krebsen dekorierten Gefässe, da sie keine Vorbilder haben, für ureigene Originalerzeugnisse der Tataer Fabrik. Ihr Meister kann nur Schweiger gewesen sein, dafür spricht ihre mit feinem bildhauerischem Gefühl und mit naturalistischer Treue modellierte Gestalt und ihre einfallsreiche Anordnung. Nach Siklössy wären die Krebs-Gefässe, „spezielle Erfindung des älteren Dominik Cuny, er wahr ihr Verfertiger". 3 2 Wenn seine Feststellung nur eine Hypothese wäre, könnte die Frage aufgeworfen werden, warum dann Cuny nicht schon in Holies solche verfertigt habe. Gegenüber jeglicher Beweisführung Siklössys können wir aber schon durch eine Original-Aufzeichnung nachweisen, dass Cuny im Jahre 1759 am 29. Mai in Holies gestorben ist. 3 3 Er hat sich also niemals in Tata oder — wie Siklössy behauptet — in den Habanersiedlungen aufgehalten, und jede solche Annahme oder Kombination — als ob die Krebs-Teller ganz spezielle Erfindungen der Familie Cuny-Kuny wären — fällt in sich selbst zusammen. Wir können aber auch Siklössys weitere Folgerung nicht annehmen, dass „die Herstellung der Krebsteller, die sein (Dominik Kunys) Vater in Tata herzustellen begonnen hatte, der Sohn in Buda mit ebensolcher kunstgewerblicher Fertigkeit fortsetzte". 3 Wir ziehen die unmittelbare Rolle Dominik Kunys in der Konzeption der Krebsteller in Tata sowohl als auch in Buda in Zweifel. Denn obschon auch die Fabrik in Buda Krebsteller hergestellt hat, zeigen diese doch den Tataern ge3 1 M. J. Bailot : B. Palissy et les Fabriques du XVJ. Siecle. Taf. 39. 3 2 Siklössy L.: a. a. 0. S. 24. — Siklössy L„: Kuny Domonkos emlékezete. (Magyar Iparművészet. 1935. XXXV11I. Jahrg. S. 96) 3 3 r. k. Pfarramt in Holies. Lib. Defunct. 3 4 Siklössy L.: a. a. 0. S. 82. genüber einen Rückfall und Rückständigkeit, es fehlt ihnen die Feinheit der Modellierung. Auch Siklössy fühlt das Bescheidene und Schwache der Budaer Arbeiten und sucht deshalb Kuny damit zu verteidigen, dass er zwar aus den naturalistischen Formen Vollendeteres hätte anfertigen können, dass aber die Bürgerschaft von Buda die Ziergefässe nicht brauchen konnte und er keine Käufer für sie hatte. 3 0 Es geht vielleicht doch nicht an, die Städte Buda und Pest so zu unterschätzen. Unserer Meinung nach hätten die Bürger von Pest und Buda, die fleissige Käufer der Holicser und Tataer Gefässe waren, auch Kunys Krebs-Erzeugnisse gerne gekauft, wenn diese eben vorzüglicher gewesen wären, als die von Tata. So aber sahen sie.in ihnen nur schwächere Nachahmungen als die Tataer, deren Fabrikation Kuny — mit Rücksicht auf die grosse Nachfrage — wahrscheinlich nur versuchsweise in seinem Betrieb eingeführt hatte. Wenn jedoch Kuny die Krebsteller schon früher in Tata hergestellt hätte, so hätten diese in Buda, in seinem eigenem Betriebe noch vollkommener sein können, aber abgesehen von alledem —- denn auch andere unvorhergesehene Umstände können die Fortsetzung einmal schon erreichter Erfolge beeinflussen, oder verhindern — wie lässt sich die Entstehung der schönsten Tataer Krebs-Gefässe erklären, die gerade nach dem Abgang Kunys, also in den Jahren seiner Tätigkeit in Buda entstanden ? Gipsmodelle konnten nämlich nicht zur Verfügung stehen ; alles dies sind originale, selbständig von Künstlerhand modellierte Werke. Ganz individuelle, vielleicht etwas bizarre Ideen und improvisierte Schöpfungen eines auch weiterhin in Tata tätigen Bildhauertalents. Die Mitarbeit Cunys und Kunys an der Herstellung der Krebs-Gefässe lehnen wir also gänzlich ab, und dies um so eher, da auch Kuny selbst in seinem eigenen Gesuche hervorhebt, dass er bei allem sonstigen Fachwissen und Können sich weder auf das künstlerische Malen noch auf das Handwerk des Poussiers verstehe. 3 6 Und doch bedeutete der Wirkungskreis des Poussiers noch nicht einmal einen höheren Grad der Kunst. Seine Tätigkeit war nicht selbständig und er bekam in der Fabrik nur eine zweitrangige Rolle. Seine Aufgabe war es, die aus der negativen Form, die 3 5 Siklössy L.: a. a. 0. S. 80. 3 6 Siklössy L.: a. a. 0. S. 42.