RÉVHELYI ELEMÉR: A TATAI MAJOLIKA TÖRTÉNETE / Bibliotheca Humanitatis Historica - A Magyar Nemzeti Múzeum művelődéstörténeti kiadványai 8. (Budapest, 1941)

Tartalomjegyzék - INHALTSVERZEICHNIS - IV. Die weiteren Erfolge der Fabrik (1788–1820)

-116­auch das Material der Erzeugnisse. Statt des Tones kam das feinere Kaolin zur Verarbeitung und je mehr Raum der Hartziegel und das eng­lische Steingut gewannen, umsomehr wurden die Fayencegefässe in den Hintergrund gedrängt. Holies war schon früher, noch 1786, zur Stein­gutfabrikation übergegangen, denn seine star­ken Konkurrenten in der Fayencefabrikation waren imstande, seine Zukunft unsicher ma­chen, während Tata erst im ersten Jahrzehnt des XIX. Jahrhunderts es für nötig fand, das neue technische Verfahren einzuführen, als auch in Ungarn die mit dem Hartziegel sich beschäftigenden Steingutfabriken nacheinander entstanden, sogar an Orten, wo früher keine Fayencegefässe angefertigt wurden. Die Neuerung, die Umstellung des Betriebs war mit einer grösseren Investition verbunden gewesen, zu der Schlögl zur Zeit der Geldent­wertung nach den napoleonischen Kriegen nicht das genügende bewegliche Kapital besass. Aber er hatte nicht einmal mehr Lust, die Fabrik aufrechtzuerhalten, geschweige denn gar zu kostspieligen Investitionen, denn ausser dem Existenzkampf der alten grossen Fabriken stand ihm der Leidensweg seines von Tata wegge­gangenen Schwagers Dominik Kuny und der Zusammenbruch seiner Budaer Gründung vor Augen. 2 6 Am liebsten hätte er auf die weitere Aufrechterhaltung der Fabrik verzichtet und sich mit der Führung seiner beiden Geschäfte be­gnügt. Seiner Gattin zuliebe wollte ersieh aber doch nicht von der Fabrik trennen, die einst bessere Tage gesehen und sich einen guten Namen erworben hatte. Inmitten seiner Grübe­leien ereilte ihn der Tod ; er starb am 18. Juli 1811 im Alter von 57 Jahren. 2 6 Wenn seine Witwe, geb. Therese Hermann sich nicht auf die Leitung des Betriebs verstan­den und die Werkstattgeheimnisse der Fabrik gekannt hätte, so hätte diese jetzt aus Mangel an Leitung gesperrt werden müssen. Aber wie einst ihre Mutter, die Witwe Hermann, so lei­tete jetzt Witwe Schlögl, vor nichts zurück­schreckend, mit weiblicher Gewissenhaftigkeit und Geduld die Fabrik weiter. Zu ihrem Glück folgten etwas friedlichere Jahre. Die Tataer Ma­jolikagefässe konnten noch einmal ihren Erobe­rungsweg antreten und aufs neue ihren einst erkämpften vornehmen Platz einnehmen, Die 2 5 Siklóssy L. a. a. O. S. 95-128. 2 6 r. k, Pfarramt in Tata. Lib. Defunct. (Curator fab­ricae). Tataer Waren erfreuten sich zu einer Zeit, als schon überall nur die Erzeugung von Steingut verbreitet war, noch immer eines grossen Ab­satzes. Gerade von Seiten der Herrschaft erhielt die Witwe Schlögl grössere Bestellungen, denn in diesen Jahren wurden die Schlösser von Tata, Csákvár, Cseklész und Pápa teils durch Neuanschaffung von Servicen, teils durch Er­gänzung der alten ausgestattet. 2 7 Aber in den letzten Jahren ihres Lebens war auch Witwe Schlögl dem Kampfe mit der immer stärker werdenden Konkurrenz der Stein­gut- und Porzellanfabriken nicht mehr gewach­sen. Der neue Aufschwung halte der Witwe Schlögl vielleicht aus ihren augenblicklichen materiellen Schwierigkeiten geholfen, aber ihre Kraft war gebrochen, sie war des Kampfes müde. Sie sah ein, dass sie die Fabrik doch nicht ihrer Familie, ihren Kindern erhalten kön­ne, denn ihre älteste Tochter, die nach Schlögls Tode am 3. August 1812 als Sechzehnjährige die Ehe mit Josef Pasteiner, 2 R dem Sohne eines Kaufmanns in Tóváros geschlossen hatte, be­sass weder Anlage, nocht Lust, die Familien­tradition fortzusetzen und den Betrieb zu leiten. Der jugendliche Schwiegersohn übernahm, wie einst Georg Schlögl, lieber die Führung der mit weniger Risiko verbundenen Geschäfte. Unter solchen Umständen unternahm die nun allein gebliebene Witwe Schlögl wegen des Anwach­sens ihrer Schulden einen letzen Versuch, die Fabrik zu retten : unter Einschränkung des Ma­jolikabetriebs ging sie doch zur Fabrikation von Steingut über. Aber deren Einführung und Lei­tung vertraute sie schon einer fremden Hand, Vincenz Stingl aus Sopron an. Ein Jahr vor ihrem Tode übergab sie Stingl auch die gänz­liche Leitung der Fabrik, und schloss mit ihm im Jahr 1819 einen Vertrag auf drei Jahre, da damals der 30 jährige Vertrag, den ihr Gatte Georg Schlögl mit der Herrschaft geschlossen hatte, abgelaufen war. 3 9 Für uns war die Erschliessung der Daten über die Tataer Steingutfabrikation eine grosse Überraschung. Die Literatur hat nämlich bis jetzt die Tataer Steingutfabrikation völlig unbe­achtet gelassen, trotzdem in Tata, also an zu­2 7 Gr. Esterházysches Arch. Rubricale (Inv. Nr. 183.) S. 12. 13, 21. 92. 2 8 C. Schirek. a. a. 0. S. 71. — r. k. Pfarramt. Lib. Copul. 2 9 Gr. Esterházysches Arch. Protoc. (Inv. Nr. 59.) Nr. 642, 1520.

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