RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 136 — neuen, entwickelteren Tongewerbes Platz zu machen. Der Wandel, der im Servieren und Tischdecken eingetreten war, wird sehr interes­sant in einem Brief des Tataer herrschaftlichen Gutsverwalters an den Vorstand der Pápaer Herrschaft vom 28. Mai 1799 beleuchtet: „Die Herrschaft geht nach Pápa, macht Euch bereit ... Silberplatten zum Herumreichen des Weins sind nicht notwendig, den Wein pflegt man meistens nur auf Porzellantellern herumzureichen. Por­zellangeschirr können wir einiges schicken. Die Schokolade („Csukoládé") trinken sie nach der jetzigen Mode auch aus höheren Kaffeetassen..." 1 Und die neuen Eroberer strahlten dort in ihrem schimmernden Glanz, in ihren brennenden Far­ben, mit ihren reizenden Darstellungen, die ein Lächeln hervorzauberten, und brachten Leben in ihre Umgebung. Aber indem die Fayence­fabrikation Schritt hielt mit den höheren An­sprüchen, gab sie sich nicht zufrieden damit, die Herstellung von Habaner- und irdenem Ge­schirr in den Hintergrund zu drängen, sondern sie musste den Kampf aufnehmen mit ihren stärksten Konkurrenten, den Porzellanfabriken. Die früher gegründeten berühmten Fayence­SabriUen standen so lange in Blüte, als sie Zier­stücke herstellten, die den Stil der italienischen Majolika und die orientalischen Porzellangegen­stände nachahmten oder diesen in ihrer Wir­kung glichen. Das Publikum war nämlich lange Zeit unbewandert im Erkennen der Porzellan­gegenstände, denn von den Originalstücken ge­langte nur wenig in Handelsverkehr. Nach der Entdeckung des Porzellans trat ein neuer Wan­del in der Keramik ein Jetzt gingen die Por­zellanfabriken dazu über, orientalische und Delf­ter Muster nachzuahmen ; im Besitz des neuen Stoffes natürlich mit grösserem Erfolg. Die tech­nische und künstlerische Entwicklung führte aber die europäischen Porzellan- und die Fa­yencefabriken langsam auf selbständige Wege. In ihrem gemeinsamen Bestrebungen gelangte die Porzellanfabrikation in eine vorteilhaftere Lage, denn ihr hartes, in höherem Wärmegrad erhitztes weisses, durchsichtiges Material gestat­tete viel mehr Freiheit und Möglichkeit. Das Bestreben der Fayencefabriken war jetzt darauf gerichtet, in den Besitz des ängstlich gehüteten Geheimnisses zu gelangen. Daseinsinteressen standen auf dem Spiel und deshalb setzten die Fayencefabriken alles daran, ihren Betrieb auf­1 Gr. Esterházysches Arch. Protoc. Correspond. (Inv. Nr. 1286) A° 1799. rechtzuerhalten. An vielen Orten nützten sie die mangelhafte Orientiertheit des Publikums aus und traten in der Hoffnung auf erfolgreiche Versuche — dass konnte ja ihrerseits wirklich auch gutgläubige Zielsetzung sein — als Grün­dungen, die sich mit der Fabrikation von Ma­jolika und Porzellan befassen, vor die Öffent­lichkeit. Die Benennung Porzellan übte einen besonderen Zauber, und deshalb bemühte sich die Fayencefabrikation als Schwester neben der Porzellanfabrikation einherzugehen. Alles, was die Porzellanfabriken erzeugten, versuchte auch die Fayencefabrikation und dieses enge Verhält­nis zeigt am besten, dass ihre Wege nicht von einander zu trennen waren, es zeigt aber auch die tiefe Wirkung, welche die Porzellanfabrika­tion auf die Fayencefabriken ausgeübt hat. Den Mangel an Feinheit des Materials suchten sie durch eine dem Weiss der Porzellangefässe zum Verwechseln ähnliche glänzend weisse Glasur und durch Dekoration in leuchtenden Farben wettzumachen. Aber auch an Findigkeit waren sie nicht unterlegen, und dies beweisen am besten die Denkmäler. Das Experimentieren mit figuralen oder na­turalistischen Gegenständen und anderen Kom­positionen stellte die Fayencebetriebe natürlich schon vor schwierigere Aufgaben. Trotzdem ver­suchten sie sich darin und nicht ohne Erfolg, obgleich sie vom geschäftlichen Gesichtspunkt keine grossen Hoffnungen daran knüpfen konn­ten. Das weichere Material der Fayence war nämlich weniger geeignet zu solcher künstleri­scher Arbeit, denn die in der Porzellanerzeu­gung erreichten Feinheiten des Details konnte man aus ihm nicht herausholen. Das Nach­ahmen und Kopieren hatte auch oft keinen an­deren Zweck als nachzuweisen, dass auch die Fayencefabrikation imstande ist, ähnliche Auf­gaben zu lösen. Aber in diesem industriellen Kampf war dies ihre letzte Kraftanstrengung, und nur um ebenbürtige Konkurrenten der Stein­gut- und Porcellanfabriken bleiben zu können, überschritt sie in ihrem eifrigen Bemühen die Grenze des Material-Gemässen und der durch eine dicke Glasurschicht erreichbaren Wirkung und der Ausführungsmöglichkeiten. Ausser der Zweitrangigkeit des Materials, den höheren Herstellungskosten, dem bedeutenden Mehr an Arbeit und Risiko, veranlasste vielleicht in nicht geringem Masse die verfehlte künstlerische Ziel­setzung die Fayencefabriken zum Rückzug und führte später zum allgemeinen Verfall.

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