RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 155 — Nicht minder abwechslungsreich waren wohl auch die übrigen malerischen Darstellun­gen der Tataer Fabrik. Ihre Zahl ist, wenn wir das bekannte Material als Grundlage neh­men, einstweilen ziemlich gering, aber auch schon diese kleine Zahl der Exemplare gibt uns eine Probe von der Mannigfaltigkeit und dem künstlerischen Niveau der Bilderreihen der Fabrik. Jäger-, Hirten-, Soldaten und Kin­derszenen wurden in ihren Themenkreis aufge­nommen und alle schuf der Pinsel Johann Ra­dieis oder seines Sohnes Jakob. Auch der auf dem Pferd einhersprengende Husar mit dem gezogenen Säbel fand Platz in der Reihe der Darstellungen. Er war ein beliebtes Motiv in der Porzellanplastik, sowie in der dekorativen Malerei der Habaner. Das Vorlagebild dürfte die Tataer Fabrik von den Letzteren erhalten haben. Es ist ferner auch ein Paradeteller er­halten, der das militärische Lagerleben dar­stellt, doch war dieser wohl ebenso wie der erwähnte berittene Husar nicht die Arbeit Jo­hann Radieis, sondern seines Sohnes Jakob. Der eine stammt beglaubigter Weise, aus dem Jahr 1788, der andere, der an die napoleoni­schen Kriege erinnert, ist wahrscheinlich 1809 verfertigt worden. Es ist bezeichnend für diese Darstellungen, dass sie neben der dominieren­den oder Hauptfarbe auch ein, oder zwei mäs­sig gebrauchte Farben von feiner Nüancierung benützten, wie z. B. die Fleischfarbe des menschlichen Körpers. In den Kompositionen spielen natürlich auch weiterhin die Landschaf­ten eine grosse Rolle, obschon hier die mensch­lichen Gestalten ihren Charakter als Staffage verlieren und die umgebende Landschaft als zweitrangiger Faktor nur mehr nach Art der Kul isse den Rahmen füllt. Aber gerade die sorgsame Beobachtung der Natur, die minutiöse Ausarbeitung der Pflanzen zeigt am besten, dass das beliebteste Dekorationsverfahren der Fayencefabriken die Blumenmalerei war ; die Übernahme der Pflanzenwelt war immer ihre stärkste Seite. Da wir den Meister der Gemälde von Landschaften und freieren Themen der Tataer Majolikafabrik grossenteils in der Person Jo­hann Radieis zu erkennen meinten, haben wir, um die Holicser Verbindungen nachzuweisen, auch nach seinen früheren Erzeugnissen zu forschen begonnen. Wenn wir die Buchstaben­Markierung der Malereien in Betracht ziehen, so finden wir im Holicser Denkmälermaterial zwei solche Stücke, die man mit dem Namen Radieis in Zusammenhang bringen könnte. Das eine ist ein im Jahre 1759 angefertigter Krug. Er stellt eine Harlequin-Szene dar, mit der Markierung R über der Jahreszahl. Das andere ist ein flacher, schon beinahe einer Feldflasche gleichender Krug, dekoriert mit einem blauen Muster von Rouen und mit geflügelten Käfern. Seine Markierung istJ. R. 1772. Beide Gefässe befinden sich im Besitz des Kunstgewerbemu­seums. Den zweiten Krug könnte man wegen der Ubereinstimmung der Anfangsbuchstaben noch irgendwie als Werk Johann Radieis hin­nehmen, fällt ja doch auch die Jahreszahl in die Zeit seines Aufenthalts in Holies. Wir las­sen die Annahme trotzdem fallen, denn man kann kaum glauben, dass der leitende Meister der Werkstatt statt mit künstlerischen Aufga­ben mit dem Malen von einfachen, mechanisch wiederholten Rouener Mustern betraut worden wäre. Hier bergen die Anfangsbuchstaben den Namen desjenigen in sich, für den die Gefässe hergestellt wurden. Bei eingehender Untersu­chung des erstgenannten Kruges müssen wir trotz der Markierung mit dem Buchstaben R und der Jahreszahl 1759 (Radiel stand schon 1754 im Dienste der Fabrik) gänzlich nicht nur auf die Urheberschaft Radieis, sondern auch auf die Abstammung des Kruges aus Holies ver­zichten. Der Krug trägt keinerlei Fabriksmarke, was zwar noch kein entscheidendes Kriterium für seinen fremden Ursprung ist, denn auch Schirek hielt ihn für Holicser Erzeugnis. 1 3 Doch gegen seine Herkunft aus Holies spricht die ungewohnte grau-blaue Nüance seiner Grund­glasur, die Abweichung der zum Ausmalen der Harlequinszene benützten matten Farben von der Farbenskala der Holicser Fabrik, ferner die Technik der Pinselbehandlung. Den Krug hal­ten wir auf stilkritischer Grundlage unsererseits nicht mehr für ein beglaubigtes Holicser Er­zeugnis. Von aller Markierung abgesehen zei­gen die in Holies verfertigten Gefässe mit Land­schaft-Darstellungen, sowie die naturalistischen und figuralen Formen eine viel engere Ver­knüpfung mit den Iataer Arbeiten Radieis. Bei diesen fällt wirklich die Sonderung schwer und nur insofern können wir Unterschiede zwischen den Erzeugnissen der beiden Fabriken feststel­len, als die Maltechnik der Tataer Stücke fri­scher und bestimmter, ihre Komposition reicher 1 3 C. Schirek. a. a. 0. S. 234.

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