RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - VIII. Die Erzeugnisse der Fabrik

VIII. DIE ERZEUGNISSE DER FABRIK.­Im Gegensatz zu den berühmten Fayence­und Porcellanfabriken des Westens wurden in Tata ebenso wie in Holies in erster Reihe Gegen­stände des allgemeinen Bedarfs, in der Haus­haltung gebräuchliche Gegenstände, also Ge­fässe, fabriziert. Diese gaben den Fabriken ih­ren Geschäftsverkehr und ihr Einkommen. Doch dürfen wir die Fayencegefässe — trotz ihrer einfachen Bestimmung — nicht als Massenarti­kel betrachten, denn ihr sorgfältiger hergestell­tes Material, die Reinheit und Färbung der Gla­sur, ihre künstlerische Form und Ausschmük­kung wich ab von den etwa dem gleichen Zwecke dienenden gewöhnlichen Töpfergefäs­sen. Aber sie wichen auch von den Habaner­gefässen ab und im Gegensatz zu deren orts­verbundenen Volkskunst vertraten die Fayence­fabriken im Dienst der Keramik die höhere Kunst. Übrigens verlangten der Genuss des im XVIII. Jahrhundert zur Mode gewordenen Tees, Kaffees und der Schokolade sowie die für meh­rere Gänge reich gedeckten Tische der Aristok­raten und wohlhabenderen Bürger neue Gefäss­formen. Ihre Herstellung überstieg die Fähig­keiten des Töpferhandwerks, und deshalb konn­ten die Meister mit ihren einfacheren Einrich­tungen und Mitteln und mit ihren materiellen Kräften es auch gar nicht übernehmen, die grösser gewordenen Ansprüche zu befriedigen. Die neuen Gefässformen wurden teils vom Orient übernommen, teils entstanden sie inspiriert vom Orient. Manche Form entlehnte aber ihre Gestalt der Goldschmiedekunst, den Silber-sowie denZinngefässen. Doch die aus dem Orient impor­tierten Porzellangegenslände wirkten nicht nur durch die Neuartigkeit des Materials, ihrer Formen und des technischen Verfahrens revolutionierend auf das Tongewerbe, sondern vor allem durch die Freiheit der Phantasie, die sie in der Dekora­tion erlangten. Diese Umgestaltung förderte zum guten Teil der künstlerische Geist des XVIII. Jahrhunderts mit der Unruhe seines Barocks, später mit der Überschwenglichkeit des Rokoko. Die parallelen Bestrebungen lösen so selber die Frage, warum gerade die Kunst des XVIII. Jahrhunderts die mit leicht zu formendem Ton arbeitende Keramik erobert hat. Neben den Ge­fässen wurden nämlich in ziemlich grosser Zahl auch solche Gegenstände hergestellt, die zwar oft praktischen Zwecken dienten, aber trotzdem von der gewohnten Form abwichen und in der gekünstelten, geistreichen Art, wie sie erdacht waren, mit ihrer feineren Ausführung teilweise schon an höhere Gebiete der Kunst rührten. Solche waren die als Schmuckstücke dienen­den mannigfachen figuralen und naturalistischen Butter-, Zucker-, Salz- und Gewürzdosen, die Obstschalen, Weihwasserbehälter, Tinten- und Parfümflaschen. Danach war es nur mehr ein weiterer Schritt zur Fabrikation der selbstän­digen Statuetten, Statuengruppen, Schauteller und architektonischen Tafelaufsätze. Das Ton­gewerbe öffnete seine Werkstatt den unbe­schränkten Möglichkeiten, verwarf das strenge Prinzip vom entsprechenden Material und riss die Scheidewände zwischen den einzelnen Zweigen der Kunst nieder. Die zuletzt erwähn­ten Stücke stellten die Fayence- und Porzellan­fabriken schon vor viel schwierigere Aufgaben und wurden deshalb auch seltener verfertigt. Und doch waren diese die eigentlichen Grad­messer der Fabriken, die Meisterwerke der Fa­yence- und Porcellantechnik, Prachtstücke, die den Ruhm der Fabrik verkündeten. Die Fayence- und Porzellangegenstände eroberten mit ihrer leichten Verbreitung ein neues Gebiet, die Wohnung. Von den Wänden, Ge­stellen, Tischen und Schränken verschwanden die alten irdenen Geschirre, die Zinngefässe, so­gar auch das Silber, um den Erzeugnissen des

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