RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

- 137 — Aber ein nicht minder wichtiges Ziel war die ständige Verbesserung der Güte des Ma­terials. Man kaufte und studierte die Erzeug­nisse anderer Fabriken, man experimentierte, nahm Probebrennungen vor, verhandelte mit Ingenieuren über den Entwurf von Maschinen, die die Verarbeitung und Vorbereitung von Ton und Schmelz erleichtern und vervollkommen sollten. Fieberhaftes Betriebsleben herrschte in den Fabriken. Das Gewerbe im Dienst der Kunst gestattete nur edlen Wettstreit, denn sein Be­ruf war es, die Kunst zu vermitteln und den Geschmack zu entwickeln. Deshalb bedeutete bei uns das Streben nach Originalität einen neuen Stil, was durch die hervorragendsten künstlerischen Kräfte der Fabriken eingeführt wurde. Im allgemeinen strebten die Fabriken so­wohl im Modellieren wie in der Dekoration nach Originalität, denn ihre wohl bewährten, gefälli­geren Erzeugnisse suchte und erkannte das kau­fende Publikum vielleicht nicht einmal so sehr nach ihren Marken, als vielmehr nach ihren beliebten, allgemein bekannten Modellen. Die Markierung bestätigte nur mehr die Kunst der Fabrik, den Schutz ihres guten Namens, die Echtheit des Stückes. Mit diesen sogenannten typischen, mit dem Namen der Betriebe ver­schmolzenen Musterstücken zogen sie die Auf­merksamkeit des Publikums auf sich. Diese bil­deten den Stolz der Fabriken, wie in Tata die Garnituren mit den Krebsen und die architek­tonischen Tafelaufsätze. Es besteht kein Zweifel darüber, dass in Holies, besonders in der Zeit bis 1770, solange seine besten Meister noch nicht nach Tata weg­gezogen waren, solche Modellstücke und Zier­gegenstände hergestellt wurden, mit denen Tata sich nicht einmal versuchen konnte, weshalb es sich aber auch gar nicht an sie heranwagte. Und doch arbeiteten beinahe dieselben Meister in Tata wie in Holies und trotzdem konnten sie keine ähnlichen Leistungen übernehmen, denn aus Mangel an grösserem Kapital konn­ten sie nur mit bescheidenen Mitteln und in recht engem Rahmen tätig sein. Tata war we­der des Kaisers, noch des Wiener Hofs verzär­telter Liebling, wie Holies. Es war eine nüch­terne, abwägende, auf Berechnungen erbaute, um das Dasein kämpfende, mit Arbeitslust und dabei auch künstlerischem Streben ins Leben gerufene bürgerliche Industrieunternehmung. Sei­ne Besteller und Käufer waren nicht Fremde, die zur Umgebung des Hofes gehörten, sondern die ungarischen Bürger und Magnaten. Holies hatte vornehme Gönner und sein von jeglichem Risiko freier Betrieb konnte sich den Luxus er­lauben, sich auch mit China nachahmenden Zierstücken nach Delfter oder Meissener Muster, mit Statuetten oder Statuettengruppen oder mit phantastischen Tafelaufsätzen zu versuchen. Tata wirkte unter realeren Lebensbedingungen. Es betrachtete es als seine Hauptaufgabe, die Bürgerschaft zufriedenzustellen. Tata konnte nur das produzieren, was Absatz fand, Da es über sehr wenig Kapital verfügte, konnte es seine Waren nicht auf Lager legen, es konnte auch nicht für ständige grosse Niederlagen sorgen und seine Waren eigentlich nur auf den Märk­ten Transdanubiens unterbringen. Deshalb kom­men die meisten erhalten gebliebenen Tataer Majolikagefässe auf dem Gebiete Transdanu­biens zum Vorschein. Diner wirft den ungarische Fayencefabri­ken in seiner Studie über die ungarische Fayen­cen und Töpferwaren vor, dass ihnen trotz ih­rer erstrangigen Erzeugnisse, die den Wettbe­werb mit jedem beliebigen Betrieb Westeuro­pas aufnehmen könnten, die Originalität, die Selbständigkeit fehle. 2 Seine Behauptung kann nur für die Allgemeinheit Geltung haben, denn dann würden unter den ungefähr 40 europäi­schen Fayencefabriken des XVIII. Jahrhunderts vielleicht nur die namhaftesten, wie Delft, Meis­sen, Rouen, Strassburg und Niederweiler Aus­nahmen bilden. 3 Aber auch diese Fabriken von europäischem Ruf konnten sich den orientali­schen und teilweise italienischen Einwirkungen nicht entziehen und traten erst während der späteren Entwicklung auf neue, selbständige Wege. Schirek nimmt zwar Holies in Schutz und bemüht sich, wenigstens zu zeigen, dass die Fayencefabriken der Monarchie samt und sonders Holies nachgeahmt haben, und dass ihr Wirken ohne Holies beinahe undenkbar wä­re. 4 Unter den von ihm aufgezählten Fabriken ist jedoch Tata nicht erwähnt und vielleicht mit Recht, denn Tata war nicht nur bemüht, sich von der drückenden Alleinherrschaft Holies' zu befreien, sondern es strebte zugleich auch nach Unterscheidung und Originalität. Bei Diners all­gemeiner Feststellung müssen wir also im Falle 2 Diner J. : Ungarische Fayencen und Töpfermarken. Kunstgewerbeblatt. (II. Jahrg. 1891.) S. 52. 3 C. Schirek a. a. 0. S. 200. 4 C. Schirek a. a. 0. S. 202.

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