RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 164 — Baron A. Nyáry-Sammlung zur Auktion im Jahre 1923 ) 2 8 10. Leuchter. Von höherem Rokoko-Sockel streckt sich ein zweiarmiger Leuchter aus, der in der Mitte von einer sitzenden Frauengestalt mit ausgebreiteten Armen gehalten wird. Klei­dung der Frau, Dekoration und Farbe im gros­sen und ganzen ähnlich den Frauengestalten der vorigen Salzfässer. Markierung schwarzes T, um 1780. H. 22 cm. (Histor. Mus. Nr. 1594. — Kunstgew. mus. Nr. 1593. Taf. XVI. Nr. 8.) 11. Auf dem Rücken eines Delphins sit­zender geflügelter Putto von den als Tafelauf­satz benützten Springbrunnen aus der gräfl. Esterházy Sammlung. Der griftgrün gemalte Del­phin schnellt seinen Körper, den Rachen auf­sperrend, in starker Wellenbewegung in die Höhe. Auf seinem Rücken sitzt ein reizender kleiner beflügelter Putto, einen Hut auf dem Kopfe und in der einen Hand einen Fisch hal­tend. Herstellungszeit 1786. H. 9 cm. (Taf. XVIII. Nr. 3.) b) Tiergestalten. Schon die Menschendarstellungen wurden nicht immer als selbständige Ziergegenstände, sondern im Dienste irgend eines praktischen Zieles geschaffen. Die Verknüpfung mit Gegen­ständen des allgemeinen Gebrauchs und die Findigkeit wurden noch stärker betont bei der Modellierung von Tieren. Zumeist war das Ziel, irgend eine Gefässform zu verdecken, und des­halb nehmen die Fabriken nur jene Tiere in ihren Modellbestand auf, die schon durch ihre Körpergestalt zum Verhüllen der Gefässformen geeignet waren. So gelangte besonders die Vo­gelwelt zu einer grösseren Rolle. Bei selbstän­digen Statuen, die als Ziergegenstände gelten sollten, wurden eher Modelle von Säugetieren hergestellt, die für künstlerische Aufgaben ge­eigneter und dankbarer waren. Im Dienst des spielerischen Zieles wurden manchmal auch Säugetiere in den Bestand aufgenommen, doch wurden sie bei solchen Gelegenheiten in Ru­helage oder in liegender, eine ruhige Oberfläche bietenden Stellung dargestellt, um so schliess­lich auch die gewünschte Form verdecken zu können. Tata steht auch auf diesem Gebiet nur 8 8 Katalog der V. Auktion d. Magyar Reneszánsz Társaság. 1923. (Tai. XVII.) in der Menge und nicht in der Ausführung hin­ter Holies zurück, denn der gemeinsame Mo­delleur dieser Tierdarstellungen war sowohl in Holies als in Tata gleichermassen Schweiger. Die nach chinesischen Modellen allgemein ver­breiteten Papageien gelangten zum Beispiel in Tata in gefälligerer Ausführung und mit glück­licherer Lösung aus der Fabrik als in Holies. Ihre Gestalt wurde zwar kleiner, aber die Far­begebung angenehmer und harmonischer und der Griff oder Henkel — denn auch die Papa­geien schlössen eine Gefässform in sich — wur­de nicht durch ein schwerfälliges, breites Band, sondern durch miteinander verschlungene, in Blättern und 'Beeren endende Ranken gelöst. Einer ähnlichen Lösung begegnen wir zwar — recht selten — auch schon in Holies, doch wur­den diese Stücke wahrscheinlich kurz vor Schweigers Abgang hergestellt. Doch hat Tata ein sozusagen alleinstehen­des Erzeugnis eigenartigen lokalen Charakters : die berühmten Krebs-Teller. Die Idee ist ganz und gar originell, denn abgesehen von den Nachahmungen der Fabrik in Buda, begegnen wir ihnen in der Fayencekunst sonst nirgends. Wollten wir nach Vorbildern forschen, die An­regung geben konnten, so müssten wir vielleicht an die Kunst Palissys, des grossen französi­schen Keramikers des XVI. Jahrhunderts (1510 —1589) denken, wie man denn im allgemeinen diese Krebs-Kompositionen auf seine Schöpfun­fungen zurückzuführen pfegt. Palissy hatte näm­lich den sonderbaren Einfall, seine länglichen, ovalen Fayenceschüsseln mit Fischen, Schlan­gen, Eidechsen, Krebsen, Schnecken, Muscheln, Obst und Blättern zu dekorieren.' 2 9 Dieses son­derlich erscheinende Dekorationsverfahren war aber im XVI. Jahrhundert viel verbreiteter, sei­ne Wurzeln reichten viel tiefer, als dass man seine Verwendung ausschiesslich Palissy zu­schreiben könnte. Das Originelle und Neuartige seiner Kunst müssen wir in der geistigen Strö­mung seiner Zeit suchen. Die Humanisten, die Gelehrten der Renaissance richteten neben der Wiedergeburt der antiken Welt ihr Interesse auf die Erkenntnis des Menschen und der Na­tur. Mit ihren Forschungen und Anschauungen 2 9 Sauray —Delange : Monographie de B. Palissy. (Paris) — Ph. Burty : Bernard Palissy. (Paris, 1886.) — R. Peyre : Ceramique Frangaise. (Paris. 1910.) — Farkas­hézy Fischer J.: Palissy élete és munkája. (Budapest, 1885.) — M. J. Ballot: B. Palissy et les Fabriques du XVI. Siecle.

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